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Jazzdor Berlin 2019 Nachlese
Klangreisen ins Unbekannte

Alljährlich Anfang Juni fand bisher in Berlin das französisch-deutsche Jazzdor Festival statt. Sein Schwerpunkt: zeitgenössische Improvisationsmusik. Mit den fulminanten Newcomer-Bands No Tongues und House Of Echo wurde es auch 2019 seinem Ruf gerecht, Überraschungen und Entdeckungen zu präsentieren.

Am Mikrofon: Karl Lippegaus |
    Ein Mann - kahlköpfig und bärtig - sitzt im Bühnenlicht vor einem Mikrofon und spielt gleichzeitig zwei Trompeten.
    Stereo-Effekte, ganz ohne Elektronik: No Tongues-Trompeter Alan Regardin ist ein Klangforscher am Instrument (Deutschlandradio / Karl Lippegaus)
    No Tongues sind ein Quartett mit zwei Bässen, Saxofon bzw. Klarinette und Trompete. Der Bandleader Matthieu Prual hatte die Idee, zu ethnologischen Feldaufnahmen aus entlegenen Winkeln der Erde in Echtzeit zu improvisieren. Auf Gesänge von indigenen Völkern reagiert die Gruppe so, dass neue, imaginäre Klanglandschaften entstehen.
    House of Echo ist die 2012 gegründete Band des jungen Pianisten Enzo Carniel. Ihr subtiles Spiel mit Klangfarben und schimmernden Effekten öffnet weite Hörräume. Dabei bilden sich Klangskulpturen, die umpulst sind von energiegeladenen Rhythmen.
    Das Foltz Quartet zeigt starke Bezüge zur Jazz-Geschichte: ohne den Einfluss Eric Dolphys wäre das betörende Bassklarinettenspiel des Straßburgers Jean-Marc Foltz wohl kaum denkbar. Zu seinen Kammerjazz-Kompositionen hat er sich von Tierfotografien aus der afrikanischen Steppe inspirieren lassen.
    Aufnahmen vom 6. und 7.6.2019 beim Festival Jazzdor in Berlin