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Jason Ricci & The Bad Kind
Mundharmonika am Limit

Jason Ricci spielt mit seiner Band The Bad Kind wilde, teils frei improvisierte Musik: Rhythm & Blues, New Orleans- und Delta-Funk. Über allem schwebt Riccis Spiel auf der Mundharmonika, mit Effekten verfremdet und vor allem begnadeter Technik.

Am Mikrofon: Tim Schauen |
    Drei Männer stehen auf einer Bühne und musizieren.
    Grammy-Gewinner und Harmonika-Virtuose Jason mit Teilen seiner Band The Bad Kind (stagepixel.de/Peter Bernsmann)
    2014 hat der amerikanische Harp-Spieler einen Grammy (mit-) gewonnen, denn er war an Johnny Winters letztem Album "Step back" beteiligt: mit wahrlich virtuosem Spiel auf der Mundharmonika - das musikalische Vokabular der Bluesharp weit hinter sich lassend. Nach schwierigen Zeiten mit Drogen und Gesetzeskonflikten ist Jason Ricci also zurück.
    Interview mit Jason Ricci
    "Es geht, ist okay. Ich war jetzt lange auf Tour, freue mich auf Zuhause, wo ich mich ausruhen kann. Ich bin jetzt seit Oktober 2007 auf Tour. (lacht)
    John Lisi hat mir geholfen, die Band The Bad Kind aufzustellen. Nachdem ich 2009 aufgehört hatte, professionell Musik zu machen, bin ich nach New Orleans gezogen. Dort habe ich dann irgendwann angefangen, mit ihm zu spielen, war also in Johns Band. Als ich dann wiederum eine neue Band machen wollten, war John die erste Wahl, und da wir vorher zusammen mit Andy Kurz, dem Bassisten, gespielt hatten, sagte ich: Ich will Evil Andy haben - und so kam es dann auch.
    Ein Mann mit schwarzen Haaren und Wollmütze steht auf einer Bühne und spielt Elektrobassgitarre.
    Der Bassist Andy Kurz von der Band The Bad Kind (stagepixel.de/Peter Bernsmann)
    Schlagzeuger Adam Baumol kam vor zwei Jahren nach New Orleans, das war, während ich im Gefängnis saß. Und Gitarrist Sammy Hotchkiss ist eine New Orleans- Gitarrenlegende! Jeder in der Stadt kennt ihn, er hat in gleich zwei der einflussreichsten New Orleans-Funkbands gespielt, nämlich Smiling Miron und Juice. Ich wollte einfach eine Formation, wo es um Spaß geht, weniger intellektuell, weniger Jazz-Fusion, mehr darum, eine gute Zeit zu haben, wenn wir Musik machen. Ich bin soviel unterwegs und nicht zuhause, da will ich einfach Leute um mich herum haben, die mir wichtig sind und denen ich wichtig bin.
    Ich meinem Spiel versuche ich, ruhiger zu werden, langsamer zu machen, mehr Raum zu lassen. Versuche, mehr um die Akkorde herum zu spielen. Klar, ich habe auch ein paar neue Pedale, gerade habe ich ein Leslie-Pedal bekommen, sehr cool, aber ich bin ja kein Gitarrist. Und wenn ich übe, dann sowieso ohne die Pedale und die ganze Elektronik - vermutlich sollte ich das zwar tun, aber das bringt mich von der harp weg.
    Ich bin ja auch kein Virtuose, sehe mich selbst jedenfalls nicht so, dafür spiele ich oft genug, um das einschätzen zu können. Bei der Mundharmonika hängt die Messlatte halt nicht so hoch, da nicht so viele sie spielen. Die Leute hängen mir allerhand komische Dinge an, wie "er spielt zu viele Noten", oder: "Jason ist ein Genie!" oder auch: "Jason ist wegen seines Lebens abseits der Bühne der schlechteste Mensch der Welt!" oder auch: "Oh, er ist der Beste!"
    Ein Mann mit blondierten Haaren steht auf einer Bühne und singt in ein Mikrofon.
    Jason Ricci auf der Bühne des Bluesfestival Schöppingen 2016. (stagepixel.de/Peter Bernsmann)
    Die Wahrheit ist: Ich kämpfe hart, um durchzukommen, muss mir jeden Dollar hart verdienen. Ich versuche, ehrliche Musik zu machen, und möchte nicht in diesen Kategorien zu denken, von denen die Leute wollen, dass ich so denke. Genie! (lacht) Ich will einfach gute Musik machen, muss damit mein Geld verdienen, um meine Katze und meine Freundin zu unterstützen."
    Im Internet wird immer noch soviel Mist über mich erzählt: Ich spiele ein kurzes lick und dann heißt es gleich: Das ist aber kein Blues! Dabei ist das Ding von T-Bone Walker. Aber weil ich es auf der Mundharmonika spiele, kann man ja Mist über mich erzählen. Das Internet ist voll von solchem Quatsch über mich: Wie kann jemand eine Show von mir sehen und dann behaupten, ich würde es nicht fühlen - ich kann jetzt aber leider nicht behaupten, dass mich das kalt ließe. Nein, ich bin zerbrechlich und das alles verletzt mich." (kichert)
    Die Sache ist doch so: Du musst Dein Leben wegwerfen, wirst schlecht bezahlt und hängst mit einem Haufen Alkoholiker und Drogensüchtiger ab, und wirst von den cleveren Leuten noch abgezogen. Dafür macht man Musik. Mehr musst Du nicht wissen: Das alles braucht man, um Blues zu spielen!"
    Aufnahme vom 15. Mai 2016 beim Bluesfestival Schöppingen
    Diese Sendung können Sie nach Ausstrahlung sechs Monate nachhören.