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Jeder Kauf eine gute Tat?

Wenn Sie Kaffee trinken, dann fair gehandelten? Gut so, denn weil er etwas teurer ist als normaler Kaffee, können die produzierenden Kaffeebauern auch davon leben. Bis jetzt. Denn die Kosten sind gestiegen, und um den fairen Kaffeebauern das auszugleichen, müssten der ohnehin teure Kaffee teurer werden.

Von Thomas Guthmann |
    Es ist viel los im Weltladen A Janela in Berlin-Wilmersdorf. Der Laden, der von Mitgliedern der Kirchengemeinde Sankt Ludwig organisiert wird, feiert sein zehnjähriges Bestehen. Deswegen sind heute besonders viele Kunden da. Es wird Schokolade gegessen und Kaffee getrunken, geklönt und gelacht. Eine Kundin erklärt, welche Fair-Trade-Produkte sie normalerweise kauft:

    "Ich bin ehrlicherweise nicht 100 Prozent mit fair gehandelten
    Produkten eingedeckt, aber Kaffee, Tee, dann immer wieder mal
    irgendwelche Tischdecken und Kleidung oder auch Geschenke. Wenn ich zum Beispiel zum Geburtstag geh', dann guck ich hier im Laden nach, was sie an fair gehandelten Produkten haben."

    Ähnlich äußern sich auch andere Kunden an diesem Vormittag. Der faire Handel hat in den vergangenen Jahren in Deutschland einen Boom erlebt. Immer mehr Menschen kaufen Fair-Trade-Produkte, vor allem Kaffee und Tee. Gerecht gehandelten Kaffee bieten inzwischen auch die großen Handelsketten an. Das war nicht immer so. Judith Siller, die den Weltladen in Wilmersdorf mit gegründet hat, erinnert sich an die Anfänge:

    "Zunächst war er sehr exotisch, hatte er leicht bizarre Züge. Ganz zu Anfang, da ging es stark um Missionierung; Leute im Kampf gegen die ausbeuterische Weltwirtschaft zu aktivieren, und man hat in Kauf genommen, dass die Produkte von der Qualität schlecht sind. Das hat sich in den letzten 20, 30 Jahren ganz entschieden verändert. Man hat festgestellt, dass missionierte Kaffeetrinker, die einen schlechten Kaffee trinken, irgendwann wieder abspringen. Der Kaffee muss gut schmecken und die Qualität rückte stärker in den Blickpunkt und weniger der moralisierende Druck, den man versuchte, auf die Konsumenten auszuüben. Das hat sich bis heute durchgezogen, dass man sagt, das Produkt muss stimmen. Es gibt für den Konsumenten einen Mehrwert, einen besseren Geschmack, wenn er weiß, dass die Produzenten davon auch gut leben können, aber der Kaffee muss gut sein."

    Hundert Millionen Säcke Kaffee werden jährlich weltweit geerntet. Neben Öl ist Kaffee der am meisten gehandelte Rohstoff. Rund 25 Millionen Kleinbauern leben vom Kaffeeanbau. Der Preis für die Kaffeebohnen wird täglich an der Kaffee Börse in New York "gefixt", das heißt, von Maklern auf dem Börsenparkett festgelegt, und ist ein Spekulationsobjekt. Er
    unterliegt starken Schwankungen. Anders als beim Öl bekommen die
    Verbraucher in Deutschland davon jedoch wenig zu spüren. Die kleinen
    Produzenten, die ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf des Kaffees
    bestreiten, müssen jedoch wegen der Schwankungen an der Börse um ihre Existenz bangen. Um ihre Existenzgrundlage zu sichern, wurde vor über drei Jahrzehnten der faire Handel mit Kaffee begonnen. Anders als auf dem freien Markt erhalten die Bauern hier einen festen Mindestpreis, der sie absichern soll.

    Umgeben von Palmen im hügeligen Bergland der Yungas liegt die
    Kaffeekooperative Alto Sajama. Am Rande des Dorfes sind Felder mit
    Setzlingen zu sehen. Kleine junge Kaffeepflanzen wachsen hier im
    Schatten von Palmen heran. Einige Mitglieder der Kooperative führen
    Besucher deutscher Weltläden über das Gelände und erklären, wie der Kaffee wächst.
    Der Vorteil eines Mindestpreises hat auch die Bauern von Alto Sajama dazu bewogen, vor zehn Jahren in den fairen Handel einzusteigen.
    Die Kooperative aus den Yungas, etwa 200 Kilometer von der bolivianischen Hauptstadt La Paz entfernt, erhielt vor zehn Jahren mithilfe des deutschen Fairhandel-Importeurs GEPA die Möglichkeit, für den fairen Markt zu produzieren. Innerhalb eines Jahrzehnts ist es den Kleinbauern gelungen, komplett auf Bioproduktion umzustellen. Heute verkaufen sie ihre gesamte Ernte an Fair-Trade-Händler aus den USA und Deutschland. Von den zehn bis zwölf Containern, die die Kooperative im Jahr erntet, werden vier bis fünf nach Deutschland verschifft.
    Ihr Kaffee wird auch von Judith Siller in Wilmersdorf verkauft. Don
    Sévero, der in der Kooperative für den Export des Rohkaffees zuständig ist, erläutert, wie die Kooperative arbeitet:

    "Unser Kaffee wird in einer Höhe von 1600 Metern angebaut. Jeder Bauer hat seine Parzelle und wird zertifiziert durch die Fair-Trade-Labeling-Organisation FLO Cert. Der Kaffee wird von den einzelnen Bauern individuell angebaut und verarbeitet. Zuerst kommt die Ernte, dann das Schälen, dann das Trocknen und schließlich die Einlagerung. Der Transport nach La Paz wird gemeinsam organisiert. Hier wird die beste Qualität ausgewählt und dann nach Deutschland exportiert."

    Im fairen Handel werden die Kaffeepreise von sogenannten
    Zertifizierungsorganisationen festgelegt. Eine davon ist die 1997
    gegründete Fair-Labeling-Organisation FLO, die ihren Sitz in Bonn hat. In der FLO legen Händler, Produzenten und Importeure gemeinsame Kriterien für gerechte Handelsbedingungen fest. Dazu gehört ein fester Preis, auf den sich kleine Produzenten wie die Bauern in Alto Sajama verlassen
    können. Die Landwirte in den bolivianischen Yungas können nahezu ihre gesamte Ernte in den fairen Handel exportieren. Eine wesentliche Voraussetzung dafür war, dass die Kaffeeproduzenten ihre Qualität steigerten und auf Bioproduktion umstiegen. Von der Umstellung profitiert auch die Umwelt, äußert Bauer Pepe:

    "Früher haben wir die Felder traditionell als Monokultur bestellt. Heute ist uns bewusst, dass wir auch wieder aufforsten müssen. In 30 Jahren werden unsere Kinder von diesen Maßnahmen profitieren. Ihr seht hier keine Monokultur mehr und wir sind dabei, unsere Böden besser zu schützen. So verbessern wir unsere Kaffeepflanzungen durch Wiederaufforstung."

    Der Preis, den die Bauern erzielen, liegt mit 180 US-Dollar pro Sack Rohkaffee sogar 50 Dollar über dem garantierten Mindestpreis des fairen Handels. Allerdings verursacht die Umstellung auf ökologischen Anbau auch höhere Kosten. Die nachhaltige Nutzung des Bodens bedeutet viel mehr Arbeit für die Bauern: keine Brandrodung, keinen chemischen Dünger und Mischbepflanzung. Das alles lohnt sich nur, wenn es langfristig sichere Absatzmärkte und eine gute Bezahlung gibt. Schon die Aufzucht der Kaffeepflanzen ist sehr arbeitsintensiv, wie Jaime, einer der Kaffeebauern, betont:

    "Hier sehen Sie Kaffeebäume im Alter von zwei Jahren. Bis die Pflanzen so weit wachsen, haben sie uns schon eine Menge Geld gekostet. Denn man muss sie vier Mal im Jahr von Hand beschneiden."

    Erst nach drei bis fünf Jahren Aufzucht tragen die Kaffeebäume eine
    Vielzahl der typisch dunkelroten Kaffeekirschen. Erst dann bringen sie den Landwirten auch Geld. Gerade deswegen sind stabile Handelsbeziehungen wichtig. Insbesondere der biologische Anbau rechnet sich nur bei langfristiger Planung. Obwohl die Mitglieder der Kooperative durch den fairen Handel diese Sicherheit haben und sogar über den dort festgelegten Mindestpreis ihren Kaffee verkaufen können, sind sie mit dem Einkommen nicht mehr zufrieden, wie Nieve, eine Bäuerin der Kooperative, sagt:

    "Insbesondere für diejenigen von uns, die eine Familie ernähren müssen, ist es in der letzten Zeit immer schwerer geworden. Die
    Lebenshaltungskosten sind hier sehr angestiegen, und so reicht der Preis kaum noch aus. Aus diesem Grund haben wir gebeten, dass er angehoben wird."

    Noch kommen die Bauern mit dem Einkommen aus dem Verkauf ihres Kaffees über die Runden, und die festen Handelsbeziehungen mit der deutschen GEPA, zu denen auch langfristige Lieferabkommen und Beratung gehören, halten sie bei der Stange. Wie lange das noch so sein wird, ist jedoch angesichts der steigenden Kosten für die Produzenten fraglich. So hat eine vom Dachverband der kleinen Kaffeeproduzenten in Lateinamerika CLAC in Auftrag gegebene Studie ermittelt, dass der Preis für einen Sack Kaffee bereits bei mindestens 200 US-Dollar liegen müsste, um die gestiegenen Kosten der Bauern aufzufangen. Die Studie berücksichtigte neben der Inflationsrate auch andere Kosten der Kaffeeproduzenten. Dazu gehören neben dem Mehraufwand für nachhaltige ökologische Landwirtschaft auch die Kosten für die Verbesserung der Infrastruktur, des Bildungswesens und der Gesundheitsversorgung. Judith Siller vom Berliner Weltladen hat Verständnis für die Lohnforderungen. Würden die Produzenten jedoch mehr für ihren Kaffee bekommen, müsste der Weltladen die Preise an die Kunden weitergeben und dafür sieht sie keinen Spielraum:

    "Wir sind im fairen Handel im Kaffeebereich schon relativ teuer im
    Vergleich zum konventionellen Markt und eine Preiserhöhung dort, eine Endpreiserhöhung dort, wird selbst der engagierte Fair-Trade-Kunde irgendwann nicht mehr mitmachen. Also, da glaube ich nicht, dass wir den Preis noch entscheidend erhöhen können."

    Hier stößt der gerechte Handel an seine Grenzen. Er ist nur dann
    erfolgreich, wenn er seine Produkte auf dem deutschen Markt verkaufen kann. In Deutschland konkurriert er aber mit den Billigmarken, die in den Discountern weit unter den Herstellungskosten angeboten werden, wie Anne Löwisch von der MITKA, die fairen Kaffee importiert, erklärt:

    "Kaffee ist ein sogenanntes Knallprodukt, dass heißt in Supermärkten und Discountern wird es extrem billig verkauft, weil es als ein Produkt gilt, dass, wenn es billig ist, den Kundinnen signalisiert, dass in dem Discounter alles billig ist und da ist die Differenz zu unserem Kaffee sehr hoch."

    Der Preis, den die alternativen Importeure auf dem deutschen Markt
    erzielen können, orientiert sich an Preisen für konventionell gehandelten Kaffee. Da dieser zum Dumpingpreis angeboten wird und als Lockprodukt eingesetzt wird, können sich Fair-Handelsunternehmen nicht an den Kosten der Produzenten in den Erzeugerländern orientieren und den Preis erhöhen, wie Lutz Heiden von der GEPA aus Berlin anmerkt:

    "Wir arbeiten als GEPA nicht im luftleeren Raum, sondern es gibt andere Anbieter von geröstetem Kaffee in Deutschland, und da ist die Frage wenn diese Anbieter Kaffee zu sehr niedrigen Preisen auf den Markt bringen, gibt es einen Preisabstand, je größer der Preisabstand wird, um so schwieriger wird es auch, fair gehandelten Kaffee zu verkaufen. Ich denke da ist es wichtig zu sagen, dass viel Kaffee, den man in den normalen Werbeprospekten liest, nicht mit einer normalen Marge berechnet wird. Sprich, da sind nicht die Lohnkosten des Betriebes in Deutschland drin."

    Die Wettbewerbssituation auf dem deutschen Markt führt dazu, dass die Fairen Händler aus Deutschland ihren Partnern nicht den Preis bezahlen können, den sie eigentlich müssten, um dem Fair Trade Gedanken gerecht zu werden. Denn ab einem gewissen Preis spielen die Kunden nicht mehr mit und die Produkte bleiben in den Regalen der Weltläden liegen:

    "Wir erleben immer wieder, wenn es Preiserhöhungen gibt, dass Kunden sagen, uh dass ist ja deutlich teurer geworden: 30 Cent. Wir haben das beim Orangensaft erlebt, dass nach einer Preiserhöhung, dass sie abgesprungen sind, weil sie gesagt haben, 1,70 für einen Liter Orangensaft, dass zahlen wir nicht mehr, 1,40g haben wir bezahlt, aber bei 1,70 hört dann auch unser Engagement auf. Das ist das reale Erleben. Das würde sich bei anderen Produkten genauso wiederholen."

    Die Bauern in Alto Sajama haben so das Nachsehen. Den Wunsch nach einem höheren Preis für ihr qualitativ hochwertiges Produkt können sie nicht durchsetzen. Ihren Kaffee exportieren sie als Rohkaffee. Geröstet und weiterverarbeitet wird er in Deutschland. Deswegen erhalten die Bauern aus Alto Sajama nur 15 bis 20 Prozent des Endpreises. Den Rest verdienen Zwischenhändler, die Kaffeeröstereien und der deutsche Staat. Das Bundesfinanzministerium erhält mit 22 Prozent vom
    Endpreis, durch Kaffee- und Mehrwertsteuer, mehr als die Produzenten. Handel und Verwaltung schlagen mit einem guten Viertel der Kosten zu
    Buche. Würden die Bauern den Kaffee selbst weiterverarbeiten, könnten sie also auch mehr verdienen. Aber auch das ist schwierig. Die Kaffeebauern bleiben auch im fairen Handel Rohstofflieferanten, denn sie sind zu weit von ihrem Absatzmarkt entfernt. Die Entfernung macht Weiterverarbeitung vor Ort schwierig. Anne Löwisch, Kaffee-Importeurin von fair gehandeltem Kaffee aus Berlin, erklärt warum auch das Importunternehmen MITKA den Kaffee in Deutschland röstet und weiterverarbeitet:

    "Es zur Zeit logistisch einfach nicht möglich, den in anderen Ländern rösten zu lassen. Man müsste eine ganze Röstanlage aufbauen, das Röstprofil in anderen Ländern ist anders als das, was in Deutschland erwartet wird. Aber ich würde sagen der Hauptknackpunkt ist jedoch die Haltbarkeit des Kaffees, während Rohkaffee, also nicht-gerösteter Kaffee, sehr lange haltbar ist, ohne Qualitätseinbußen zu erleiden, ist Röstkaffee nur eine bestimmte Zeit haltbar und durch die langen Zeiten, die der Kaffee unterwegs ist auf See, würde das einfach nicht funktionieren."

    Die Bedingungen des Marktes machen die Bauern trotz fairem Handel zum letzten und damit schwächsten Glied in der Handelskette. Ihre
    Entwicklungsmöglichkeiten bleiben beschränkt. Preise und
    Handelsstrukturen orientieren sich an den Märkten im Norden.

    "Aber das ist ein Dilemma, in dem wir uns immer befinden und wo wir auch viel mit den Kooperativen drüber sprechen, dass wir die Preise, die wir an sie zahlen, auch nicht ins Unendliche erhöhen können, obwohl es vielleicht gerechtfertigt wäre - aber wir dann einfach den Kaffee nicht mehr loswerden."

    Auf dieses Dilemma weist Julio Prado aus La Paz hin. Er berät seit Jahren Kleinhändler von Kunsthandwerk aus Bolivien, die sowohl für den fairen Handel als auch den herkömmlichen produzieren. Er zweifelt mittlerweile daran, dass der faire Handel sein Ziel, gerechte Handelsstrukturen zu schaffen, erreichen kann:

    "Eines der größten Probleme im zurzeit praktizierten Modell des fairen Handels ist, dass ein guter Preis immer mit wesentlich mehr Arbeit verbunden ist. Nach dieser Logik muss der Produzent, will er einen besseren Preis erzielen, immer auch mehr leisten. Das Wichtigste, das der faire Handel in Bolivien erreicht hat, ist nicht die Verbesserung der Einkommenssituation der Produzenten, sondern die Einbindung von kleinen Produzenten in den regulären Handel, die ansonsten niemals hätten am Markt teilhaben können."

    Die Teilhabe am Markt rechnet sich aber langfristig nur, wenn die
    Kooperativen ihre Kosten hereinbekommen. Der sichere Absatz der
    Produkte zu einem Mindestpreis, der nicht mit der Inflationsrate in
    Bolivien Schritt hält, bringt sie jedoch in Bedrängnis. Das kann
    langfristig die Erfolge des fairen Handels gefährden. Für Julio Prado ist klar, dass ein gerechter Handel auf Augenhöhe stattfinden muss:

    "Auch im fairen Handel sind die Produzenten nicht zu den Herren des Marktes geworden. Erst wenn den Produzenten auch die Geschäfte in Europa gehören, das heißt, sie die gesamte Kette der Wertschöpfung mitbestimmen, wird sich das ändern."

    Diesem Argument stimmen die fairen Händler in Deutschland grundsätzlich zu. Sie geben aber zu bedenken, dass man den fairen Handel nicht nur auf den Preis reduzieren kann. Ihrer Meinung nach haben sich die Rahmenbedingungen für die Produzenten im fairen Handel in den letzten Jahrzehnten geändert. Das merken die deutschen Händler auch daran, dass die Produzenten sich in eigenen Verbänden, wie der CLAC organisieren. Für Antje Edler von der deutschen Dachorganisation Forum fairer Handel ist die CLAC, der Verband der kleinen Kaffeeproduzenten Lateinamerikas, das Beste Beispiel:

    "Was ich ganz spannend finde ist, dass sich Kleinproduzenten in
    Lateinamerika zusammengeschlossen haben und ihre Interessen vertreten. Das ist im Grunde genau das, was wir mit fairem Handel erreichen wollten, nämlich dass Produzenten in der Lage sind, ihre eigenen Interessen auch durchzusetzen und dafür einzusetzen und sich zu organisieren. Ohne fairen Handel hätten sie sich noch nicht mal organisiert und könnten nicht für sich sprechen."

    Im Moment steht der Rohstoff an der New Yorker Kaffeebörse hoch im Kurs. Insbesondere Biokaffee ist heiß begehrt und wird stark nachgefragt. Wie lange das so sein wird, weiß niemand zu sagen. Den geringsten Einfluss darauf haben diejenigen, die den Rohstoff anpflanzen, aufziehen und ernten. Den Preis bestimmen Spekulanten und die großen Handelsketten. Das gilt auch für den fairen Handel. Morgen schon können die Preise für Kaffee wieder im Keller sein und dann werden Tausende von Kleinbauern in den Abgrund gerissen. Der faire Handel ist dann für die Bauern in Alto Sajama der Airbag, der sie vor dem Abgrund retten wird. Handelsbeziehungen auf Augenhöhe könne Fair Trade auf dem Weltmarkt nicht durchsetzen, meint Julio Prado:

    "Die Logik des Handels war Jahrhunderte lang von den Rohstoffproduzenten bestimmt: Wer das Salz hatte, der bestimmte den Preis und die Bedingungen des Handels. Die Kolonisierung der Welt durch Europa hat das Kräfteverhältnis verändert. Heute heißt es: Ich habe das Geld, du hast das Produkt und ich sage dir den Preis, zu dem du mir dein Produkt gibst."