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Jubiläum
Hansa Rostock wird 50

Der ehemalige Bundesligaverein Hansa Rostock hat am 28. Dezember sein 50. Gründungsjubiläum. Dabei geben die Umstände kaum Anlass zur Freude - dem Verein droht der Abstieg in die vierte Liga. So wurde sogar die eigentlich geplante Feier verschoben. Eine Analyse des ehemaligen "Leuchtturms des Ostfußballs".

Von Tobias Oelmaier |
    Vor dem Stadion in Rostock weht eine Fahne des FC Hansa Rostock im schwachen Wind.
    Vor dem Stadion in Rostock weht eine Fahne des FC Hansa Rostock im schwachen Wind. (picture alliance / dpa / Bernd Wüstneck)
    Der Blick auf die Tabelle offenbart nichts Gutes: Hansa Rostock wird da als 16. geführt - in der dritten Liga! Abstiegsgefahr, der Fall in die Bedeutungslosigkeit droht. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr.
    Die Gegner jetzt heißen Sonnenhof Großaspach, Bremen II oder Osnabrück. Dabei hat Hansa doch so eine große Vergangenheit, ist als letzter DDR-Meister in die Geschichte eingegangen, spielte im Europapokal der Landesmeister gegen Barcelona und war gleich nach der Wiedervereinigung Mitglied der Bundesliga, war sogar gleich zu Beginn Tabellenführer. Allerdings nicht lange. Zum Saisonende folgte der Abstieg.
    Zehn Jahre in der Bundesliga
    Doch schon bald, 1995, war man wieder oben. Mit einer jungen Mannschaft und neuem Mut. 3:2-Sieg gegen den damaligen Meister Borussia Dortmund, ein 0:0 gegen Bayern München - der damalige Vereinspräsident Peter-Michael Diestel stellte sich stolz dem Deutschlandfunk-Sportgespräch: "Was mich überrascht, dass diese junge Mannschaft mit einem Selbstbewusstsein spielt, das zumindest für ostdeutsche Bereiche untypisch ist, nicht nur für sportliche Bereiche, sondern auch für andere Bereiche. Diese Mannschaft kommt aufs Feld und hat die Absicht, gegen jeden zu gewinnen."
    Und tatsächlich hielt sich Hansa länger als jeder andere Ost-Verein in der Bundesliga: zehn Jahre. Brachte Spielerpersönlichkeiten wie Stefan Beinlich, Oliver Neuville, Sergej Barbarez oder Marko Rehmer groß heraus.
    Die Rostocker Kicker hielten die Fußball-Ostalgie am Leben: "Wir müssen den Osten irgendwie vertreten. Hansa ist einfach geil, ich finde, Hansa ist ein Kult. Weil es ein Ostverein ist, weil es richtig Ossi-Power ist. Ich werde zu Rostock halten, bis die Kogge sinken tut. Ossi-Power!" So schwelgten die Fans zu besten Bundesligazeiten. Seit 2005 sinkt die Kogge tatsächlich. Erst der Abstieg aus der ersten Bundesliga, 2010 ging´s erstmals runter in die dritte Liga, 2012 noch einmal.
    Drohende Insolvenz
    Wirtschaftlich konnte der Klub den Fall nicht kompensieren. Die Insolvenz drohte. Nur weil die Rostocker Bürgerschaft, das Finanzamt und einige Gläubiger halfen, konnte der Verein gerettet werden. 3.000 Fans hatten damals vor dem Rathaus auf die Entscheidung gewartet und brachen anschließend in Jubel aus.
    Hansa kann sich ohnehin auf seine Fans verlassen. Schon zu DDR-Zeiten hatte der Verein, der am 28. Dezember 1965 aus dem SC Empor Rostock als Fußballabteilung herausgelöst worden war, einen festen Rückhalt in der Bevölkerung. Damals noch unter dem Trägerbetrieb des Kombinats Seeverkehr und Hafenwirtschaft. Die Spieler waren ja schließlich Staatsamateure, darunter Joachim Streich und Gerd Kische, die Leistungsträger jener Tage in den frühen 1970er-Jahren.
    Fans fallen als Krawallmacher auf
    In jüngerer Vergangenheit sorgten nicht nur die finanziellen Probleme und die sportliche Talfahrt für Negativ-Schlagzeilen, sondern auch einige Zuschauer. Hatten die in den späten 1980ern noch lauthals gegen das DDR-Regime protestiert, waren die Feindbilder jetzt dunkelhäutiger Gegenspieler oder der FC St. Pauli. Immer wieder fielen Anhänger als Krawallmacher auf, teils sogar als Rassisten und Neonazis, von denen sich der Verein und die organisierte Fanszene aber vehement distanziert hat. Auch heute kommen die Zuschauer tapfer ins Ostseestadion, das inzwischen DKB-Arena heißt. 14.000 im Schnitt. Das wenigstens ist aufstiegsverdächtig.