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Je schneller umso besser

Etwa 200.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall. Je schneller ein Schlaganfallpatient behandelt wird, desto geringer ist das Risiko, bleibende Hirnschädigungen zurückzubehalten. An der Universitätsklinik des Saarlandes wurde deshalb ein Rettungswagen speziell für Schlaganfallpatienten entwickelt, der Arzt und Patient den notwendigen Zeitvorteil verschaffen soll.

Von Tonia Koch | 27.01.2009
    "Da ist eine Luftfederung eingebaut, deshalb haben sie im Moment das Gefühl sie seien auf einem Schiff."

    Der Boden schwankt.
    Die zusätzliche Federung sowie die Gurte dienten dazu, die empfindlichen Geräte während des Transports zu sichern, sagt Hans Christian Müller vom Deutschen Roten Kreuz. Das DRK stellt im Team der Stroke Unit den Rettungsassistenten. Mit an Bord sind darüber hinaus zwei Ärzte, ein Neurologe und ein Radiologe. Sie bedienen das Herzstück des Wagens den Computertomographen.

    "Also der Patient wird hier in diesen Ring, das ist die Gentry gelagert, über den Tisch. Dann müssen alle Bediener den Raum verlassen, weil natürlich Strahlung abgegeben wird und bedienen dann am Computer vorne, wie im Krankenhaus - es ist genau gleich wie im Krankenhaus, da gibt es auch einen Bedienungsraum - den Computertomographen, das übernimmt dann der Neuroradiologe."

    Die Fachärztin Silke Walter wird voraussichtlich eineinhalb Jahre lang testen, ob es sich tatsächlich lohnt, nicht den Patienten ins Krankenhaus zum CT zu bringen, sondern den umgekehrten Weg zu beschreiten, den Tomographen auf schnellstem Wege zum Patienten zu befördern. Denn noch vor Ort können die Ärzte das Hirn des Schlaganfallpatienten durchleuchten. So lässt sich feststellen, ob es sich um eine Hirnblutung oder um ein Blutgerinnsel handelt. Diese Unterscheidung sei ausschlaggebend für die Therapie ergänzt Prof. Klaus Faßbender. Denn nur wenn die Hirngefäße verstopft seien, dürfe eine lebensrettende Lyseinfusion vor Ort verabreicht werden.

    "In 20 Prozent der Fälle haben wir es mit einer Hirnblutung zu tun und in diesen 20 Prozent der Fälle, ist es verboten das Lyse-Medikament zu geben, denn es macht einen zu einem künstlichen Bluter, dann richtet man ein Desaster an."

    Bilder des letzten CT vom Wochenende flimmern über den Bildschirm des Computers an Bord der stroke unit. Bei der fraglichen Patientin war eine Hirnblutung diagnostiziert worden. Der Einsatz der Lyse verbot sich daher. Aber die CT-Aufnahmen wurden via UMTS, also via schneller Datenleitung, in das Universitätsklinikum in Homburg übertragen. Silke Walter.

    "Bis die Patientin in der Klinik angekommen war, konnten sich die Neurochirurgen sich das Bild schon anschauen und beurteilen wie es weitergeht, es ist ein weiterer Zeitgewinn und von Vorteil für das Management in der Klinik."

    Auf engem Raum sind hinter der schützenden Bleiwand weitere Analysegeräte angeordnet, um Blutwerte zu bestimmen und den Zustand von Leber und Bauspeicheldrüse eines Schlaganfallpatienten zu beurteilen.

    "Denn bei einer schweren Leberinsuffizienz oder einer Bauch speicheldrüsenentzündung darf man wegen der Gefahr der Einblutung die Thrombolyse, die starke Blutverdünnung nicht einleiten."

    In den kommenden anderthalb Jahren, für die Dauer der klinischen Studie, wird parallel zur mobilen stroke unit auch immer ein konventioneller Rettungswagen ausrücken. Das habe im Wesentlichen zwei Gründe so Prof. Fassbender.

    "Wir stellen nur die Hypothese auf, dass dieser Wagen viel Zeit einspart und damit, dam Patienten einen Vorteil bringt, das muss man aber erst beweisen."

    Das lässt sich nur machen mit Hilfe eines Vergleiches. Zum anderen ist der Prototyp des Schlaganfallrettungswagens noch nicht mit einer Transportliege ausgestaltet, das soll erst nach der Bewährungsprobe erfolgen.