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Journalist Hajo Seppelt
"Dürr ist eine tragische Figur"

Der Journalist Hajo Seppelt hat mit Kollegen die Enthüllungen des Doping-Kronzeugen Johannes Dürr in einer Doku veröffentlicht. Nach der Ausstrahlung stellte sich heraus: Dürr hat auch sie belogen. Seppelt sagte im Dlf, der Fall zeige, dass Dürr auch Produkt eines Systems sei.

Hajo Seppelt im Gespräch mit Matthias Friebe |
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Der Journalist Hajo Seppelt (dpa)
Die Razzien, Festnahmen und Ermittlungen der letzten Wochen zeigten, dass Dürr die Wahrheit gesagt habe, so Seppelt. Er habe dazu beigetragen, dass eines der größten Doping-Netzwerke Europas aufgeflogen sei.
"Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass es betrüblich ist, dass er während der Dreharbeiten weiter Doping praktiziert hat". Dass Johannes Dürr ihm und seinen Kollegen mehr sagen wollte als er konnte, habe man gemerkt, sagte Seppelt - schließlich habe der Österreichische Skiverband eine einstweilige Verfügung gegen Dürr erwirkt, die ihm bestimmte Aussagen unmöglich machte. Dass er allerdings über sein aktuelles Doping gelogen habe, hätte man nicht absehen können. Das hinterlasse einen "faden Nachgeschmack". Gerade die Kollegen, die besonders viel mit Dürr gedreht hätten, seien schockiert gewesen, weil Dürr sie belogen habe.
"Zum Doping gehört die Lüge"
Dürr sei zwar kein klassisches Doping-Opfer wie etwa diejenigen Sportler, die in der DDR zum Doping gezwungen wurden, aber er sei Opfer eines Systemzwangs. "Er ist das Produkt eines Systems. Zum Doping gehört die Lüge, er hat sie bis zum Ende durchexerziert." Nach Ansicht von Seppelt ist Dürr eine "tragische Figur".
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.