John de Mol ist Mitinhaber der Produktionsfirma Endemol, hat Formate wie "Big Brother" und "The Voice" entwickelt und sich jetzt die größte Nachrichtenagentur der Niederlande gesichert. Nicht der erste Kauf von de Mol aus dem journalistischen Bereich - auch der Fernsehsender Talpa gehört dem Niederländer. Ein Kauf der größten Tageszeitung des Landes, "De Telegraaf", war ebenfalls geplant, zerschlug sich allerdings.
Laut eigener Aussage will de Mol einen großen crossmedialen niederländischen Medienkonzern aufbauen. André Krause von Zentrum für Niederlande-Studien der Universität Münster sieht darin zum einen den Versuch de Mols, ein Gegengewicht zu schaffen: "Auf dem niederländischen Medienmarkt sind zahlreiche ausländische Akteure aktiv. Die wichtigsten niederländischen Tageszeitungen werden von Konzernen herausgegeben, die in belgischer Hand sind."
Außerdem behaupte de Mol, dass er mit der Übernahme von ANP sicherstelle, dass es weiterhin eine unabhängige Berichterstattung in den Niederlande gebe.
"Bis jetzt hatte de Mol keine politische Agenda"
Die niederländische Journalistengewerkschaft habe verhalten auf die Übernahme reagiert, so Krause. Dort habe man durchaus Sorge kundgetan in Bezug auf die Unabhängigkeit der Presseagentur. Die Frage sei gegenwärtig: "Kann die ANP weiterhin die nationale Presseagentur der Niederlande sein? Es ist schwierig zu beurteilen, wie sich das Ganze entwickelt."
Grundsätzliche sei der heutige Tag aber ein besonderer gewesen, so Krause: "Zum ersten mal überhaupt bekommt ein niederländischer Konzern eine Presseagentur in seine Hände. Da kann man sicherlich verstehen, dass einige hier gewisse Bauchschmerzen haben."
Einen Vergleich zwischen dem italienischen Medienunternehmer und Politiker Silvio Berlusconi und John de Mol würde Krause allerdings nicht ziehen. "Bis jetzt hatte de Mol keine politische Agenda, er ist nicht mit politischen Ambitionen aufgefallen, und es gibt eigentlich kaum konkrete politische Aussagen de Mols."
In letzter Zeit habe de Mol allerdings häufig die Medienpolitik der Regierung kritisiert und betone immer wieder, dass der Staat zu wenig tue für niederländische Medienkonzerne, weshalb sich immer mehr ausländische Medienkonzerne in den Niederlanden entfalten würden.