„Bitte anschnallen, meine Herrschaften, ich glaube, es wird eine stürmische Nacht!“
Nicht nur Bette Davis als Gastgeberin und Theaterdiva hat hier einen schwungvollen Auftritt. Joseph L. Mankiewicz‘ dramatische Komödie „Alles über Eva“, zu der er auch das Drehbuch schrieb, wird 1950 zu einem Höhepunkt des klassischen Hollywood-Kinos. Davis spielt die kapriziöse Schauspielerin Margo Channing, Anne Baxter ihre intrigante Rivalin – in einer Geschichte über Neid, Eifersucht und die Vergänglichkeit des Ruhms. Die für Mankiewicz typischen rasanten, schnörkellosen Dialoge wirken wie Degenduelle. Im Mittelpunkt: die von sich und der Menschheit genervte Margo Channing.
Früher Oscar für „Brief an drei Frauen“.
Mit 14 Nominierungen und sechs Auszeichnungen ist „Alles über Eva“ 1951 der große Gewinner der Oscarverleihung. Joseph L. Mankiewicz, gerade mal Anfang 40, befindet sich als Regisseur und Autor auf dem Zenit seines Ruhms. Schon im Jahr zuvor gewann er den Oscar als bester Regisseur, für die zart frivole Liebeskomödie „Brief an drei Frauen“.
Joseph Leo Mankiewicz wird 1909 als Kind deutsch-jüdischer Einwanderer im Städtchen Wilkes-Barre in Pennsylvania geboren. Als junger Mann geht er Ende der 20er- Jahre nach Berlin, um Literatur zu studieren. Er wird zum begeisterten Theaterbesucher, schreibt Kritiken für US-amerikanische Zeitungen. Jahre später erzählt er in Hollywood einem deutschen Reporter von seinem Berliner Aufenthalt– in seiner Muttersprache Deutsch: „Aber Ihre Regiekunst haben Sie hier erst entwickelt, hier in Amerika?“. - „Die habe ich überhaupt nicht ganz und gar entwickelt.“
Melodramen und Kriminalifilme - mit vielschichtign Figuren
Es ist sein älterer Bruder Herman, später Drehbuchautor von Orson Welles‘ Film „Citizen Kane“, der Joseph L. Mankiewicz nach Hollywood holt. Dort eignet er sich das Kinohandwerk an: als Drehbuchautor für die großen Studios, als Produzent und schließlich als Regisseur. Er dreht Melodramen, Kriminalfilme, Komödien, Liebesfilme – mit vielschichtigen Figuren und einem zutiefst humanistischen Blick.
In seinem Erfolgsjahr 1950 ist Mankiewicz auch Regisseur und Autor des antirassistischen Dramas „No way out“ - „Der Hass ist blind“. Es ist der erste Leinwandauftritt des schwarzen Schauspielers Sydney Poitier. Er spielt einen jungen Arzt, der sich an einem Kleinstadtkrankenhaus rassistischen Anfeindungen ausgesetzt sieht.
Auch jenseits der Leinwand tritt Joseph L. Mankiewicz gegen Rassismus ein. Im Jahr 1963 findet anlässlich der von Martin Luther King initiierten antirassistischen Proteste im amerikanischen Fernsehen eine legendäre Diskussionsrunde statt. Mit dabei sind der Schriftsteller James Baldwin, die Schauspieler Harry Belafonte, Sidney Poitier, Charlton Heston, Marlon Brando – und Joseph L. Mankiewicz:
„Wie alle Amerikaner wurde ich, seit ich in diesem Land geboren wurde, immer wieder mit der Frage der Menschenrechte konfrontiert. Die Menschenrechte müssen existieren, wenn Amerika und sein moralisches Gerüst existieren sollen.“
Monumentaler Flop
Im gleichen Jahr dreht Mankiewicz den Monumentalfilm „Cleopatra“ mit Elizabeth Taylor und Richard Burton. Unter anderem wegen Taylors Erkrankungen und fortwährenden Verschiebungen gerät das Budget außer Kontrolle. Das 50 Millionen Dollar-Spektakel ist ein Flop, von dem sich Mankiewicz‘ Karriere nie wirklich erholen wird.
1972 dreht er seinen letzten Film, den hintergründigen Krimi „Mord mit kleinen Fehlern“ mit Lawrence Olivier und Michael Caine. Er bringt ihm noch einmal große Anerkennung ein. Am 5. Februar 1993 stirbt Joseph L. Mankiewicz mit 83 Jahren in Bedford, New York.