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Journalisten auf Lesbos
"Man weiß nicht mehr, wie man gefahrlos berichten kann"

Franzika Grillmeier lebt seit 2018 auf der Insel Lesbos und berichtet dort unter anderem für die "taz" über die Lage vor Ort. "Die Bericherstattung ist enorm schwierig geworden", so Grillmeier im Dlf - Journalistinnen und Journalisten würden attackiert, beschimpft und bespuckt.

Franziska Grillmeier im Gespräch mit Isabelle Klein |
Ein Schlauchboot mit ca. 20 Menschen liegt vor einem Anlegepier, auf dem ähnlich viele Menschen aufgereiht stehen.
Bewohnerinnen von Lesbos blockieren ein Boot mit Geflüchteten und hindern sie am Anlegen. (Getty Images / Anadolu Agency / Stringer)
"Geh nach Hause! Wir brauchen dich hier nicht" - mit diesen Worten hat der Chef einer Polizeieinheit auf Lesbos die Journalistin Franziska Grillmeier angeschrien. Und dieser Polizist war nicht der einzige, der seine Verachtung für Berichterstatterinnen und Berichterstatter deutlich machte. Eine Menschenmenge bewarf sie und einen Kollegen mit Steinen, eine Frau rief "Medienpack!" und bespuckte sie, wie es die Journalistin in einem Text für die taz beschreibt.
"Pressefreiheit zutiefst angegriffen"
Seit dem tätlichen Angriff mehrerer Männer auf den Fotojournalisten Michael Trammer Anfang März häufen sich die Meldungen über Attacken auf Reporterinnen und Reporter auf der griechischen Insel. Man wisse mittlerweile nicht mehr, wie man noch gefahrlos berichten könne, so Grillmeier im Gespräch mit @mediasres.
"Immer mehr Leute auf der Insel hatten eine Art Selbstjustiz übernommen. Nachdem die griechische Regierung gesagt hat, wir stellen ein zweites Camp auf die Insel, und dann die Türkei angekündigt hat, die Grenzen zu öffnen, hat sich eine Spirale der Gewalt entwurzelt, die zutiefst die Pressefreiheit angegriffen hat und Leute in Gefahr gebracht hat auf der ganzen Insel – egal, ob das nun Inselbewohner waren oder Geflüchtete oder Journalisten."
"Man ist unter enormem Druck"
Das Sicherheitrisiko für Journalistinnen und Journalisten sei immer größer geworden, so Grillmeier.
"Reporterinnen und Reporter, die ankommen, haben sich zum Teil wie auf eine Krisensituation vorbereitet, wie man es eigentlich nur in Kriegen macht: Wie ist der Weg vom Flughafen in die Stadt? Soll ich ein Taxi nehmen oder ein Mietauto? Denn Mietautos wurden immer wieder angegriffen. Man ist unter einem enormen Druck."