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Japans Monarch Akihito dankt ab
"Der Kaiser ist der letzte Linke"

Epochenwende in Japan: Der 85-jährige Kaiser Akihito dankt nach drei Jahrzehnten ab. Er steht vor allem für Frieden, erklärt die japanische Schrifstellerin Yoko Tawada im Dlf. Das Kaiserhaus habe damit eine wichtige Funktion in der aktuellen Situation in Japan.

Yoko Tawada im Gespräch mit Michael Köhler |
Japans Kaiser Akihito (Zweiter von links) spricht am 6. Mai 2011 in Kamaishi mit Überlebenden des schweren Erdbebens und Tsunami in Japan
Kaiser Akihito mit Überlebenden des Tsunami von 2011 (TOSHIFUMI KITAMURA / AFP)
Die Lyrikerin, Schrifstellerin und Übersetzerin Yoko Tawada schreibt ihre Werke auf Japanisch und Deutsch. "Ich war, als ich jung war, natürlich gegen das Kaisertum, weil durch das Kaisertum könnte der Nationalismus wieder aktiviert werden wie im Zweiten Weltkrieg", sagte Yoko Tawada im Dlf. "Aber jetzt sieht es eher so aus, dass das Kaiserhaus ein Botschafter der Friedensmission ist, während man das von der Regierung nicht mehr behaupten kann." Diese Funktion müsse man aus historischen Gründen auch den anderen asiatischen Ländern vermitteln.
Monarchie als Opposition?
Die Ära von Akihito wird «Heisei» genannt, eine Zeit des Friedens. "Wenn es nur eine Macht gibt, symbolisch und politisch oder religiös und politisch, dann besteht immer die Gefahr - nicht immer vielleicht, aber zumindest jetzt in Japan - besteht die Gefahr für mich, dass es zur Diktatur führt." Es gebe auch den Spruch unter Linken: "Der Kaiser ist der letzte Linke".
Die Schriftstellerin Yoko Tawada
Die Schriftstellerin Yoko Tawada (Deutschlandradio Kultur / Leila Knüppel)