"Wir haben spätestens dann angefangen, etwas ernsthafter und mit mehr Energie und Elan an diesem Projekt zu arbeiten und haben gemerkt, welches Potenzial dahinter steht. Wir haben in allen möglichen Bereichen viel mitgenommen: Zwischenmenschlich, musikalisch und auch, was diese Musikbusiness-Sachen angeht. Wir haben auch immer noch Kontakte von Leuten, wo wir wissen: Die können wir mal anrufen und die helfen uns eventuell weiter, das war wirklich sehr gut."
Und so konnten Steffi, Janda und Meryem auch bei der Aufnahme ihres Albums auf Kontakte aus Popcamp-Zeiten zurückgreifen. Finanziert wurde ein Teil der Produktion durch ein erfolgreiches Crowdfunding bei startnext.de; immerhin hatte sich das Trio bis dahin schon eine kleine Fangemeinde erspielt. Die drei Musikerinnen haben sich bereits 2009 bei einem Musikstudium-Vorkurs in Berlin kennengelernt; schließlich trafen sie sich zur Immatrikulation an der Musikhochschule in Dresden wieder.
"Also ist im Prinzip aus einer Freundschaft eine Band entstanden. Wir haben uns nicht vorgenommen: Wir machen eine bestimmte Besetzung oder eine Mädchenband, sondern das hat sich einfach so ergeben und wir haben das angenommen. Und es war gut."
Auch wenn es nicht geplant war: Die ungewöhnliche Besetzung des Trios mit Gitarre, zwei Mal Stimme und diversen Kleininstrumenten hebt sich ab von anderen Popbands.
"Steffi spielt natürlich viel mit verschiedenen Effekten und auch mit ner Loopstation. Meryem und ich benutzen auch Effektgeräte für die Stimme, allerdings verfremden wir die Stimme nicht so stark, dass man sie nicht mehr erkennen kann, sondern da wird mal ein Hall oder Delay benutzt. Außerdem haben wir einen Koffer dabei mit vielen Kleininstrumenten: Da ist eine Handbürste dabei, Klanghölzer, Daumenklavier, Melodika, Xylofon. Also ganz viele kleine Instrumente, die wir je nach dem Sound, welchen wir gerade für ein Stück brauchen, zum Einsatz bringen."
Alle drei Musikerinnen vom Trio Coucou haben Jazz studiert. Was keinen direkten Einfluss auf ihre Songs hat, ihre Songs bewegen sich zwischen Folk, Pop und Singer/Songwriter. - Aber man mag einen Hauch von Jazz erahnen, wenn hier und da die Akkorde komplexer sind als einfache Dreiklänge und sich eine kleine Improvisationslinie einschleicht:
Oder wenn zuweilen ein 5/4 Takt erscheint:
Allerdings betonen Steffi und Janda, dass sie nicht bewusst komplex komponieren; sie schreiben einfach auf, was ihnen an Melodien, Rhythmen und Harmonien in den Kopf kommt. - Vielleicht ist das der Clou beim Trio Coucou: Die Songs sind eingängig und melodiös, sodass man erst beim zweiten Hören ungewöhnliche rhythmische und klangliche Details mitbekommt. Die Stimmen mit leicht unterschiedlichen Färbungen harmonieren gut miteinander, die Gitarrensounds sind abwechslungsreich – nur manchmal könnte die sehr ruhige und anheimelnde Stimmung aufgebrochen werden mit Lärm, Kraft und Euphorie. Aber der Titelsong "Paperskin" ist eben auch Programm für das Trio Coucou:
"Bei Paperskin geht es um einen Jungen, der so empfindsam ist und so sensibel, dass man das Gefühl hat, dass seine Haut aus Papier ist. Das ist ein bisschen sinnbildlich für die Platte, weil auch unsere Musik eine ganz sensible ist, zumindest für unsere Begriffe. Wir fanden das Wort sehr passend, schön und stimmungsvoll, um unsere Musik zu beschreiben."