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Jauch kritisiert "Profilneurotiker" in der ARD

Günther Jauch hat die Begleitumstände seiner Vertragsverhandlungen mit der ARD heftig kritisiert. Es habe "manchen Profilneurotiker" gegeben, der sich in Zusammenhang mit der Causa Jauch auch zu Wort melden wollte, sagte der Fernsehmoderator. Sein Entschluss, die Sendung von Sabine Christiansen nicht zu übernehmen, sei endgültig.

Moderation: Christoph Schmitz | 11.01.2007
    Christoph Schmitz: Der König ist tot, es lebe der König. Der Journalist und Fernsehmoderator Günther Jauch will also nicht die Nachfolge von Sabine Christiansen antreten. Der Name eines neuen Kandidaten ist kurz nach Jauchs Absage schnell gefallen: Frank Plasberg lautet er. Der Moderator der WDR-Sendung "Hart, aber fair". SWR-Intendant Peter Voß hat Plasberg ins Spiel gebracht, denn "ohne Jauch geht’s auch" reimte er. Aber ist der gescheiterte Deal so schnell und so leicht zu verkraften? Was hat zum Scheitern geführt? Günther Jauch, es heißt, Ihr Vertrag sei mit der ARD bereits im November komplett ausformuliert gewesen. Dann habe es von einigen Landesrundfunkanstalten Nachforderungen gegeben, so NDR-Intendant Jobst Plog, der das kritisierte und Verständnis für Ihren Rückzuck äußerte. Welche Nachforderungen der ARD waren das konkret?

    Günther Jauch: Das waren im Wesentlichen zwei Punkte: Zum einen wollte die ARD mich über den Sonntagabend hinaus zumindest journalistisch exklusiv an sich binden mit einem weiteren Format, was man dann noch bei der ARD entwickeln wollte, und das zweite war, dass die jahrelange Zuständigkeit für die Sendung von Sabine Christiansen dahingehend geändert werden sollte, dass künftig die Chefredakteure der ARD, neun an der Zahl, für mich zuständig sein sollten, und das hat dann doch nicht meiner Vorstellung von, ich nenne es mal, innerer Freiheit und äußerer Unabhängigkeit entsprochen, und deswegen habe ich am Ende abgesagt.

    Schmitz: Diese Nachforderungen, die waren im ersten Vertrag, im ursprünglichen Vertrag nicht so deutlich beziehungsweise die Zuständigkeiten redaktionell hätten bei Ihrer Sendung bei Ihnen gelegen?

    Jauch: Die redaktionelle Zuständigkeit liegt in erster Linie bei mir, weil wir die Sendung produziert und redaktionell betreut hätten. Aber es gibt natürlich einen redaktionellen Ansprechpartner, und der war früher im Wesentlichen bei der Unterhaltungsredaktion des Norddeutschen Rundfunks, und das hat ja über die Jahre bei Sabine Christiansen auch sehr gut funktioniert, und es hatte ja auch Gründe, dass man sich ursprünglich mal dazu entschlossen hatte, und diese Zusammenarbeit wollte ich gerne fortsetzen, und in dem Vertrag stand auch drin, dass die der entsprechende Ansprechpartner sind, und das ist dann noch mal geändert worden. Ich war ja der ARD schon sehr weit entgegengekommen. Es gab überhaupt keine Probleme bei der finanziellen Ausstattung, das hatten wir in wenigen Tagen ausverhandelt. Auch das Problem der Werbung, von außen sehr oft hochgespielt, spielte deshalb keine Rolle, weil ich mir vertraglich zwar Werbung nicht habe untersagen lassen, aber ich hatte der ARD zugesichert, ihr werdet mit mir kein Problem haben, hatte demzufolge alle meine Werbeverträge gekündigt oder hatte sie, die neuen, die anstanden, hatte ich storniert, und die anderen hatte ich auslaufen lassen. Das heißt, da hatte ich im Grunde schon vorgesorgt, was ich nicht hätte machen brauchen, weil ich ja jetzt am Ende die Sendung doch nicht mache.

    Schmitz: Welche ARD-Anstalten waren es denn, die politisch oder beziehungsweise redaktionell mitwirken wollten?

    Jauch: Na, das wären alle ARD-Anstalten gewesen.

    Schmitz: Aber woher kamen die Nachforderungen?

    Jauch: Na ja, die ARD hat insgesamt mit mir verhandelt, und die Nachforderungen kamen zum Teil aus dem Kreis der Intendanten, zum Teil aber, das wurde ganz deutlich, aus den Gremien. Also das Gegrummel aus den Gremien mit Wortmeldungen, die nicht immer hilfreich waren, das war schon ständig zu hören. Da gab es manchen Profilneurotiker, der im Zusammenhang mit der Causa Jauch sich einfach dann auch mal zu Wort melden wollte, und das hat insgesamt die Verhandlungen dann doch belastet. Dazu kam Schleichwerbeskandal bei der ARD, die Diskussion über die Bosdorf-Personalie, die etwas unglücklichen Umstände des Jan-Ullrich-Vertrages, dazu noch zwei Intendantenwahlkämpfe, also beim SWR und beim WDR, in die ich mitten hineingeriet. Also das waren einfach Begleitumstände, die die Verhandlungen dann am Ende schwierig gemacht haben.

    Schmitz: Gibt es denn noch Spielraum, oder ist die Sache ein für alle Male vorbei?

    Jauch: Nein, das ist jetzt erledigt. Ich habe noch mal eine Bedenkzeit bekommen, die jetzt dann auch für mich abgelaufen ist, und das Ergebnis steht jetzt so. Ich finde das sehr schade, weil ich gerade mit Professor Plog und mit Fritz Pleitgen und mit Günther Struve sehr gut und vertrauensvoll gesprochen habe, und ich glaube, den Dreien tut das ungefähr genauso weh wie mir auch. Ich hätte diese Sendung sehr gerne gemacht.

    Schmitz: Wie hätten Sie diese Sendung eigentlich gemacht? Was wäre anders geworden?

    Jauch: Ja, schön, dass wir endlich mal über Inhalte sprechen. Ich denke, ich hätte den Politikbegriff gerne etwas erweitert, also ich verstehe Politik nicht in erster Linie als Parteipolitik, sondern ich hätte diesen Politikbegriff gerne gesellschaftspolitisch gesehen, ich hätte ihn gerne in erster Linie dahingehend abgeklopft, was bedeutet das für die Betroffenen und weniger was bedeutet das jetzt parteitaktisch für Vertreter der Parteien, die man womöglich noch nach dem Proporz im Deutschen Bundestag dann in dieser Sendung aufmarschieren lässt. Das wäre nicht so ganz meine Vorstellung gewesen, und insofern, denke ich, hätten wir da schon einige Ideen gehabt, die Sendung etwas weiterzuentwickeln.

    Schmitz: Wie geht es denn mit Ihnen nun weiter, bleiben Sie bei RTL oder wo treibt es Sie hin?

    Jauch: Ja, es wird bei mir jetzt erst mal keine großen Neuerungen geben. Ich war auch vorher schon nicht arbeitslos und werde im Grunde mein normales Programm so weiter machen. Die Welt geht davon auch nicht unter. Es ist schade, dass das nicht geklappt hat, aber die ARD wird das verkraften, und ich verspreche Ihnen, ich auch.