Entlang der türkisch-syrischen Grenze seien derzeit 1,5 Millionen Menschen gestrandet, sagte die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Kristin Helberg im Dlf. Helberg hat lange dort gelebt und von dort berichtet. Dort seien Zeltstädte entstanden von der Größe einer Kleinstadt, die heillos überfüllt seien. 170.000 Menschen würden ohne ein Dach über dem Kopf leben. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, würden auch immer wieder Kleinkinder erfrieren.
"In der Provinzhauptstadt Idlib gibt es immer noch Aktivisten, die weitermachen, die Frauenzentren am Laufen halten, die sagen, wir haben hier ein Frühwarnsystem, wo die Bomben einschlagen könnten und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt jetzt auf mobile Kliniken - 77 medizinische Einrichtungen wurden seit Beginn des Jahres geschlossen – und jetzt hat man mobile Krankenhäuser geschaffen, weil die den Geflüchteten besser folgen können und nicht so leicht getroffen werden. In Idlib sind auch die Krankenhäuser inzwischen auf der Flucht."
Assad will die Bewohner vertreiben
Dass syrische und russische Truppen seit knapp einem Jahr zivile Infrastrukturen wie Schulen oder Krankenhäuser in der syrischen Provinz Idlib zerstören sei keine neue Strategie, so Helberg. "Das gibt es nicht erst seit einem Jahr in Idlib, sondern das ist eine bewährte Strategie, die wir schon in Ostaleppo gesehen haben, damals auch in den Vororten von Damaskus. Die Idee dahinter ist, dass die Bewohner fliehen müssen. Das Ziel des Assad-Regimes ist, die Bewohner in diesen Gebieten zu vertreiben. Das Assad-Regime möchte die Gebiete zurückerobern aber ohne die Menschen darin, weil es in erster Linie seine Gegner sind, die sich gegen Assad mal erhoben haben." Es sei also nicht ein Kampf gegen Terroristen, die es dort gebe.