In Barcelona und anderen Städten Kataloniens haben nach der Verurteilung von neun Anführern der Unabhängigkeitsbewegung am 14. Oktober wieder Tausende protestiert. Bei den teils gewaltsamen Ausschreitungen geraten auch Journalistinnen und Journalisten zunehmend ins Visier der Separatisten.
Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" hat nach eigenen Angaben seit den Unruhen rund um das Unabhängigkeitsreferendum im September 2017 50 Angriffe auf Journalisten und Verstöße gegen die Pressefreiheit in Katalonien dokumentiert.
Reporterin vor laufender Kamera bedrängt
Auch Auslandsreporter Hans-Günter Kellner berichtet in @mediasres von Angriffen auf Journalistinnen und Journalisten. Es würden sich insbesondere um spanische Kamerateams immer wieder Gruppen formieren, die versuchten, die Arbeit bei Live-Einsätzen zu behindern.
Öffentlich diskutiert wurde beispielsweise eine Attacke auf Laila Jiménez Anfang Oktober: Die Reporterin des Madrider Fernsehsenders Telecinco wurde von katalanischen Protestierenden bedrängt und beschimpft, wie eine bei Twitter viel geteilte Videoaufnahme zeigt.
Einige Kollegen hätten sich wegen Steinwürfen bei Demonstrationen mittlerweile mit Helmen ausgerüstet, berichtet Kellner. Außerdem kämen Journalisten immer wieder zwischen die Fronten und hätten in den vergangenen Tagen Polizeiknüppel abbekommen.
Daneben gebe es auch Fälle, in denen Anhänger der spanischen Einheit Medienvertreter bedrängten - beispielsweise ein Presseteam, von dem sie glaubten, es arbeite für den regionalen Sender TV3.
Ausländische Journalisten unter verstärkter Beobachtung
Er persönlich sei zwar noch nicht zum Ziel von Attacken geworden, so Kellner, allerdings gebe es ein gewisses Risiko. Zudem stehe man als Medienvertreter bei Katalonienberichten unter verstärkter Beobachtung und überlege sich Formulierungen durchaus genauer, "bevor man bei Twitter irgendwelchen Hassbotschaften ausgesetzt ist".
Das soziale Netzwerk sei im Katalonien-Konflikt ein wichtiges Druckmittel - aber auch ein Medium, in dem sich Filterblasen immer mehr ausprägen würden. Auch auf Grund dieser Entwicklung habe sich die Situation für Journalisten in den vergangenen zwei Jahren zugespitzt.