Das Video einer Überwachungskamera zeigt zwei Männer auf einem schwarzen Motorroller. Der Fahrer trägt einen weißen Helm mit dunkel getöntem Visier, schwarze Kleidung. Der zweite Mann ist ebenfalls dunkel gekleidet, mit einer Mütze und einer schwarzen Maske im Gesicht. Die griechische Polizei geht davon aus, dass es sich bei diesen beiden Männern um die mutmaßlichen Mörder des Journalisten Giorgos Karaivaz handelt – möglicherweise sogar um Auftragskiller.
"Die Art und Weise, wie es gemacht wurde, ist absolut professionell, weil die Tat mit Ruhe und gleichzeitig mit Härte ausgeführt wurde. Natürlich wird das noch von unseren Fachleuten analysiert", so Nikos Rigas, Vizepräsident der Polizeigewerkschaft im griechischen Staatsfernsehen. Mit welcher Brutalität die Täter vorgegangen sind, wird im Autopsiebericht deutlich, den das für die Ermittlungen zuständige Bürgerschutzministerium am Wochenende vorgelegt hat: Sechs Kugeln in der Brust, zwei im Kopf, eine im Nacken und eine in der Handfläche – mit insgesamt zehn Schüssen wurde der Investigativjournalist Karaivaz buchstäblich hingerichtet.
Zusammenhang mit organisierter Kriminalität?
Wieso der 52-Jährige umgebracht wurde, ist bislang unklar. Möglicherweise bestehe ein Zusammenhang zwischen dem Mord an Karaivaz und der organisierten Kriminalität, hieß es vom Bürgerschutzministerium. Konkrete Aussagen zum Tatmotiv seien aber noch nicht möglich.
Auch Experten glauben, dass das organisierte Verbrechen hinter der Tat stecken könnte. Die Brutalität und Kaltblütigkeit der Killer deuteten jedenfalls darauf hin, so der Kriminalexperte Spyros Demetríou: "Das Vorgehen der Täter zeigt, dass – aus bislang unklaren Gründen – nicht nur eine Botschaft an Gioros Karaivaz gesendet werden, sondern dass er ausgeschaltet werden sollte. Da wir – zumindest soweit mir bekannt ist – keinen Terrorismus in Griechenland haben, bleibt als einziger Bereich für die Ermittlungen das organisierte Verbrechen."
Recherchen zu Korruption
Karaivaz galt als erfahrener Polizeireporter. Er arbeitete seit Jahrzehnten für verschiedene Zeitungen und Rundfunkmedien und betrieb zudem seit ein paar Jahren einen eigenen Nachrichtenblog. Laut Medienberichten hatte der Investigativjournalist zuletzt viel über die Machenschaften korrupter Beamter geschrieben. So habe er unter anderem Schutzgelderpressungen durch Polizisten aufgedeckt.
Außerdem habe Karaivaz mehrfach berichtet, dass kriminelle Banden in Griechenland zunehmend an Macht gewinnen würden und sogar Einfluss auf Personalentscheidungen innerhalb der Polizei nähmen.
Regierung in Athen will rasche Aufklärung
Die Aufklärung des Mordes werde in jedem Fall sehr schwierig werden – auch, weil es unwahrscheinlich sei, dass sich die Täter noch in Griechenland aufhielten, sagt Demetríou: "Ich befürchte, dass selbst wenn die Täter – die in solchen Fällen meist aus dem Ausland kommen – gefasst und verhaftet werden, es dennoch sehr schwierig wird, die Hintermänner zu ermitteln. Also diejenigen, die den Mord in Auftrag gegeben haben. Das macht mir Sorgen."
Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis hat den Fall mittlerweile zur Chefsache erklärt. Auf Twitter schrieb er, der kaltblütige Mord an dem Journalisten Giorgos Karaivaz habe die ganze Gesellschaft schockiert und er fordere rasche Aufklärung. Karaivaz wurde bereits am Sonntag in seinem Heimatort im Norden Griechenlands beigesetzt.