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Jazzklassiker
Gitarrenheld wider Willen

Vom spätberufenen Autodidakten wurde Tal Farlow zum einflussreichen Pionier der E-Gitarre. Mit technischer Brillanz und kühnen Ideen setzte er Standards für sein Instrument im modernen Jazz. Dabei steckte er zeitlebens voller Selbstzweifel.

Am Mikrofon: Michael Frank |
    Im Halbkreis aufgestellt spielen acht betagtere Herren ihre Instrumenten auf einer Bühne.
    1981 erschien ein Dokumentarfilm über den Gitarristen Tal Farlow (2.v.r.), 2014 auch eine umfangreiche Biografie. (picture-alliance / dpa | Dürrwald)
    Tal Farlow begann erst mit Anfang 20, Gitarre zu lernen. Hauptberuflich war er damals noch Schildermaler in seiner Geburtsstadt Greensboro in North Carolina. Im bahnbrechenden Trio mit dem Vibrafonisten Red Norvo und dem Bassisten Charles Mingus bewies er ab 1949 eine stupende Virtuosität, sowohl in der Entwicklung unkonventioneller Begleittechniken wie im brillanten Solospiel selbst in rasenden Tempi. Damit wurde er nach Charlie Christian der bedeutendste unter den frühen E-Gitarristen des Jazz.

    Erweiterte Techniken

    Farlow erweiterte die Möglichkeiten der Gitarre durch gezupfte Basslinien und Flageolett-Klänge; gelegentlich nutzte er sie sogar als Perkussionsinstrument. Seine großen Hände brachten ihm den Spitznamen „The Octopus“ ein. Er blieb zwar bis an sein Lebensende musikalisch aktiv, zog sich aber immer wieder aus dem Musikgeschäft zurück, um seinem Beruf als Schildermaler nachzugehen. Er starb 1998 im Alter von 77 Jahren; am 7. Juni 2021 wäre er 100 geworden. In der Sendung sind wichtige Einspielungen Farlows unter eigenem Namen und als solierender Begleiter zu hören.