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Jörg Hofmann zu 125 Jahre IG Metall
"Wichtig, den Menschen eine politische Stimme zu geben"

Anlässlich des 125. Geburtstags der IG Metall sagte deren Vorsitzender Jörg Hofmann im DLF, die Gewerkschaft habe viel dazu beigetragen, dass Menschen ein besseres Leben und bessere Arbeitsbedingungen hätten. Hofmann räumte ein, dass die Arbeiterbewegung nicht immer mit aller Deutlichkeit für ihre Werte eingetreten sei - mit verheerenden Folgen.

Jörg Hofmann im Gespräch mit Jürgen Zurheide |
    Der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann.
    Der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann. (imago / Sepp Spiegl)
    IG-Metall-Chef Jörg Hoffmann erklärte, dies sei die größte Niederlage der Arbeiterbewegung gwesen. In der Folge sei es zu den beiden Weltkriegen und einer Diktatur gekommen. Aus diesem Vermächtnis folgerte er eine bleibende Verantwortung der Gewerkschaftsbewegung in der Demokratie. Gewerkschaften hätten ein allgemeinpolitisches Mandat und gäben den Bürgern damit eine Stimme.
    Auch wenn der Wohlstand in den letzten Jahrzehnten gewachsen sei, sei das Maß der Ungleichheit doch nahezu gleich geblieben. Es gebe eine wachsende Zahl von Niedriglöhnen und prekärer Beschäftigungsverhältnisse.
    Kein wirtschaftlicher oder politischer Prozess so zielführend wie Streiks
    Zur Frage, ob Streiks noch zeitgemäße Maßnahmen seien, sagte Jörg Hofmann, Warnstreiks seien ein "wunderbares Instrument", das zeige: "Gemeinsam Handeln bringt Erfolge." Dass in der vergangenen Tarifrunde Abschlüsse mit einem ungefähren ökonomischen Volumen von zehn Milliarden Euro zugunsten der Arbeitnehmer erzielt wurden, zeige, dass es keinen anderen wirtschaftlichen oder politischen Prozess gebe, der über demokratisches Aushandeln so schnell zu Ergebnissen führe wie die Arbeitsniederlegungen.
    Die Belegschaften seien heute nicht mehr so homogen wie früher. Daher seien kollektive Antworten und ein höherer Grad an Beteiligung der unmittelbar Betroffenen nötig. Hoffmann sagte: "Überall dort, wo Beschäftigte mitberücksichtigt werden, lösen sich unterschiedliche Interessen auf." Lösungen müssten gemeinsam ausgehandelt werden. Die Beteiligung vieler Menschen machten die Gewerkschaften mächtiger, nicht schwächer.
    Hofmann: Digitalisierung bedeutet nicht nur Rationalisierung
    Die Digitalisierung der Arbeitswelt dürfe von der Politik nicht nur als Instrument für eine Rationalisierung gesehen werden, sagte Hofmann. Man müsse sich auch damit auseinandersetzen, was technologische Innovationen und der Trend zur Digitalisierung "für die Arbeit von morgen und den Sozialstaat von morgen" bedeuteten.