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Jemen
Eines der gefährlichsten Länder für Journalisten

Seitdem Huthi-Rebellen vor knapp drei Jahren Jemens Hauptstadt Sanaa und große Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht haben, stehen Journalisten zwischen den Fronten des Krieges.

Christoph Dreyer im Gespräch mit Brigitte Baetz |
    Ein Mann sprayt ein Bild von einer rot durchgestrichenen Kamera an eine Mauer
    Graffiti in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa (AFP)
    Seit die Huthis im Herbst 2014 die Hauptstadt Sanaa und große Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht haben, stehen Journalisten zwischen allen Fronten des Kriegs: Gefahr droht ihnen gleichermaßen von Heckenschützen wie durch Luftangriffe der saudi-arabisch geführten Anti-Huthi-Koalition. Entführungen durch bewaffnete Gruppen sind eine ebenso reale Gefahr, wie von den Sicherheitskräften der Regierung festgenommen zu werden.
    Nur noch wenige unabhängige Journalisten vor Ort
    2016 wurden im Jemen mindestens sechs Journalisten in direktem Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet. Zehn weitere Journalisten befinden sich seit fast zwei Jahren unter desolaten Bedingungen in der Gefangenschaft von Rebellen. Mehrere von ihnen würden inzwischen unter schweren gesundheitlichen Folgen leiden, meint Christoph Dreyer von Reporter ohne Grenzen.
    Weil sich der Jemen ihm zu Folge zu einem der weltweit gefährlichsten Länder für Medienschaffende entwickelt habe, werde auch kaum aus dem Land berichtet. Das liege daran, dass inzwischen nur noch wenige unabhängige Journalisten vor Ort seien. Dazu komme, dass der Konflikt sehr kompliziert und nicht leicht zu durchschauen sei.
    Nur noch parteilich berichtende Medien
    Viele Medien mussten schließen, seitdem die Huthis weite Teile des Landes übernommen haben und die Rebellen keine kritische Berichterstattung mehr dulden würden, so Dreyer. Es gebe eigentlich nur noch parteilich berichtende Medien - für die Regierung oder für die Huthis.
    "Bewaffnete Rebellen, Sezessionisten und Stammesmilizen schrecken im Jemen nicht vor Entführungen und Mordanschlägen zurück, um Journalisten zum Schweigen zu bringen. Häufig schlagen, bedrohen oder beschimpfen auch staatliche Sicherheitskräfte die Berichterstatter und beschlagnahmen ihre Ausrüstung. Die Täter bleiben meist unbestraft. Die wichtigsten Fernseh- und Radiosender sowie große Zeitungen sind staatlich kontrolliert, viele andere sind Sprachrohre politischer Parteien. Eine Reform des Pressegesetzes lässt auf sich warten, ebenso die Abschaffung eines seit 2009 existierenden Sondergerichts für Journalisten." - Reporter ohne Grenzen: Jemen