Spielergewerkschaften haben in Deutschland noch keine lange Tradition. Besonders in der Coronakrise erkennen AthletInnen jedoch ihren Vorteil, wenn es zum Beispiel um Gehaltskürzungen und Verträge geht. Nun überlegen auch Spieler der Deutschen Eishockey-Liga DEL, eine Spielergewerkschaft zu gründen – weil sie über geplante Gehaltseinbußen über die Nachrichten erfahren haben.
Einer, der die Gründung einer Spielergewerkschaft schon hinter sich gebracht hat, ist Handball-Nationaltorwart Johannes Bitter. Er ist einer der Mitgründer der Handball-Spielerorganisation GOAL und leitet diese ehrenamtlich.
"In jeder Krise steckt auch eine Chance"
In der Coronakrise erfahre die Gewerkschaft enormen Zuspruch, erklärte Bitter im Dlf. "Viele erkennen einfach, wie dringend notwendig dieses Instrument ist." Sie würden merken, dass es nicht immer bergauf gehe.
Für die Spieler sei es wichtig zu wissen, dass man Mitbestimmungsrechte habe. Zudem sei der Wille da, den Sport weiterzuentwickeln. "Wer kann das denn in gewissen Bereichen besser als die Sportler selber?", meint Bitter.
Sportlerinnen und Sportler, die in Betracht ziehen, eine Spielergewerkschaft zu gründen, müssten einiges beachten. Neben der Form der Gründung und steuerlichen Aspekten müssten auch überzeugende Charaktere die Gewerkschaft prägen, um so eine breite Masse zu erreichen. Gut sei, wenn sich zum Beispiel die Nationalmannschaft oder die Top-Clubs der Ligen zu einer Gewerkschaft bekennen. Zurzeit sei die Lage für viele Spieler sehr akut "da es ums Geld geht, und um Gehaltskürzungen". Da sei ein Commitment sehr wichtig, damit die Spieler einen Benefit sehen, so Bitter.
Es geht nicht ums "Krawall machen"
Es gehe als Gewerkschaft nicht nur darum "Krawall zu machen". Streik sei beispielsweise nur das letzte mögliche Druckmittel. Aktuell gehe es vielmehr darum, "dass man einen Konsens findet, wie man diese schwierige Zeit überlebt. Dass mit den Spielern ehrlich umgegangen wird." In der Coronakrise gebe es bei vielen Spielern große Unsicherheiten. Die müssten ihnen in Zukunft genommen werden, indem Zwischenstände über den weiteren Verlauf immer wieder transparent kommuniziert würden.
Abbruch der Saison war richtig
Die Entscheidung, die Handball-Saison abzubrechen, hält Bitter für richtig. "Die Liga hat lange gewartet, hat lange gezögert. Irgendwann musste aber ein Schlussstrich gezogen werden." Sportarten wie Fußball oder Basketball, wo die Liga fortgesetzt wird, hätten dadurch in den Medien jetzt einen Vorteil: "Wenn wir bis November von der Bildfläche verschwinden, ist das nicht nur ein Problem, das wir finanziell spüren", sagt Bitter. Wenn der Nachwuchs im Gegensatz zu anderen Sportarten, die im Freien trainieren, nicht mehr in der Halle trainieren könne, sei es möglich, dass sich das auch auf diesen Bereich negativ auswirke.