Der Organisation "Freunde Waldorf" gehe es darum, wie Schulen in den Binnenflüchtlingslagern zu Orten werden können, in denen Kinder Stabilität erleben, so Jessica Prentice. Es würden Rahmenbedingungen geschaffen, damit der Heilungsprozess in Gang kommen könnte. "Wir nehmen das Thema Trauma und Traumapädagogik mit in das existierende Schulsystem hinein", berichtet Prentice. Ihre Organisation versuche, das im Irak geltende Schul-Curriculum um eine psychosoziale Komponente zu erweitern, und zwar um die Fächer Bewegung, Kunst und Musik.
Die jesidischen Kinder seien geprägt von den Gräueltaten und der Flucht als Folge der Vertreibung aus dem Sindschar. "Die Flucht war ja auch mit sehr viel Tragik verbunden. Es waren diese heißen Sommermonate", sagte Prentice. Sehr viele Jesiden hätten die Flucht nicht überlebt. "An die erinnern sich die Überlebenden - und speziell auch die Kinder."
Kleinere Unterrichtseinheiten gegen Konzentrationsprobleme
Die "Freunde Waldorf" versuchten nun einerseits, den Lehrern, die selbst Binnenflüchtlinge seien, Werkzeuge zu geben, um die Traumata zu verstehen und die Kinder in ihrem Lernverhalten zu unterstützen. So hätten viele Kinder im Alltag Konzentrationsprobleme wegen der schlimmen Erlebnisse. Ihre Organisation berate aber auch die Eltern, so Prentice.
Zu den Erfolgserlebnissen gehöre, wenn sich Schüler und Lehrer wieder als Menschen ansähen und nicht als Arbeit und Problem. Positiv empfindet Prentice auch, wenn Lehrer verstehen, warum es ihren Schülern so schwer fällt, sich zu konzentrieren, und wenn sie darauf reagieren. So seien manche Lehrer etwa auf kleinere Unterrichtseinheiten umgeschwenkt.
Der Einfall des IS in den Sindschar ein abgekartetes Spiel?
Im Hinblick auf die Vertreibung der Jesiden vor mehr als zwei Jahren gebe es viele Indizien und die unter den Gefllüchteten weit verbreitete Meinung, dass der Einfall des IS in den Sindschar ein abgekartetes Spiel gewesen sei. "Man weiß inzwischen, dass etwa die Infrastruktur vorgeplant war für die Sex-Versklavung der Frauen", so Prentice. Für die kurdische Regierung habe es aus politischen Gründen Sinn gemacht, das Sindschar-Gebirge zunächst fallenzulassen, um es dann erneut vom IS zu erobern.
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