Ein Weihnachtsgeschenk war es definitiv nicht, als der "Spiegel" im vergangenen Jahr kurz vor Heiligabend an die Öffentlichkeit ging und bekannt gab: Der mehrfach preisgekrönte Reporter des Nachrichtenmagazins, Claas Relotius, ist ein Fälscher. Der Fall hat die Medienlandschaft in Deutschland massiv erschüttert und wurde weltweit in der Presse aufgegriffen.
Der Journalist Juan Moreno, der zuvor mit Relotius an einer "Spiegel"-Geschichte arbeitete, hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass die Fälschungen aufgedeckt wurden. In seinem Buch "Tausend Zeilen Lüge" schildert er jetzt erstmals umfassend den teils verzweifelten Kampf gegen die gefälschten Storys. Morenos Familie habe eine sehr schwierige Zeit gehabt – "und deshalb war ich am Ende froh, dass es vorbei ist".
An die Spitze des Journalismus gelogen
Moreno sagte im Deutschlandfunk, es sei unglaublich, wie Relotius sich an die Spitze des Journalismus gelogen habe. In seinem Buch setzt er sich auch kritisch mit dem "Spiegel" auseinander: "Es gab Gespräche mit dem 'Spiegel'. Und ich erzähle - glaube ich - auch kein Geheimnis, wenn ich sage, dass es natürlich auch beim Spiegel massive Vorbehalte gab gegen dieses Buch."
Weite Teile des Buches befassen sich mit der schwierigen Entstehung und den dramatischen Folgen der Reportage "Jaegers Grenze", die Moreno und Relotius zusammen verfassen sollten. Relotius habe über seinen Anwalt mitteilen lassen, dass er nicht mit Moreno reden wolle. Darüber hinaus sei er auch aufgefordert worden, genau auf die Persönlichkeitsrechte zu achten.
"Wohliges Gefühl" durch Relotius' Geschichten
Moreno sprach im Medienmagazin "@mediasres" auch über die Arbeitsweise von Claas Relotius. Er habe Menschen das Gefühl gegeben, "dass die Welt - A) - nicht sonderlich kompliziert ist und - B) - dass man ohnehin schon alles weiß. Und das ist ein sehr wohliges Gefühl, dass wir uns eigentlich nicht anstrengen müssen, um eine andere Sicht auf die Dinge zu erlangen".