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Jobmarkt
Eine Chance für Langzeitarbeitslose

Allen guten Konjunkturzahlen zum Trotz – noch immer sind mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland ohne Arbeit. Gut ein Drittel von ihnen gilt als kaum mehr vermittelbar: die sogenannten Langzeitarbeitslosen. Für sie fordern Bundesagentur und Kommunen mehr Mittel.

Von Christel Blanke |
    Einen Schuss mehr Kreativität wünscht sich Heinrich Alt, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit. Dann könnte aus seiner Sicht mehr getan werden, um Langzeitarbeitslose wieder in Lohn und Brot zu bringen. Denn die Kluft wächst, sagt Alt:
    "Wir haben ein Allzeithoch bei der Beschäftigung, während Arbeitslosigkeit, insbesondere Langzeitarbeitslosigkeit seit zwei Jahren in etwa auf dem gleichen Niveau verharrt."
    Rund eine Million Menschen zählen zu den Langzeitarbeitlosen. Dazu kommen zwei Millionen Menschen, die lange Zeit Leistungen beziehen, wie zum Beispiel Aufstocker. Um diesen Menschen besser helfen zu können, appelliert die Bundesagentur gemeinsam mit den Kommunen an die Bundesregierung, zum einen mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Und zum anderen, den Jobcentern mehr Freiheiten bei der Vermittlungsarbeit zuzugestehen:
    "Mit Konfektionsware kommen wir in der Grundsicherung wahrscheinlich nicht weiter. Wir brauchen eher etwas wie den individuellen Maßanzug, und der muss vor Ort definiert werden, bezogen immer auf den Menschen, den wir näher an den Arbeitsmarkt oder in den Arbeitsmarkt bringen wollen."
    Auch Irene Vorholz vom Deutschen Landkreistag sagt, Schablonen oder Schubladen helfen nicht weiter:
    "Ich weiß nicht, warum der Gesetzgeber vorgeben muss, dass ein Praktikum nur zwölf Wochen dauern darf. Kann er es nicht dem Jobcenter überlassen, dass es auch vielleicht im Einzelfall sechszehn Wochen dauern darf, wenn es für den Betroffenen relevant ist."
    Unternehmen in die Pflicht nehmen
    Um acht Prozent ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen in den vergangenen drei Jahren gesunken. Gleichzeitig wurden die Fördermittel aber um 40 Prozent reduziert. Stephan Articus, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, fordert die Bundesregierung auf, umzusteuern, damit die Jobcenter flexibler arbeiten können. Denn für jugendliche Migranten ohne Ausbildung würden zum Beispiel ganz andere Instrumente benötigt als für Alleinerziehende:
    "Wir beobachten einfach aufgrund dieser starken Deckelung der zur Verfügung stehenden Mittel von den eben genannten 40 Prozent schon eine starke Vereinheitlichung von Instrumenten, die diese Differenzierung, die wir brauchen, nicht mehr zulassen."
    Auch die Unternehmen sollen stärker in die Pflicht genommen werden. Wir müssen näher an den Markt, sagt BA-Vorstand Alt:
    "Gibt es noch die Möglichkeit, Betriebe auch zu begeistern? Zu sagen: Wir stellen uns diesem Thema Langzeitarbeitslosigkeit, bearbeiten das sehr professionell und gewinnen auf diesem Wege auch gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?"
    "Perspektiven im Betrieb" heißt eine Initiative, die sich diesen Fragen widmet. Dabei werde versucht, Langzeitarbeitsarbeitslosen noch einmal eine Chance in einem Unternehmen zu geben, so Alt.