Natürlich ist Angela Merkels mittlerweile berühmt gewordener Satz "Wir schaffen das" an diesem Vormittag auch im Berliner Loewe-Saal gegenwärtig. Rund 400 Gäste sind gekommen zum Festakt aus Anlass des 125-jährigen Bestehen der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie. Auch der Bundespräsident ist dabei:
"Wir dürfen auch manchmal sagen: Ja, das trauen wir uns zu, das werden wir schaffen", sagt Joachim Gauck. Allerdings nicht mit Blick auf die Situation der Flüchtlinge in Deutschland und das Versprechen der Bundeskanzlerin, sondern mit Blick auf Wachstum und Innovation.
Doch auch Joachim Gauck kommt an diesem Tag nicht um das Thema Flüchtlinge herum. Gauck geht dabei vor allem auf die berufliche Situation der Flüchtlinge ein:
"Viele Menschen, die derzeit zu uns kommen, werden lange Zeit bleiben. Deshalb ist es so wichtig, sie auch in das Arbeitsleben aufzunehmen."
Deutschland brauche ja dringend zusätzliche Fachkräfte, so Gauck. Von den Asylbewerbern, die nun herkämen, seien viele hoch qualifiziert. Trotzdem stünden sie bei der Suche nach einem Arbeitsplatz oft vor erheblichen Schwierigkeiten.
"Natürlich, die Sprache, sie ist oft eine Hürde. Dann gibt es aber auch noch zahlreiche rechtliche Fragen. Und es gibt oft noch bürokratische Hindernisse. Ich weiß, dass daran derzeit viel gearbeitet wird. Aber das ist die Situation, wie sie uns augenblicklich darstellt."
Gauck dankt in seiner Rede den Gewerkschaften und Unternehmen, die die in Deutschland ankommenden Flüchtlingen unterstützen. Als Beispiel verweist der Bundespräsident auch auf Firmen, die ihr Angebot an Praktikumsplätzen für Flüchtlinge erweitern würden. Dass sei ein schöner Anfang - aber er wünsche sich noch mehr Initiative, so Gauck.
Zur Ausbildung und zur Beschäftigung sagt Gauck etwas, was wie eine Unterstützung der Gewerkschaften - aber der Bundeskanzlerin klingt:
"Wir wissen, es ist eine Herausforderung. Wir wissen, es ist eine Problem belastete Herausforderung. Aber wir haben in der Geschichte dieses Land und Ihrer Gewerkschaft gelernt: Vor Herausforderungen muss man nicht einfach die Segel streichen, sondern mit Kraft und Energie und der Haltung der Solidarität an die Dinge herangehen."
Wie könne ein besserer Einstieg für Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt gelingen? Aber auch, wie lassen sich Bemühungen um die Erwerbsarbeit von Flüchtlingen kombinieren und harmonisieren? Diese seien einige der drängenden Fragen sagt Gauck, die sich nun stellten.
Erst gestern hatte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise davor gewarnt, dass die stark steigende Zahl von nach Deutschland kommenden Flüchtlingen bald auch deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen dürfte. Wenn nichts passiere, werde die Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr deutlich steigen, sagte Weise der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Weise warnte gegenüber der "FAZ" auch vor zu hohen Erwartungen an Integrationserfolge.