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Jeff Bezos vs. "National Enquirer"
Boulevard mit politischer Dimension

Amazon-Gründer Jeff Bezos wirft dem "National Enquirer" vor, ihn mit schlüpfrigen Fotos erpresst zu haben. Die Schlammschlacht birgt politische Sprengkraft: Möglicherweise hat ein Trump-Unterstützer das kompromittierende Material gezielt eingesetzt.

Von Annika Schneider |
    Jeff Bezos, Amazon-Gründer und Besitzer der "Washington Post", hält im Januar 2016 eine Rede. epa05446909 (FILE) A file photograph showing owner of the Washington Post and founder of Amazon, Jeff Bezos, delivering remarks at an event celebrating the new location of the Washington Post in Washington, DC, USA, 28 January 2016. US media business communicator Forbes reports on 29 July 2016 that Jeff Bezos, is the world's third richest person. EPA/MICHAEL REYNOLDS *** Local Caption *** 52558235 |
    Jeff Bezos ist nicht nur Gründer des Online-Versandhändlers Amazon, sondern auch Besitzer der "Washington Post". (picture alliance / dpa)
    Eine heimliche Geliebte, eine gescheiterte Ehe und kompromittierende Fotos: Seit Wochen ist Amazon-Gründer Jeff Bezos großes Thema in den US-Nachrichtensendungen. Am Donnerstag hat er dem "National Enquirer", einem Boulevardmagazin mit mehr als 90-jähriger Geschichte, öffentlich vorgeworfen, ihn mit pikanten Bildern erpresst zu haben. Darauf zu sehen: Bezos in intimen Situationen mit seiner Geliebten Lauren Sanchez.
    Dem Unternehmer zufolge forderte die Zeitschrift: Um eine Veröffentlichung zu vermeiden, sollte Bezos seine privaten Ermittlungen zur Quelle der Fotos einstellen. Zusätzlich sollte er öffentlich klarstellen, dass die Berichterstattung über die Affäre nicht politisch motiviert sei. Gestern äußerte sich nun der Mutterkonzern des Klatschblattes, AMI, zu den Vorwürfen.
    Verhandlung oder Erpressung?
    "It’s absolutely not extortion and not blackmail." - Von Erpressung könne keine Rede sein, sagte der Anwalt von AMI-Chef David Pecker in einem Interview mit "ABC News". Er sprach stattdessen von einer legitimen journalistischen Verhandlung: Über die Affäre von Bezos habe das Magazin ja bereits berichtet. Danach sei es lediglich darum gegangen, ob es noch eine Folgestory mit weiteren Details gebe.
    Bezos habe ein Interesse gehabt, dass die Fotos nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Für den "National Enquirer" wiederum sei es wichtig gewesen, seine politische Unabhängigkeit klarzustellen. Genau die hatte Bezos in einem Internetartikel in Frage gestellt. Darin hatte er nicht nur die E-Mails des "National Enquirer" veröffentlicht. Er wirft AMI-Chef Pecker auch vor, seinen Verlag für politische Zwecke zu nutzen.
    Kein Kommentar aus dem Weißen Haus
    Denn in dem Streit stehen sich zwei Lager gegenüber. Pecker gilt als langjähriger Vertrauter Donald Trumps; der "National Enquirer" hat wiederholt positiv über die Politik des US-Präsidenten berichtet. Auf der anderen Seite steht Jeff Bezos, dem die "Washington Post" gehört – eine Zeitung, gegen deren kritische Berichterstattung der US-Präsident regelmäßig auf Twitter wettert.
    Was sagt das Weiße Haus zu dem Fotoskandal? Noch am Donnerstag hatte ein Trump-Sprecher bestritten, dass der Präsident sich mit dem Fall überhaupt beschäftigte: "I’m not sure if he is aware of it. I will not get into a conversation about something between Bezos and a tabloid magazine." - Er werde eine Auseinandersetzung zwischen Bezos und einem Boulevardmagazin nicht kommentieren, sagte der Sprecher dem Fernsehsender MSNBC.
    Fotos könnten vom Bruder der Geliebten stammen
    Inzwischen ist die Geschichte aber noch pikanter geworden. Eine US-Nachrichtenplattform berichtet, dass die schlüpfrigen Fotos ausgerechnet vom Bruder der Geliebten stammen, von Michael Sanchez. Der gilt ebenfalls als Trump-Unterstützer und soll Kontakte ins Umfeld des Präsidenten haben. Auf Anfrage der "Washington Post" bestritt Sanchez die Vorwürfe zunächst. Später verweigerte er jeden Kommentar.
    Weitere Hinweise könnten die Privatermittler liefern, die Jeff Bezos beauftragt hat. Deren Ermittlungen zum Foto-Lieferanten sind inzwischen abgeschlossen. Einen Namen haben sie aber bislang nicht genannt.