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Judo-WM
Mit Russland und Belarus, ohne Ukraine

Zur Judo-WM dürfen Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus kommen. Die Ukraine schickt deshalb keine Mannschaft. "Wir hätten uns die Entscheidung anders gewünscht", sagt Frank Doetsch, Vorstandssprecher des Deutschen Judo-Bundes im Dlf.

Frank Doetsch im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Aleksandra Babintseva ist obenauf im Bodenkampf und sieht zur Kampfrichterin.
Die russische Judoka Aleksandra Babintseva wird bei den Weltmeisterschaften in der ersten Runde gegen Anna Monta Olek aus Deutschland antreten. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Vincent Thian)
Mehr als 650 Athletinnen und Athleten aus 99 Nationen kämpfen ab morgen bei der Judo WM in Katar um Medaillen. Darunter auch 20 Judoka aus Russland und Belarus – und weil die mit dabei sind, hat sich das ukrainische Nationalteam von der WM zurückgezogen.
"Politisch haben wir Verständnis dafür, dass sie sich aktuell nicht zusammen mit russischen und weißrussischen Sportlern auf der Matte messen wollen", sagt Frank Doetsch zur Absage des ukrainischen Verbandes. Grund für die Absage ist die Teilnahme von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus, die unter neutraler Flagge antreten dürfen.
Dass russische und belarussische Judoka teilnehmen dürfen, hatte das Exekutiv Komitee des Weltverbandes so entschieden, nachdem ein „unabhängiges Unternehmen“ überprüft hatte, ob diese Sportlerinnen und Sportler den Krieg unterstützt haben.
"Wir hätten uns die Entscheidung anders gewünscht", sagt Doetsch. "Aber nachdem die Empfehlung des IOC rauskam, war es eigentlich eine folgerichtige Entscheidung." Letztendlich sei die Weltmeisterschaft in Doha in Katar die letzte Möglichkeit, eine ordentliche Qualifikation für die Sommerspiele in Paris zu gewährleisten.

"Thema weltweit weniger präsent als in Nord- und Mitteleuropa"

In Doha sei das Thema am Anfang omnipräsent gewesen, auch beim vorbereitenden Kongress, sagt Doetsch. "Man muss aber sagen, das Thema ist insbesondere bei den Staaten Mitteleuropas und Nordeuropas gesetzt. Wenn ich das ganze Thema weltweit sehe, ist es gar nicht so groß, wie wir das in Mitteleuropa selber haben."
Sportlerinnen und Sportler beschäftigen sich aber durchaus mit dem Konflikt: "Ich gehe davon aus, dass sich jeder Athlet der politischen Dimension dieser Sache klar ist. Aber auf der anderen Seite ist es so wie in jedem Wettkampf: Wenn man auf die Matte tritt und der Kampfrichter mit dem Kommando 'Hajime' den Kampf eröffnet, dann ist es ein Kampf wie jeder andere. Und dann konzentriert man sich auf den Kampf und blendet die politische Sache aus."
Laut Dlf-Recherchen sind sieben russische Athletinnnen und Athleten in Doha dabei, die auf der Seite des Armeesportklubs ZSKA geführt werden. Dort steht auch klar, dass sie Militärangehörige sind: Unter anderem treten eine Unteroffizierin, eine Oberleutnantin und zwei Offiziersanwärter an, die bei den Militärspielen auch Gold geholt haben. Sie alle dürfen bei der WM starten, obwohl das IOC empfiehlt, Militärangehörige sollen nicht starten.

"Überprüfung nicht zufriedenstellend"

Die Überprüfung sei über eine unabhängige Firma gelaufen, die der Weltverband (IJF) beauftragt habe, sagt Doetsch. Es sei eine Firma, mit der auch das IOC zusammenarbeite. Die Informationen, die der Dlf recherchierte, seien ihm nicht bekannt:
"Wir haben selber keine Dokumente gesehen. Wir haben die Information entsprechend bekommen, die auch schon im Vorfeld von der IJF an die Nationen kommuniziert wurde. Und das war's dann am Ende inhaltlich auch gewesen. Man möchte natürlich auch den Datenschutz von jedem Einzelnen wahren", sagt Doetsch. Es sei aber ein Punkt, der nicht zufriedenstellend sei.
Auch sportlich läuft es für den deutschen Verband unglücklich. Anna-Maria Wagner verletzte sich beim letzten Wettkampf, Eduard Trippel im Trainingslager vor der WM. "Das ist ganz bitter für uns, dass sich unsere beiden Olympia-Medaillengewinner im Einzel vor den Weltmeisterschaften verletzt haben", sagt Doetsch.