Deutsche Bahn
Jeder dritte Fernzug verspätet - Bahn verpasst Jahresziel

Die Bahn hatte sich für das laufende Jahr eine Pünktlichkeitsquote von mehr als 70 Prozent vorgenommen. Doch selbst dieses vergleichsweise bescheidene Ziel ist unerreichbar, stellt das Unternehmen nun fest. Es zeichne sich ab, dass die Jahrespünktlichkeit deutlich unter diesem Zielwert liegen werde, hieß es.

    Die Sicht auf die Front eines ICE-Zuges, der auf einem Gleis im Bahnhof steht.
    Im ersten Halbjahr 2024 kamen der Bahn zufolge lediglich 62,7 Prozent der Fernzüge ohne größere Verzögerung am Ziel an. (IMAGO / Steinsiek.ch / IMAGO)
    Im gesamten ersten Halbjahr dieses Jahres kamen der Bahn zufolge lediglich 62,7 Prozent der Fernzüge ohne größere Verzögerung am Ziel an. Das waren fast sechs Prozentpunkte weniger als im Vorjahreszeitraum. Zur Erklärung für den Einbruch führte die Bahn an, dass "die massiven Streiks, das bundesweite Baugeschehen und insbesondere die Extremwettereignisse im ersten Halbjahr in einem noch nie dagewesenen Ausmaß" die Pünktlichkeitsquote nach unten gedrückt haben.
    Die DB war offizielle Partnerin der UEFA-EM und sorgte weltweit für Schlagzeilen mit der schlechten Performance während der Heim-EM. Während der ersten Turnierhälfte war im Juni jeder zweite Fernzug mit Verspätung unterwegs, wie die Bahn nun mitteilte. Zuletzt hatte es im vergangenen November einen so schlechten Pünktlichkeitswert gegeben, davor viele Jahre nicht. 

    Extremwetterlagen im Juni

    Die Bahn sieht als einen Grund für die Verspätungen die Extremwetterlagen im Juni: "Mit durchschnittlich über 400 Zügen pro Tag waren mehr als doppelt so viele Fernzüge von externen Einflüssen wie Hangrutschen, Überflutungen und Dammschäden betroffen wie normalerweise", hieß es. Diese Zahl habe sogar 33 Prozent über den bisherigen Spitzenmonaten während der Flutkatastrophe im Sommer 2021 gelegen, teilte die Bahn mit.

    Marode Infrastruktur der Bahn

    Doch Streiks und das schlechte Wetter erklären die geringe Zuverlässigkeit der Bahn nur zum Teil. Schließlich kämpft der Konzern schon seit Jahren mit hohen Verspätungsquoten. Als Hauptgrund werden die schlechte Infrastruktur der Bahn und die mangelnde Finanzierung in den vergangenen Jahren angesehen. Kritiker sprechen immer wieder davon, die Bahn sei kaputtgespart worden. "Aus unserer Sicht muss sich zuallererst der Bund ehrlich machen", teilte etwa Peter Westenberger, Hauptgeschäftsführer des Wettbewerberverbands Die Güterbahnen, vor einigen Tagen mit. Seit Jahren werde die Kritik an sinkender Qualität und Kapazität des Schienennetzes "weggewischt".

    Generalsanierung mit Vollsperrungen

    Die Bahn nimmt nun eine Generalsanierung des Streckennetzes vor und setzt auf die langfristige Sperrung zentraler Streckenabschnitte. Sie erhofft sich davon, zügiger voranzukommen. Seit dieser Woche läuft die Rundum-Sanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Bis Mitte Dezember ist der viel befahrene Korridor komplett gesperrt. Danach soll die Strecke für mehrere Jahre baufrei bleiben. Nach diesem Konzept sollen bis 2031 weitere 40 stark frequentierte Streckenabschnitte saniert werden.
    Diese Nachricht wurde am 19.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.