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Johannes Herber, Geschäftsführer von Athleten Deutschland
"Wir wollen tolle Vorbilder schaffen"

Eine neue Bundesregierung dürfte auch einen Wechsel in der Sportpolitik bedeuten. Johannes Herber, Geschäftsführer von Athleten Deutschland, wünscht sich im Verhältnis zwischen Politik und Sport wieder mehr Vertrauen. Erfolge sollten zudem nicht nur an Medaillen gemessen werden, sagte Herber im Dlf.

Johannes Herber im Gespräch mit Matthias Friebe |
Johannes Herber spricht bei einer Veranstaltung freundlich lachend in ein Mikrofon.
Johannes Herber, Geschäftsführer von Athleten Deutschland, hofft auf Veränderungen in der Beziehung zwischen Politik und Sport. (Athleten Deutschland)
Zwei klare Wünsche an die mögliche Ampel-Koalition, richtet Johannes Herber, Geschäftsführer von Athleten Deutschland. "Ich wünsche mir, dass die neue Bundesregierung dem Spitzensport auch weiterhin hohe Bedeutung beimisst und Athletinnen und Athleten ausreichend fördern. Und ein zweiter großer Wunsch ist, dass sich die neue Bundesregierung intensiv mit dem Schutz vor Gewaltmissbrauch im Spitzensport und Breitensport befasst", sagte Herber.
Athleten Deutschland habe selbst ein Zentrum für "Safe Sport" in die politische Debatte eingebracht, "von dem wir glauben, dass es einen großen Beitrag zum Schutz vor Gewalt und Missbrauch leisten könnte. Wenn sich die Regierung dafür entschließen würde, das wäre super."
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Aktuell sehe Herber im deutschen Spitzensport als größtes Problem, dass den Sportlerinnen und Sportler ein hohes Maß an Professionalität abverlangt werden, diese aber von Verbandseite nicht immer widergespiegelt werde. Zwar könne man das nicht pauschalisieren, "aber ich glaube schon, wenn wir erwarten, dass Athletinnen und Athleten Welt-Bestleistungen erbringen, dann müssen wir das auch im ganzen Umfeld gewährleisten. Das sind die Trainingsbedingungen, die Sportpsychologie und die Trainerinnen und Trainer. Und ich glaube, dass wir da einfach noch einen Sprung nach vorne machen müssen."

Herber wünscht sich "neues Arbeitsverhältnis"

Im Verhältnis zwischen Politik und Sport wünscht sich der ehemalige Profi-Basketballer wieder mehr Vertrauen. "Ich würde mir wünschen, dass diese Phase auch als Auftakt für ein neues Arbeitsverhältnis begriffen wird. Dass sich Politik, Sport, Athletinnen und Athleten gemeinsam Themen vornehmen für die neue Legislatur und sich zusammensetzen und überlegen, wie wir diese Themen am sinnvollsten umsetzen können."
Wichtig sei es, nun über die Ziele zu sprechen und darüber, warum der Spitzensport in Deutschland überhaupt gefördert wird. "Das passiert ja im Moment, weil man sich eine gute internationale Repräsentanz von Deutschland wünscht und das drückt sich dann in Erfolgen aus. Das heißt, wir messen vieles was wir tun, an Medaillen. Und sicherlich ist das ein Teil. Erfolge sind wichtig. Aber ich würde das gerne noch ein bisschen weiter fassen und gemeinsam mit den anderen Akteuren überlegen, was wir noch wollen. Wir wollen vor allem Menschen begeistern und sie in Bewegung versetzen. Wir wollen tolle Vorbilder schaffen."
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Zwar würden auch Medaillen Menschen begeistern, sagte Herber. "Und ich will auch überhaupt nicht sagen, dass Erfolg nicht wichtig ist. Ich habe allerdings das Gefühl, die Athletinnen und Athleten, mit denen ich spreche, sind intrinsisch genug motiviert. Die brauchen nicht noch mehr Druck, der im System ist und vielleicht auch von Trainerinnen und Trainern weitergegeben wird, weil die nur einen Einjahresvertrag haben und auch an Medaillen gemessen werden."

"Hoffen, dass wir Veränderungen sehen werden"

Generell sei derzeit eine gute Phase, vor dem Hintergrund der Führungskrise im DOSB und Regierungswechsel im Bund, vieles im Sport auf den Prüfstand zu stellen. "Wir erhoffen uns schon, dass wir da einige Veränderungen sehen werden", sagte Herber. Ob der Sport durch einen Staatssekretär oder eine -sekretärin ins Kanzleramt geholt werden sollte, ist sich Herber unsicher. Vielmehr gehe es um die handelnden Personen, "die gut zusammenarbeiten und begeistert sind für den Sport. Ich bin mir nicht sicher, ob es einen Unterschied macht, ob diese Menschen im Innenministerium arbeiten, oder im Kanzleramt."
Der Verein Athleten Deutschland habe laut Herber jedenfalls gezeigt, "dass wir in der Lage sind, aktiv Sportpolitik mitzugestalten und nicht nur Probleme zu benennen. Und sicherlich ist unser Anspruch, das auch weiterhin zu tun und noch stärker in diese Rolle hineinzuwachsen. Und wir haben auf jeden Fall viel vor."