John McCain hatte sich den Ruf eines Mavericks erarbeitet, was in seinem Fall sowohl als "Jungbulle ohne Brandzeichen, der alles niedertrampelt" als auch als politischer Freigeist übersetzt werden kann, der sich nicht unbedingt an Richtlinien hält. Mit dieser Haltung regierte er auch in den Sport hinein. Der US-amerikansche Olympiaexperte Alan Abrahamson erinnert:
"In den vergangenen 25 Jahren war John McCain der einzige Politiker in den USA, der sich mit großer Leidenschaft um Olympia, das Internationale Olympische Komitee, das Nationale Olympische Komitee und die US-Athleten kümmerte."
Deutliche Worte in Richtung IOC
Als 1999 der Bestechungsskandal um die Vergabe der Winterspiele 2002 an Salt Lake City enthüllt wurde, ermittelte auch Republikaner McCain mit seinem Senatsausschuss für Wirtschaft, Transport und Wissenschaft. Dass der damalige IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch trotz Einladung der Anhörung fernblieb und die zweite Reihe schickte, erzürnte den Senator aus Arizona. Er las dem IOC die Leviten:
"Das öffentliche Vertrauen muss wiederhergestellt und die Integrität der Ringe muss zurückgewonnen werden. Ich hoffe, dass es in dieser Organisation Menschen mit Mut für Reformen gibt, Es ist eine schwere Bürde und die Hürden sind hoch. Olympische Momente sind eigentlich für die Ewigkeit. Aber ich fürchte, ohne Reformen werden die olympischen Ideale als ein Relikt aus der Vergangenheit enden."
McCain sorgte für Verschlankung des NOK
In den USA sorgte McCain beim Nationalen Olympischen Komitee USOC für Ordnung. Als das US-NOK 2003 wegen unübersichtlicher Führungsstrukturen zu implodieren drohte, setzte er eine Task Force ein, die die Organisationsspitze verschlanken sollte. Der Politiker machte das USOC wieder arbeitsfähig, erzählt Abrahamson:
"Er übte Druck auf die Leute an der USOC-Spitze aus, dass sie den Verwaltungsrat von 100 auf 15 Mitglieder reduzierten. Das war dann besser zu managen."
Der Senator wollte Russland die WM entzogen wissen
Trotz zweier gescheiterter Kampagnen für die US-Präsidentschaft blieb McCain seiner stringenten Linie treu und eine laute Stimme im internationalen Sport. Vor den Sommerspielen 2008 in Peking forderte er, die Teilnahme des US-Teams an Menschenrechtsfragen zu knüpfen. Als Russland 2014 gegen die Ukraine in den Krieg zog, forderte der Republikaner nicht nur Wirtschaftssanktionen, Russland solle auch die Fußball-WM 2018 entzogen werden.
Jetzt wird diese Stimme schweigen. Die olympische Schwimm-Legende Donna de Varona vermisst den "Maverick" schon jetzt. Wie auch Alan Abrahamson:
"Im Jahr 2018 gibt es keinen Politiker in Washington D.C., der viel über die olympische Bewegung weiß, weder über das US-NOK noch das IOC. Das ist mir schmerzlich klar geworden bei verschiedenen Anhörungen zum Sport in den vergangenen Monaten."