Jerry Lewis konnte lachen - bis zum Schluss. Als er vor zwei Jahren vor dem berühmten Chinese Theater in Hollywood seine Handabdrücke in Zement verewigte, da bat der alte, gehbehinderte Komiker, man möge doch bitte das Rednerpult nicht gleich wegräumen oder wenigstens jemanden holen, auf den er sich stützen könne.
Die Krankengeschichte von Jerry Lewis wäre kein Stoff für eine Komödie: Prostatakrebs, Herzinfarkt, Wirbelsäulenbruch - über Jahrzehnte war Lewis tablettensüchtig. 60 Jahre lang führte er den Vorsitz einer Organisation von Muskelschwund-Kranken. Die von ihm moderierten Spendengalas brachten mehr als zweieinhalb Milliarden Dollar ein. Für das amerikanische Publikum war Jerry Lewis Komiker und Menschenfreund zugleich.
Die deutschen Kino- und Fernsehzuschauer werden sich vor allem an die besondere Art seiner Komik erinnern. Zum Beispiel wie in "Der Ladenhüter" von 1963: Lewis tut, als würde er Schreibmaschine schreiben - aber ohne Schreibmaschine, sondern nur mit Mimik und Gestik.
Kleine Grimassen für die großen Lacher
Schon mit fünf Jahren stand der kleine Joseph Levitch auf der Bühne - wie seine Eltern: Der Vater trat in Nachtklubs auf, die Mutter spielte Klavier für einen Radiosender. Mitte der 40er Jahre fand Lewis einen kongenialen Partner im Schnulzensänger Dean Martin. Sie drehten zusammen 16 Kinofilme und wurden das erfolgreichste Komikerduo seit Laurel und Hardy, Dick und Doof.
Jerry Lewis hat den Slapstick perfektioniert. Wenn er zum Beispiel in "Immer auf die kleinen" Minuten braucht, um von der Tür zum Schreibtisch zu kommen, weil er immer wieder auf dem spiegelglatt polierten Boden ausrutscht.
Dabei musste er nicht immer massiven körperlichen Einsatz für seine Lacher zeigen. Manchmal reichten nur leicht verdrehte Augen, ein verzogener Mund - und eben diese immer nervöser klingende Stimme.
"Wir sind doch alle Kinder"
Er übernahm zunehmend die Kontrolle seiner Filme, schrieb das Drehbuch, spielte die Hauptrolle und führte auch noch Regie - wie zum Beispiel in "Der Verrückte Professor". Lewis drehte zeitweise zwei Filme pro Jahr, und alle erfolgreich. In einem Interview von 1965 erlebt man einen ernsten Jerry Lewis, der über seinen eigenen Erfolg nachdenkt:
"Ich mache meine Filme immer für ein Publikum von Kindern. Die Eltern schauen sich das dann oft erst nur widerwillig mit ihren Kindern an, aber im Verlauf des Films kriege ich sie auch. Wir sind doch alle Kinder und wollen über die einfachen Dinge lachen."
In den vergangenen Jahren hatte sich Lewis immer mehr zurückgezogen und stand nur noch ab und zu für kleine Nebenrollen und Gastauftritte vor der Kamera. Nun starb er im Alter von 91 Jahren im Kreis seiner Familie. Eine amerikanische Comedy-Legende hat sich verabschiedet.