Nach heftigen Gefechten mit regierungstreuen Truppen haben Einheiten der Huthi und mit ihnen verbündete Soldaten das Stadtzentrum von Aden erobert. Auch der Präsidentenpalast, letzter Zufluchtsort des inzwischen geflohenen legitimen Präsidenten Mansur Hadi, wurde offenbar eingenommen. In verschiedenen Stadtteilen gibt es nach wie vor erbitterte Gefechte. Nach russischen Angaben verwüsteten und plünderten Rebelleneinheiten das Generalkonsulat Russlands. Moskau evakuierte heute mit zwei Militärmaschinen 150 Staatsbürger, darunter auch Botschaftspersonal.
Die Lage in Aden spitzt sich offenbar immer weiter zu. Nachdem Huthi-Aufständische anscheinend ein Elektrizitätswerk in der Nähe der Hafenstadt beschossen hatten, fiel in Aden der Strom aus, wie Augenzeugen gegenüber arabischen Medien berichteten. Die Situation, so der jemenitische Politologe Mahmoud Al Sheaiby, der sich selbst noch in Aden aufhält, wird immer katastrophaler:
Die Getöteten können nicht geborgen werden
"Die humanitäre Lage in Aden hat sich sehr verschlechtert. Es ist dringend nötig, dass internationale Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz und der Rote Halbmond Hilfe leisten, um die Toten aus den Straßen von Aden zu bergen. In einigen Stadtteilen beginnen die Leichen inzwischen zu verwesen. Schon in der vergangenen Nacht ist es aufgrund der schweren Kämpfe und des Mörserbeschusses ebenfalls nicht möglich gewesen, die bei den Gefechten Getöteten zu bergen."
Trotz zahlreicher Luftangriffe seit vergangenen Donnerstag scheint es der von Saudi Arabien geführten Militärallianz nicht gelungen zu sein, den Vormarsch der Huthi und mit ihnen verbündeter Truppen auf Aden zu stoppen. Derzeit sieht es eher danach aus, als würde es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Aufständischen die Hafenstadt komplett unter ihrer Kontrolle haben.
300 Häftlinge befreit
Im Osten des Jemen gelang es heute islamistischen Extremisten, Insassen eines Gefängnisses zu befreien. Zunächst wurden mehrere Wächter erschossen, danach öffneten sich die Tore der Haftanstalt. Unter den angeblich rund 300 befreiten Gefangenen sollen sich auch zahlreiche Mitglieder der Terrororganisation Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel befunden haben. Nach dem Coup mit der Befreiungsaktion gelang den Extremisten scheinbar auch die Einnahme der Hafenstadt Mukalla in der Provinz Hadramaut. Das berichteten jedenfalls jemenitische Regierungsbeamte gegenüber arabischen Medien. Dort wurden an wichtigen Verkehrsknotenpunkten von den Extremisten sofort Kontrollposten eingerichtet, um ihre Stellungen zu sichern.