Archiv

JewBus - Jüdischer Buddhismus
Du kannst einen Buddha neben mir haben

Unter Jüdinnen und Juden in den USA gibt es ein überdurchschnittlich großes Interesse am Buddhismus. Und ein eigenes Wort dafür: JewBus – jüdische Buddhisten. Der Trend ist schon über 100 Jahre alt und erreichte bald auch Deutschland. Zeitweise lebte hier der allererste JewBu.

Von Christian Röther |
Eine Buddha-Skulptur im Gras.
Der Buddha und seine Lehre faszinieren auch viele Menschen anderer Religionen (imago)
Eine amerikanische Jüdin reist in den Himalaya auf der Suche nach einem berühmten buddhistischen Guru. Sie nimmt erst das Flugzeug, dann den Zug, den Bus und schließlich einen Ochsenkarren, bis sie in Nepal völlig erschöpft ein abgelegenes buddhistisches Kloster erreicht. Nach langem Bitten wird der Jüdin gestattet, mit dem Guru zu sprechen - aber nur zwölf Worte. Die nutzt sie so: Sheldon, ich bin es, Deine Mutter. Es reicht jetzt, komm nach Hause!
Dieser Witz über den buddhistischen Guru Sheldon und seine jüdische Mutter soll in buddhistischen Kreisen in den USA ausgesprochen beliebt sein. Er verweist darauf, dass überdurchschnittlich viele Buddhistinnen und Buddhisten in den USA jüdische Wurzeln haben. Mit diesem Witz beginnt auch das Buch "Amercian JewBu". Geschrieben hat es die Soziologin Emily Sigalow:
"JewBu definiere ich so: Das sind Menschen, die eine Beziehung haben zu beidem, Judentum und Buddhismus, denen beides etwas bedeutet. Manche dieser Menschen sehen sich in erster Linie als jüdisch an, manche vor allem als buddhistisch. Bei manchen ist es ausgeglichen. Aber für alle gilt: Judentum und Buddhismus haben sie geprägt."
Emily Sigalow
Die New Yorker Soziologin Emily Sigalow (privat)
1893: Der erste JewBu
JewBu, das ist ein zusammengesetztes Wort aus Jude und Buddhist. Der Begriff kam in den USA in den 1990er Jahren auf. Doch JewBus gibt es schon viel länger. Die Geschichte der JewBus beginnt wohl im Jahr 1893 in Chicago. Dort trifft sich damals das Weltparlament der Religionen. Mehr als 4000 Menschen aus unterschiedlichen Glaubensrichtungen kommen zusammen.
Auch Charles Strauss reist nach Chicago. Er ist auch bekannt als Carl Theodor Strauss und als C. T. Strauss. Er ist damals 41 Jahre alt, lebt in New York und muss fasziniert sein vom Buddhismus. In Chicago will er buddhistische Lehrer kennenlernen. Und so gilt Strauss heute als erster weißer Amerikaner und zugleich als erster Jude, der ein buddhistisches Gelübde ablegt:
Ich will keine Wesen töten oder verletzen. Auf friedliche Weise will ich mit mir und anderen umgehen. Ich will nichts nehmen, was mir nicht gegeben wird. Ich will durch mein sexuelles Verhalten niemandem schaden. Ich will darauf achten, nicht zu lügen und mit Worten nicht zu verletzen. Ich will mich dem Konsum von Substanzen enthalten, die den Geist trüben und verwirren.
Die fünf sittlichen Gebote des Buddhismus, sie sagt Strauss in Chicago auf – nicht auf Deutsch oder auf Englisch, sondern auf Pali. Der berühmte buddhistische Reformer Anagarika Dharmapala spricht das Gelübde vor, und Strauss spricht es nach. Und Dharmapala sagt über Strauss:
Er ist ein ernsthafter Schüler des Buddhismus und ein leidenschaftlichen Bewunderer des Buddha.
"War nie ein religiöser Jude"
Strauss Bekenntnis zum Buddhismus erregt einiges Aufsehen. Auch Strauss selbst meldet sich zu Wort, in der Zeitung New-York Tribune:
Es stimmt nicht, dass ich konvertiert bin, denn ich war ja nie ein religiöser Jude. Meine Eltern waren Juden, aber ich wurde liberal erzogen und glaube nicht, dass ich in meinem ganzen Leben öfter in einer Synagoge war als ein halbes Dutzend Mal. Eigentlich bin ich nur dann Jude, wenn ich höre, dass Juden unterdrückt werden. Dann versuche ich, sie zu verteidigen.
Obwohl er also heute als erster amerikanischer JewBu gilt, stellt Strauss selbst seine jüdische Identität in Frage. Strauss ist ursprünglich auch gar kein Amerikaner. Er wird wohl in der Schweiz geboren, 1852 in St. Gallen. Mit 18 Jahren geht er nach New York, wo sein Vater ein Geschäft betreibt. Er heiratet in eine andere jüdische Familie und wird Vater von drei Kindern. Doch wenig später stirbt seine Frau. Strauss ist Witwer, als er Buddhist wird.
1908 verlässt er die USA wieder und geht nach Deutschland. In Leipzig lässt er sich dauerhaft nieder und hilft, eine buddhistische Gemeinde aufzubauen – eine der ersten in Europa. In deutschen buddhistischen Kreisen wird Strauss schnell einflussreich, weil er gute Beziehungen zu wichtigen buddhistischen Persönlichkeiten in Indien und Sri Lanka pflegt. Doch in Erinnerung geblieben ist er nicht als prägender deutscher Buddhist, sondern als erster amerikanischer JewBu. Als erster jüdischer Buddhist der USA – auf den bis heute viele weitere folgten.
"Die Schönheit des Buddhismus"
Sie benutze den Begriff JewBu selbst zwar nicht, aber es stimme schon: Sie sei jüdisch und Buddhistin, sagt Yael Shy. Sie arbeitet an der New York University und kümmert sich dort unter anderem um interreligiöse Beziehungen. Außerdem ist Yael Shy Meditationslehrerin:
"Meine Mutter ist Rabbinerin, und wir sind sehr religiös aufgewachsen. Ich habe das Judentum auch nie verlassen, sondern es ist für mich nach wie vor sehr wichtig. Aber als ich auf dem College war, hatte ich große Probleme: Ängste und Panikattacken. Eine Sinnkrise, und dann ließen sich auch noch meine Eltern scheiden. Alles auf einmal. Ich ging in ein Schweige-Retreat – ein jüdischer Meditationskurs, aber vom Buddhismus inspiriert. Das war damals noch sehr selten. Und das hat mir sehr geholfen. So kam ich zur Meditation, und nach einigen Jahren entdeckte ich auch den Buddhismus für mich – seine Texte, seine Schönheit und Tiefgründigkeit."
Yael Shy
Yael Shy von der New York University (privat / Anthony Randazzo)
So wurde Yael Shy nach und nach zu einer jüdischen Buddhistin – oder zu einer buddhistischen Jüdin. Die meisten amerikanischen JewBus waren zuerst jüdisch, sagt die Soziologin Emily Sigalow. Nur wenige stammen aus buddhistischen Familien. Und unter den JewBus sind auch auffallend viele Prominente.
Schauspieler wie Goldie Hawn oder Robert Downey Jr., der Achtsamkeits-Vordenker Jon Kabat-Zinn und viele weitere bekannte buddhistische Lehrende, Nonnen und Mönche, oder auch Musiker wie der Komponist Philipp Glass und der Rapper MCA von den Beastie Boys. Sie alle waren oder sind JewBus.
Der jüdische Zen-Mönch Leonard Cohen
Der bekannteste JewBu war wohl der kanadische Musiker Leonard Cohen - auch wenn er das selbst nicht überbewerten wollte. Er sei einfach nur seinem Meister gefolgt, sagte Cohen einmal im irischen Fernsehen, dem Japaner Sasaki Roshi:
"Vor 30 Jahren habe ich angefangen, den Zen-Buddhismus ernsthaft zu erlernen. Erst habe ich im Jahr mehrere Monate mit Roshi verbracht, dann bin ich in sein Kloster gezogen – und dann wurde ich eben zum Mönch ordiniert. Aber das war eigentlich nur fürs Protokoll. Denn wenn Roshi ein Physikprofessor in Heidelberg gewesen wären, dann hätte ich halt Deutsch gelernt und wäre nach Heidelberg gegangen. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich von Roshi etwas lernen kann. Ganz am Anfang hat er zu mir gesagt: Ich bin nicht japanisch, und Du bist nicht jüdisch."
Einige Jahre lebte Cohen als Zen-Mönch, doch er hat seine jüdischen Wurzeln nie vergessen. Auch als buddhistischer Mönch soll er den Schabbat gehalten haben. Judentum und Zen-Buddhismus seien kein Widerspruch – so wurde Cohen in der New York Times zitiert. Und seine Musik war bis zum Schluss auch vom Judentum inspiriert.
Leonard Cohen und die Religionen: Gebrochenes Halleluja

Leonard Cohens berühmtester Song ist auch sein rätselhaftester: "Halleluja". Der Liedtext spielt mit jüdischen, christlichen und buddhistischen Motiven.
"Ich kenne in Deutschland keine JewBu"
In den USA muss man also nicht lange suchen, um JewBus zu finden, jüdische Buddhisten. Aber wie ist es in Deutschland. Gibt es auch hier Menschen, die von Judentum und Buddhismus geprägt sind?
"Ich kenne persönlich eine Menge Buddhisten, und ich kenne auch einige Juden. Aber ich kenne in Deutschland keine JewBu", sagt Michael A. Schmiedel, Religionswissenschaftler an der Universität Bielefeld. Er ist Katholik und Buddhist - und aktiv im interreligiösen Dialog, kennt sich daher bestens aus in der deutschen Religionslandschaft. Nach JewBus hören er und andere sich aber vergeblich um:
"Die Einzigen, die mir einfallen - jetzt aus der jüngeren Geschichte - sind Nyanaponika und Ayya Khema. Die kann man leider nicht mehr fragen, weil sie verstorben sind."
Nyanaponika und Ayya Khema: ein buddhistischer Mönch und eine buddhistische Nonne aus Deutschland. Beide aus jüdischem Elternhaus. Sie waren einander auch Lehrer und Schülerin. Der Lehrer, Nyanaponika, hieß eigentlich Siegmund Feniger, und wurde 1901 in Hanau geboren.
Schmiedel: "Der war in einer jüdischen Familie in Hessen aufgewachsen, in der Nähe von Frankfurt, hat aber als junger Mann den Glauben an den Schöpfergott verloren."
Ein jüdischer Buddhist flieht vor den Nazis
Doch Siegmund Feniger fand nach und nach zum Buddhismus, erzählt Michael Schmiedel. Erst ging er nach Berlin und schloss sich dort buddhistischen Kreisen an. Doch als die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht übernahmen, verließ der jüdische Buddhist sein Heimatland und ging nach Sri Lanka. Dort lebte er fortan als Mönch unter dem Namen Nyanaponika.
Schmiedel: "Und da habe ich ihn auch mal getroffen. Damals, 1986 war ich dort, als Urlaubsreisender und habe im Merian-Heft gelesen, och, da gibt es einen deutschen Mönch. Ich war ja noch kein Religionswissenschaftler zu der Zeit und bin einfach mal hingegangen."
Michael Schmiedel war 21 Jahre alt, als er Nyanaponika traf: "Und der hatte tatsächlich gerade Audienz. Vor mir war ein Psychologe aus der Schweiz gewesen, und dann bin ich mit dem Psychologen zusammen da rein und hab natürlich wenig verstanden von den Fragen und Antworten. Konnte dann auch selber was sagen, mir ein Buch signieren lassen: 'Geistestraining durch Achtsamkeit', sein Hauptwerk. Das war meine Begegnung mit ihm, und dann hat er mich durch das Buch auch sehr stark beeinflusst in meiner Meditationspraxis."
Auch die jüdische Mutter wird Buddhistin
Auch viele andere Menschen aus Deutschland und der Schweiz wurden durch Nyanaponika buddhistisch geprägt. Darunter auch mindestens zwei weitere Jüdinnen. Eine von ihnen: Nyanaponikas Mutter. Auf der Flucht vor den Nationalsozialisten folgte sie ihrem Sohn nach Sri Lanka.
Schmiedel: "Jedenfalls wurde diese jüdische Mutter auch Buddhistin. Sie hat auch die dreifache Zufluchtnahme genommen, wurde aber keine Nonne oder so, sondern blieb bis zu ihrem Tode in Colombo leben. Und jeden Monat, glaube ich, hat Nyanaponika seine Mutter auch besucht."
Religionswissenschaftler Michael Schmiedel im DLF-Studio
Der Religionswissenschaftler Michael A. Schmiedel (Gerald Beyrodt / Deutschlandradio)
Der Religionswissenschaftler Michael Schmiedel erkennt in dieser familiären Bindung des buddhistischen Mönchs eine Art jüdische Prägung:
"Das Emotionale, was er betont, ist ja beim Judentum - bei aller Intellektualität, die jüdische Theologie und Debatten und Tora-Studium und so weiter haben - das Emotionale spielt im Judentum ja doch eine große Rolle, und auch die Familie. Während so ein buddhistischer Mönch ja durchaus allem entsagt, was mit solchen Bindungen zu tun hat, war ihm wohl Familie zeitlebens wichtig gewesen. Und ich meine, das könnte auch das jüdische Erbe sein."
Aus Ilse Ledermann wird Ayya Khema
Sein buddhistisches Erbe gibt Nyanaponika auch an eine andere deutsche Jüdin weiter: Ilse Ledermann. Besser bekannt unter dem Namen, den sie als buddhistische Nonne angenommen hat: Ayya Khema.
Khema: Der ehrwürdige Nyanaponika, in der Art und Weise war er mein ganz wichtiger Lehrer. Seine Kommentare zu den Lehrreden sind so klar und deutlich und durchdacht und lebensbezogen, dass mir das Dhamma ins Herz gehen konnte.
Dhamma, das ist die Lehre des Buddha. Ayya Khema war in den 80er und 90er Jahren ein gerngesehener Gast im deutschsprachigen Fernsehen. Dabei streifte sich auch immer wieder Themen, die nicht nur den Buddhismus betreffen, sondern auch Judentum und Christentum.
Die Bibel ist der Bestseller aller Zeiten. Kein Buch der Welt ist so oft gedruckt und gelesen worden wie die Bibel. Und jetzt können sie selber dazu antworten: Und was ist daraus geworden? [...] Es stimmt vollkommen, dass das, was wir sagen, was wir lesen oder schreiben, die Welt nie verändern wird. Sonst hätten 1267 verschiedensprachige Bibeln die Welt längst verändert. Das hat sie nicht getan. Lesen, Schreiben und Hören tut nichts. Kein Einziger kriegt dadurch inneren Frieden und inneres Glück. (Ayya Khema bei einer Diskussionsrunde im Westdeutschen Rundfunk)
Sondern der Schlüssel dazu sei Meditation.
"Juden fühlen sich vom Buddhismus nicht bedroht"
Warum gibt es unter Jüdinnen und Juden also offenbar einen Trend zum Buddhismus? Klar, Interesse an Meditation, Achtsamkeit und dem Buddhismus im Allgemeinen, das gibt es natürlich nicht nur im Judentum. Sondern überall im Westen, auch unter Christen, Muslimen oder Agnostikern.
Doch zumindest für Jüdinnen und Juden in den USA gilt: Ihr Anteil an der Bevölkerung beträgt ungefähr zwei Prozent. Aber ihr Anteil in buddhistischen Zentren und Gemeinden ist deutlich höher. Die Soziologin Emily Sigalow hat dafür keine abschließende Erklärung - aber einige Ansatzpunkte:
"Juden und Buddhisten leben in den USA in den gleichen Gegenden, nämlich vor allem in Großstädten. Da gibt es also Berührungspunkte. Außerdem interessieren sich vor allem gut ausgebildete Säkulare für den Buddhismus – und in dieser Gruppe der US-Gesellschaft sind Jüdinnen und Juden überrepräsentiert. Außerdem haben das Judentum und der Buddhismus keine gemeinsame Geschichte, also, keine derart problematische Vergangenheit wie mit Blick aufs Christentum. Viele Jüdinnen und Juden sind skeptisch gegenüber den christlichen Kirchen, aber vom Buddhismus fühlen sie sich nicht bedroht. Außerdem wurde der Buddhismus oft sehr säkular präsentiert – nicht als Religion, sondern als Meditationsmethode. Deshalb fühlte es sich für viele einfach nur an, als würden sie eine neue Praktik ausprobieren."
Ziehen sich jüdisch-buddhistische Gegensätze an?
"Judentum und Buddhismus, wenn man sie mal so rein von der Lehre her vergleicht miteinander, sind die doch sehr gegensätzlich. Und was ich glaube, dass gerade dieser Gegensatz anzieht", so der Religionswissenschaftler Michael A. Schmiedel von der Universität Bielefeld:
"Zum Beispiel beim Judentum der personale Gott - und eben nur der eine Gott, der vollkommen transzendent ist, aber gleichzeitig sich offenbarend den Menschen zuwendet, der auch sehr viele menschliche Eigenschaften hat. Auf der anderen Seite eben Buddhisten, für die Götter selber erlösungsbedürftig im Kreislauf der Wiedergeburten drin sind und keinesfalls die absolute Wahrheit darstellen."
Religiöse Vielfalt in Deutschland
In Deutschland gibt es mehrere hundert Religionsgemeinschaften, schätzt der Religionswissenschaftler Michael Schmiedel. Auffällig sei, dass die Zahl der Religionsmitglieder zurückgehe, wenn die Zahl der Religionen steige.
Michael Schmiedel hat eine lange Liste zusammengestellt von Aspekten, in denen Judentum und Buddhismus gegenteilige Ansichten vertreten. Oder man könnte eben auch sagen: Aspekte, die sich gut ergänzen.
Buddhistische Antworten auf jüdische Fragen
Schmiedel: "Das Judentum ist sehr auf das Diesseits bezogen: Lebe ein gutes Leben in Gottes Namen und Gottes Willen. Verfolge seine Gebote, dann wirst Du erfolgreich sein. Und wenn Du viele Kinder hast, ist das auch gut. Dann der Buddhismus auf der anderen Seite, der doch - bei aller Konzentration auf das sogenannte Hier und Jetzt - auf Nirwana hin ausgerichtet ist, auf das Verlassen des Kreislaufs der Wiedergeburten als Endziel. Wo das jetzige Leben eigentlich ein Leidenskreislauf ist, der eher negativ bewertet wird. Familie wird auch nicht als positiv bewertet, sondern eher als Fessel, als Bindung."
Doch dass diese Gegensätze sich anziehen, das erkennt Michael Schmiedel auch in den Biografien der beiden deutschen JewBus Ayya Khema und Nyanaponika:
"Wenn er den Glauben an den Schöpfergott verliert, aber trotzdem ein Bedürfnis hat nach Spiritualität. Ayya Khema, die von Anfang an sehr spirituell war, aber dann eben die Antworten auch nicht mehr in ihrem Judentum fand. Das Judentum hat vielleicht die Sehnsucht nach Spiritualität in sie hineingelegt, aber die Antworten befriedigten sie nicht mehr. Und dann fanden sie - diese beiden Personen und viele andere vielleicht auch so ähnlich - die Antworten im Buddhismus, weil die Antworten andere waren, als das Judentum ihnen gegeben hat."
"Menschen haben schon immer Ideen ausgetauscht"
Shy: "Judentum und Buddhismus treffen sich in der Frage, worum es im Leben wirklich geht. Mich persönlich interessiert besonders die Verbindung von Achtsamkeit und Meditation aus den beiden Traditionen. Sie sind nicht identisch, aber beide wollen zur Wurzel dessen vordringen, was dem Leben Bedeutung gibt. Beide bieten Praktiken an, die dir bei dieser Frage helfen können."
Auch für Yael Shy, die jüdische Buddhistin aus New York, ergänzen sich Judentum und Buddhismus. Die Gegensätze der beiden Religionen will sie nicht zu hoch hängen. Und überhaupt: Auch den jüdischen Trend zum Buddhismus insgesamt will sie nicht überbewerten:
"Ich glaube, im Laufe der Geschichte haben Religionen sich schon oft verändert. Und zwar durch die Kulturen, die sie umgeben. Deshalb glaube ich auch nicht, dass es jemals so etwas wie eine ‚reine Religion‘ gegeben hat. Denn Menschen haben schon immer Ideen und Praktiken ausgetauscht."