Archiv

JazzFacts
Der französische Akkordeonist Vincent Peirani

In unserer Rangliste der Frankreichklischees steht das Knopfakkordeon dem Baguette, Käse und Rotwein kaum nach. Und dann trägt Vincent Peirani auch noch gern ein gestreiftes T-Shirt. Dabei steht der schlaksige Südfranzose und Wahlpariser eher stellvertretend für eine Generation junger Musiker, wie man sie nicht nur in unserem Nachbarland findet.

Von Karsten Mützelfeldt |
    Aufgewachsen mit unterschiedlichsten Stilen und jegliche Scheuklappen ablegend, bedeutet für sie das Wort Jazz vor allem eines: Offenheit. Wenn ältere französische Improvisatoren ein zweites Standbein in der Zeitgenössischen Musik und ein offenes Herz für Chanson haben, dann kommen bei Vincent Peirani noch Klassik, Pop, Weltmusik und Hardrock dazu. Grandseigneurs wie Michel Portal, Henri Texier, François Jeannau und Daniel Humair engagieren die größte Akkordeonistenentdeckung seit Richard Galliano, er tourt mit seiner eigenen Band Living Being und im Duo mit seinem Alter Ego, dem Saxofonisten Emile Parisien.
    Mit 35 kein Newcomer mehr, ist er doch so etwas wie ein Senkrechtstarter: Vincent Peiranis Aufstieg während der letzten zwölf Monate hat Ausmaße angenommen, die seinesgleichen suchen: Auftritte und Spezialprojekte ohne Ende; seine Wahl zu Frankreichs Rising Star 2014 war nur eine von unzähligen weiteren Auszeichnungen - und in Deutschland wurde er gerade mit einem ECHO Jazz gewürdigt. Dass Peirani vor Kurzem am Rande eines physischen und psychischen Burn-outs stand, verwundert nicht. Er hat daraus Konsequenzen gezogen und fühlt sich heute besser denn je - gewillt, noch intensiver Passion und Lebensmotto zu vereinen: "living being".