Der Schnee dämpft die Geräusche der Stadt. Und doch sind sie zu hören, draußen auf dem Eis: die Autos. Ein Flugzeug, das gerade gestartet ist. Die weite Eislandschaft um die Innenstadt von Luleå ist nicht nur ein visuelles Erlebnis. Sondern auch akustisch ein ungewöhnlicher Ort.
Das Eis singt. Und das Singen wird lauter, wenn sich ein Schlittschuhläufer nähert. Er ist an diesem Mittag der Einzige, der mit langen Schwüngen auf langen Kufen eine weite Runde dreht. Fünf Meter breit und zehn Kilometer lang ist die Eisstraße, die einmal um Luleås Zentrum führt, vom Nord- bis zum Südhafen und hinaus zu den Schäreninseln.
Die unwirkliche Klanglandschaft wird gestört durch einen realen Traktor. Ein treckerartiges Ungetüm, das seitlich eine weiße Fontäne herausbläst. Mit dieser Maschine wird allwinterlich die Eispiste präpariert. Der Schnee festgewalzt und das Eis poliert. Ganz eben jedoch wird es nie, sagt Jan Blomquist. Er ist einer der beiden Männer, die jetzt neben der Eishobelmaschine stehen.
"Es gibt immer wieder Risse. Die entstehen, weil die Eisdecke sich bewegt. Und weil das Gewicht des Schnees auf beiden Seiten der Piste sehr schwer ist. Das ist aber kein Problem, die Spalten frieren ja sofort wieder zu. Wir haben alles Mögliche ausprobiert, um sie zu kitten, mit einer Mischung aus Schnee und Eis. Aber das funktioniert nicht, also müssen wir damit leben."
Jan Blomquist. Um die 60 ist er, rundes Gesicht, weißer Stoppelbart,
ein meckerndes ansteckendes Lachen. Seit Anfang der 80er arbeitet er auf und, als Eistaucher, auch unter dem Eis. Bei der Stadt Luleå angestellt und verantwortlich für das eisige Freiluftgelände rund um die Stadt.
Sein Kollege ist wieder in die Fahrerkabine geklettert. Fährt los, lässt den Hobel herunter und hüllt den Eisexperten neben seinem silbernen Geländewagen in eine Wolke aus feinem Eis. Jan Blomquist lacht, schüttelt sich den Schneestaub von der Pudelmütze und begutachtet die Spur, die der tonnenschwere Hobel hinterlässt. Insgesamt zehnmal muss man drübergehen, bis das Eis wirklich glatt ist, sagt er.
"Das ist ja eigentlich ein Fluss, der Lule älv. Hier ist die Strömung nicht so stark wie am gegenüberliegenden Ufer, deshalb machen wir die Eisstraßen auf dieser Seite der Bucht. Die Fische? Die schwimmen drunter weg, wie im Sommer. Aber mit reduziertem Tempo. Im Winter gibt es hier hauptsächlich Flussbarsche."
Sie haben immer noch genügend Platz unter dem Eis, bis zu acht Meter ist die Wassertiefe in dem Archipel. Und die vergleichsweise dünne Eisdecke schwimmt obenauf. Mit 50 Zentimetern aber dick genug, um auch Traktoren von sechs Tonnen zu tragen. Oder den Geländewagen, in den Jan Blomquist jetzt einsteigt.
Er schaltet das orangefarbene Blinklicht an, damit jeder weiß, dass dieses ein Dienst- und kein Privatauto ist. Denn die präparierten Pisten sind eigentlich Schlittschuh- und Schlittenfahrern vorbehalten, Spaziergängern mit Kinderwagen, Rollstühlen oder Hunden.
"Jeder ist glücklich, wenn er auf dem Eis ist. Naja, oder sagen wir 99 Komma 9 Prozent, irgendeiner hat immer was zu mäkeln. Aber für mich ist das natürlich sehr befriedigend. Es ist immer schön, eine Arbeit zu machen, für die Du gelobt wirst, Anerkennung bekommst. Mir gefällt das sehr.
Wenn die Sonne aufgeht über der Stadt, ist es so schön wie auf einem anderen Planeten. Diese leere Weite, ein bisschen wie in den Bergen. Und du fühlst Dich ganz klein. Darum lieben es die Menschen, hier auf dem Eis zu sein."
Jan Blomquist kann nicht genug davon bekommen, und er lässt seinen Blick noch einmal schweifen über die unendliche weiße Weite. Hinten in der Dämmerung die Silhouetten der Eisbrecher. Dann steigt er wieder ein und braust davon, das Geräusch der Reifen ist lange noch zu hören. So lange, bis er wieder an Land ist.
Das Eis singt. Und das Singen wird lauter, wenn sich ein Schlittschuhläufer nähert. Er ist an diesem Mittag der Einzige, der mit langen Schwüngen auf langen Kufen eine weite Runde dreht. Fünf Meter breit und zehn Kilometer lang ist die Eisstraße, die einmal um Luleås Zentrum führt, vom Nord- bis zum Südhafen und hinaus zu den Schäreninseln.
Die unwirkliche Klanglandschaft wird gestört durch einen realen Traktor. Ein treckerartiges Ungetüm, das seitlich eine weiße Fontäne herausbläst. Mit dieser Maschine wird allwinterlich die Eispiste präpariert. Der Schnee festgewalzt und das Eis poliert. Ganz eben jedoch wird es nie, sagt Jan Blomquist. Er ist einer der beiden Männer, die jetzt neben der Eishobelmaschine stehen.
"Es gibt immer wieder Risse. Die entstehen, weil die Eisdecke sich bewegt. Und weil das Gewicht des Schnees auf beiden Seiten der Piste sehr schwer ist. Das ist aber kein Problem, die Spalten frieren ja sofort wieder zu. Wir haben alles Mögliche ausprobiert, um sie zu kitten, mit einer Mischung aus Schnee und Eis. Aber das funktioniert nicht, also müssen wir damit leben."
Jan Blomquist. Um die 60 ist er, rundes Gesicht, weißer Stoppelbart,
ein meckerndes ansteckendes Lachen. Seit Anfang der 80er arbeitet er auf und, als Eistaucher, auch unter dem Eis. Bei der Stadt Luleå angestellt und verantwortlich für das eisige Freiluftgelände rund um die Stadt.
Sein Kollege ist wieder in die Fahrerkabine geklettert. Fährt los, lässt den Hobel herunter und hüllt den Eisexperten neben seinem silbernen Geländewagen in eine Wolke aus feinem Eis. Jan Blomquist lacht, schüttelt sich den Schneestaub von der Pudelmütze und begutachtet die Spur, die der tonnenschwere Hobel hinterlässt. Insgesamt zehnmal muss man drübergehen, bis das Eis wirklich glatt ist, sagt er.
"Das ist ja eigentlich ein Fluss, der Lule älv. Hier ist die Strömung nicht so stark wie am gegenüberliegenden Ufer, deshalb machen wir die Eisstraßen auf dieser Seite der Bucht. Die Fische? Die schwimmen drunter weg, wie im Sommer. Aber mit reduziertem Tempo. Im Winter gibt es hier hauptsächlich Flussbarsche."
Sie haben immer noch genügend Platz unter dem Eis, bis zu acht Meter ist die Wassertiefe in dem Archipel. Und die vergleichsweise dünne Eisdecke schwimmt obenauf. Mit 50 Zentimetern aber dick genug, um auch Traktoren von sechs Tonnen zu tragen. Oder den Geländewagen, in den Jan Blomquist jetzt einsteigt.
Er schaltet das orangefarbene Blinklicht an, damit jeder weiß, dass dieses ein Dienst- und kein Privatauto ist. Denn die präparierten Pisten sind eigentlich Schlittschuh- und Schlittenfahrern vorbehalten, Spaziergängern mit Kinderwagen, Rollstühlen oder Hunden.
"Jeder ist glücklich, wenn er auf dem Eis ist. Naja, oder sagen wir 99 Komma 9 Prozent, irgendeiner hat immer was zu mäkeln. Aber für mich ist das natürlich sehr befriedigend. Es ist immer schön, eine Arbeit zu machen, für die Du gelobt wirst, Anerkennung bekommst. Mir gefällt das sehr.
Wenn die Sonne aufgeht über der Stadt, ist es so schön wie auf einem anderen Planeten. Diese leere Weite, ein bisschen wie in den Bergen. Und du fühlst Dich ganz klein. Darum lieben es die Menschen, hier auf dem Eis zu sein."
Jan Blomquist kann nicht genug davon bekommen, und er lässt seinen Blick noch einmal schweifen über die unendliche weiße Weite. Hinten in der Dämmerung die Silhouetten der Eisbrecher. Dann steigt er wieder ein und braust davon, das Geräusch der Reifen ist lange noch zu hören. So lange, bis er wieder an Land ist.