Das Konzert in Hamburg hatte noch nicht begonnen, als die Zuschauer schon Waters' Stimme hörten: "Ein Gericht in Frankfurt hat entschieden, dass ich kein Antisemit bin. Ausgezeichnet." Er verurteile Antisemitismus vorbehaltlos. Von den 6.500 Zuschauern gab es dafür viel Applaus. Die Stadt Frankfurt und das Land Hessen hatten Waters Antisemitismus vorgeworfen und ein Konzert des Sängers am 28. Mai in der Frankfurter Festhalle mit dieser Begründung abgesagt. Waters klagte gegen den Beschluss und bekam Recht.
Waters wird für seine Nähe zur BDS-Kampagne kritisiert, die zum umfassenden Boykott des Staates Israel wegen dessen Umgangs mit den Palästinensern aufruft. BDS steht für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen. Auch Äußerungen von Waters zum Krieg in der Ukraine sorgten für Aufsehen - etwa, dass die USA ein Hauptaggressor seien.
Bühnenshow mit politischen Botschaften
Politische Botschaften waren in Hamburg den ganzen Abend über präsent. Während des Konzerts flog ein Ballon in Form eines Schweins durch die Arena. Anders als bei früheren Konzerten war darauf kein Davidstern zu sehen, der Ballon trug aber die Namen mehrerer Rüstungsunternehmen, inklusive eines israelischen. Außerdem flackerten Videosequenzen und Animationen über die Leinwand. Waters forderte darauf Indigene, jemenitische und palästinensische Rechte und Freiheit für Julian Assange. Der Wikileaks-Gründer sitzt seit vier Jahren in einem Gefängnis in London.
Proteste vor Auftritt in Köln
Der nächste Waters-Auftritt wird morgen in Köln stattfinden und auch dort gibt es Proteste. Unter dem Motto "Keine Bühne für Antisemitismus" demonstrierten am Abend rund 200 Menschen vor dem Kölner Dom gegen das Konzert. Nach ersten Angaben sei eine zweistellige Teilnehmerzahl gemeldet worden, sagte eine Polizeisprecherin. Die Kundgebung wurde von der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gemeinsam mit der Synagogen-Gemeinde Köln organisiert.
Bei der Veranstaltung sprach auch Kölns Oberbürgermeisterin Reker (parteilos), die sich vorab gegen das Konzert ausgesprochen hatte. Antisemitismus habe in Köln keinen Platz und werde nicht geduldet, schrieb Reker im Anschluss auf Twitter.
Diese Nachricht wurde am 08.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.