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Jemen
Waffenruhe wird offenbar nicht eingehalten

Die Waffenruhe im Jemen wird bislang offenbar nicht eingehalten. Schon kurz nach Inkrafttreten der Feuerpause gestern Abend gab es heftige Gefechte um die Stadt Dhale, wie Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Augenzeugen berichten. Schon am Sonntag könnte es eine Friedenskonferenz in Riad geben.

13.05.2015
    Bewaffnete jemenitische Anhänger des geflohenen Präsidenten Hadi stehen hinter zahlreichen Artilleriehülsen.
    Die Kämpfe im Jemen gehen offenbar weiter (AFP / Str)
    Huthi-Rebellen griffen den Angaben zufolge die Stadt Dhale mit Raketen und Mörsergranaten an. Auch an anderen Orten soll es Kämpfe gegeben haben. Die Aufständischen hatten sich zuvor zur Einhaltung der fünftägigen Waffenruhe bereit erklärt. Luftangriffe der von Saudi-Arabien geführten Koalition gegen die Huthi-Rebellen wurden nicht gemeldet. Sie hatte wenige Stunden vor Inkrafttreten der Feuerpause noch Angriffe geflogen.
    Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen rief die Konfliktparteien zur Einhaltung der Waffenruhe auf. Die Mitglieder äußerten eine "tiefe Beunruhigung angesichts der schwerwiegenden humanitären Folgen einer Fortsetzung der Gewalt im Jemen". Alle Seiten müssten "ihre Militäroperationen auf transparente und glaubwürdige Weise aussetzen". Zudem wurde UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon aufgerufen, eine Friedenskonferenz für den Jemen einzuberufen. Alle Beteiligten müssten daran "ohne Vorbedingungen" teilnehmen. Nach Angaben von Diplomaten könnte dieses Treffen auf Einladung der Golfstaaten bereits am Sonntag in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad stattfinden.
    Im Jemen kämpfen Huthi-Rebellen gegen Anhänger des nach Riad geflohenen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi. Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition bombardiert seit Ende März Stellungen und Waffenlager der Huthis. Nach UNO-Angaben wurden in dem Konflikt seit 19. März rund 1.400 Menschen getötet, darunter viele Zivilisten.
    Menschen fehlt es an Trinkwasser und Lebensmitteln
    Weil Saudi-Arabien wegen der Kämpfe eine Seeblockade errichtet hat, fehlt es den 25 Millionen Jemeniten an Trinkwasser, Lebensmitteln, Medikamenten und Elektrizität. Eigentlich soll die Waffenruhe dazu dienen, die Menschen mit Hilfsgütern zu versorgen. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk stellte Schlafmatten, Decken, Küchengeräte und Plastikfolien bereit. Rund 300 Tonnen solcher Güter warteten in Dubai. Das Welternährungsprogramm will Notrationen für mehr als 750.000 Menschen in den Jemen bringen.
    Der neue UNO-Sondergesandte, Ismail Ould Cheikh Ahmed, flog gestern nach Sanaa. Er wolle mit Vertretern verschiedener Seiten, auch der Huthis, über eine Friedenslösung sprechen, sagte ein UNO-Sprecher. Sein Vorgänger Jamal Benomar war zurückgetreten, offenbar weil er den Rückhalt der arabischen Golfstaaten verloren hatte.
    (hba/has)