Der Jahreswechsel ist eine gute Zeit für Optimisten: sie verschenken Glücksschweinchen, glauben an die guten Vorsätze, die sie gefasst haben und freuen sich auf ein nächtes Jahr, das ganz sicher besser wird als das alte. Vielleicht aber nicht in Deutschland, das nämlich, sagen uns die Statistiken, voll von Pessimisten ist.
Die noch dazu 2017 mit Brexit, Trump und der Aussicht auf eine erneute GroKo einen phantastischen Lauf hatten! Es geht immer noch schlimmer, wie wir sehen. Auf dem Sprung ins neue Jahr fragen wir: Hilft Optimismus?
Darüber streiten Jens Weidner, Erziehungswissenschaftler, Dozent, Vorstand im Wirtschaftsclub der Optimisten, Autor des Buches "Optimismus. Warum manche weiter kommen als andere". Und Matthias Nöllke, bekennender Pessimist und Autor des Buches "Der gut gelaunte Pessimist".
Der Optimist glaubt an die Zukunft, auch an die, die er noch nicht kennt. Das verhilft ihm zum Erfolg, sagt Jens Weidner in seinem Statement PRO Optimismus:
"Es gibt fünf Optimismus-Typen, vier davon sind jedem Pessimisten in punkto Lebensfreude haushoch überlegen, und einer, wir nennen ihn den "Best-of-Optimisten", ist sogar ein echter Erfolgs-Faktor. Best-of-Optimisten lieben die Lob-Kultur, sie loben nicht nur sich selber, sie loben auch andere. Wissenschaftlich sprechen wir dann vom "above-average-effect", und der hat etwas Wunderbares, der sagt nämlich: "Am Erfolg habe ich Schuld, am Misserfolg die anderen." Jeder Optimist weiß natürlich, dass das ein positiver Selbstbetrug ist, aber dieser Selbstbetrug hat phantastische Konsequenzen. Er führt zu einer stabilen Gesundheit, zu einer besseren Arbeitsleistung und laut Martin Seligman, dem früheren Präsidenten der Amerikanischen Gesellschaft für Psychologie, auch zu einer längeren Lebensdauer von 19%! Das stimmt mich natürlich schon wieder sehr optimistisch. Und diese Fähigkeit, positiv in die Zukunft zu schauen, basiert auf der Kunst der kleinen Schritte. Selbst wenn es mir schlecht geht, sehe ich, wie es positiv weiter laufen könnte, und sehe am Ende dieses Ziel, das wunderschön ist und so wärmt wie die Sonne."
Der Pessimist rechnet grundsätzlich mit dem Schlimmsten, wird dadurch aber auch mit großen und kleinen Krisen besser fertig. Er ist Realist. Hier die CONTRA-Position von Matthias Nöllke:
"Die Frage ist natürlich: wem hilft Optimismus, und wofür oder wogegen hilft er? Zunächst macht Optimismus ein gutes Gefühl, das ist schon mal was, aber nicht immer etwas Gutes. Vor allem dann nicht, wenn die Sache dann doch nicht so glatt läuft, was fast immer der Fall ist. Die Optimisten juckt das nicht weiter, für sie ist alles in bester Ordnung, aber wir, die Pessimisten, wir leiden darunter und versuchen, dazuzulernen und müssen es eigentlich ausbaden. Pessimisten sind "Optimisten mit Erfahrung", heißt es nicht ohne Grund. Wenn echte Optimisten ihre Finger im Spiel haben, geht die Sache zuverlässig schief, die haben sich ihre Selbstzweifel und Bedenken ja vorher ausgetrieben. Aber Selbstzweifel und Bedenken sind fast immer nützlich, auch wenn sie sich nicht so angenehm anfühlen. Aber damit wollen sich die Optimisten nicht weiter belasten, sie wollen ins Handeln kommen, als wäre das schon etwas Positives, das ist es aber natürlich nicht. Uns so neigen Optimisten zum Leichtsinn und zur Selbstüberschätzung. Hätten Pessimisten den Berliner Flughafen geplant, er wäre schon längst in Betrieb oder gar nicht erst gebaut worden. Die Finanzkrise wäre uns genauso erspart geblieben wie Donald Trump, hätten die Pessimisten das Sagen. Haben sie aber nicht, allen Gerüchten zum Trotz."