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Jemen
Oxfam: Hälfte der Menschen hungert

Eine Waffenruhe, die nicht hält, und Nahrungsmittelknappheit – die Lage der Menschen im Jemen ist lebensbedrohlich, warnt die Hilfsorganisation Oxfam. 13 Millionen Menschen leiden demnach an Hunger, viele von ihnen verdienen seit Monaten kein Geld mehr. Oxfam sieht noch weitere alarmierende Zeichen.

    Kinder im Jemen füllen Kanister mit Wasser in der Hauptstadt Sanaa.
    Im Jemen leiden so viele Menschen wie noch nie Hunger. (picture alliance / dpa / Yahya Arhab)
    Die Hälfte der Menschen im Jemen ist nach Angaben von Oxfam vom Hunger bedroht. Die Hilfsorganisation fürchtet, dass jeder zweite von ihnen stirbt, wenn sich die Versorgungslage nicht entscheidend verbessert. "Es droht eine humanitäre Katastrophe riesigen Ausmaßes, aber die Kriegsparteien ignorieren alle Aufrufe zur Einstellung der Kämpfe", sagte der Oxfam-Landesdirektor im Jemen, Philippe Clerc.
    Familien müssen auch noch ihr letztes Vieh verkaufen
    Am schlimmsten ist die Situation im Norden des schwach entwickelten Landes. UNO-Angaben zufolge hungern in der Provinz Saada 80 Prozent der Einwohner. Während viele Einwohner seit Monaten kein Einkommen mehr hätten, seien die Preise zum Teil um mehr als das Zweieinhalbfache gestiegen.
    Erhebungen von Oxfam in der Provinz Hadschah zeigen, dass dort viele vertriebene Familien gezwungen sind, ihr letztes Vieh weit unter Marktwert zu verkaufen, um Nahrung und andere lebenswichtige Dinge kaufen zu können. Dies sei ein alarmierendes Zeichen. Laut Oxfam leiden damit so viele Menschen wie noch nie unter lebensbedrohlichem Hunger.
    Oxfam: nur 20 Prozent der benötigten Lebensmittel kamen ins Land
    Oxfam sieht dafür zwei Gründe: zum einen die trotz einer vereinbarten Waffenruhe andauernden Kämpfe. Zum anderen blockiere die von Saudi-Arabien angeführte Koalition wichtige Nahrungsmittel-Importe. Der Jemen muss laut Oxfam 80 Prozent der benötigten Lebensmittel importieren, seit März seien aber nur 20 Prozent ins Land gekommen.
    "Die Vereinten Nationen und besonders der Weltsicherheitsrat müssen ihre Anstrengungen für Friedensverhandlungen verstärken und die Kriegsparteien zu einem dauerhaften Frieden bewegen", forderte Clerc. Besonders die Vereinigten Staaten, Großbritannien und der Iran sollten ihren Einfluss geltend machen.
    Luftangriffe haben ihr Ziel nicht erreicht
    Die von Saudi-Arabien geführte Militärallianz hatte einseitig eine fünftägige Waffenruhe aus humanitären Gründen ausgerufen. Unklar ist, ob auch die Gegner sich daran halten wollen. Seit Januar ist Jemens Hauptstadt Sanaa unter Kontrolle der schiitischen Huthi-Rebellen. Als sie weiter auf die südliche Hafenstadt Aden vorrückten, floh Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi nach Saudi-Arabien und bat um Hilfe.
    Das Königreich startete daraufhin mit anderen arabischen Staaten Luftangriffe auf die Huthi-Rebellen, um diese zurückzutreiben und Hadi an die Macht zurückzubringen. Die Bombardements haben zwar massive Schäden verursacht, die Ziele wurden jedoch bisher nicht erreicht.
    (tj/swe)