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Journalisten und Dopingopfer unter Kreuzfeuer

Bei der Vorstellung des neuen Buchs von Gustav-Adolf Schur, genannt "Täve", kommt es abermals zur direkten Konfrontation mit Dopingopfern der DDR. Das Buch befasst sich mit der gescheiterten Aufnahme Schurs in die "Hall of Fame" des deutschen Sports - eine Initiative der Stiftung Deutsche Sporthilfe.

Von Robert Kempe |
    DDR-Radsportlegende Gustav-Adolf "Täve" Schur
    DDR-Radsportlegende Gustav-Adolf "Täve" Schur (picture alliance / dpa)
    Im Mai hatte die Jury entschieden Schur nicht in diese virtuelle Ruhmeshalle aufzunehmen. Schon die Nominierung Schurs zog Proteste nach sich. So wandten sich anerkannte DDR-Dopingopfer in einem offenen Brief an die Stiftung. In diesem kritisierten sie unter anderem Schurs Sichtweise auf das DDR-System.

    Mitgeschrieben an Schurs Buch mit dem Schwerpunkt auf seiner Nichtberücksichtigung für die "Hall of Fame" hat auch Klaus Huhn. Huhn war langjähriger Chef der Sportredaktion des SED-Zentralorgans "Neues Deutschland" und wurde beim Ministerium für Staatssicherheit als Zuträger mit dem Decknamen "Heinz Mohr" geführt. Schur attackiert in dem Buch Journalisten, Dopingopfer und Wirtschaftsvertreter, die allesamt das DDR-Sportsystem und auch ihn selbst in ein negatives Bild gerückt hätten. Das Buch zeichnet sich weniger durch eine profunde Auseinandersetzung mit der Kritik an den Verhältnissen des DDR-Sport aus - es ist viel mehr eine polemisch verfasste Generalabrechnung, die sich in weiten Teilen durch grobschlächtige Sprache auszeichnet.

    Auf Kritik an seiner Person zum Beispiel durch die Frankfurter Allgemeine Zeitung reagiert er in seinem Buch mit folgenden Worten.

    Zitat: "Antikommunismus ist noch immer Trumpf." Zitatende.

    Schur weist auch in dem Buch von sich, dass das DDR-Sportsystem kriminell gewesen sei. Auf der Buchvorstellung am Donnerstag bezeichnete er die DDR vielmehr als ein "Musterland der Entwicklung von sportlicher Gesundheit". Bei der Veranstaltung im Verlagshaus der Zeitung "Neues Deutschland" waren auch staatlich anerkannte DDR-Dopingopfer anwesend. Wie schon öfter in der Vergangenheit bei ähnlichen Veranstaltungen kam es zu hochemotionalen Wortgefechten zwischen den Ex-Sportlern und dem Publikum im Saal, das offensichtlich mehrheitlich zu Täve Schurs Anhängern zählte. Schur machte auf der Veranstaltung keinen Hehl aus seiner Grundauffassung zum politischen System der Bundesrepublik.

    Zitat: "Ich bin für eine andere Gesellschaftsordnung." Zitatende.