Vergangenes Jahr hat Saeid Mollaei in seiner Klasse den Weltmeistertitel gewonnen. Dieses Jahr sollte er auf Befehl seines Landes weit vor dem Finale aufgeben. Denn: Es sah so aus als würde er dort gegen den Israeli Sagi Muki antreten – und das geht schon seit Jahrzehnten gegen die Linie des Iran, weil er Israel als Staat nicht anerkennt.
Anruf des Sportministers
Wie der Weltjudoverband auf seiner Seite berichtet, gab der stellvertretende iranische Sportminister telefonisch Anweisung, dass sich Mollaei aus dem Wettkampf zurückzuziehen habe. Der widersetzte sich und gewann weitere Runden – bis zum Halbfinale.
Dann wurde der Druck zu groß, berichtet Mollaei. Am Telefon hörte er, dass iranische Sicherheitskräfte vor dem Haus seiner Eltern stünden.
"Sie haben gesagt, wer sich nicht an das Gesetz daran hält, wird bestimmt Probleme bekommen. Ich hatte Angst um mich und meine Familie, also habe ich nicht gekämpft."
Absichtliche Niederlage im Halbfinale
Mollaei trat im Halbfinale zwar an, verlor dann aber nach eigener Aussage mit Absicht. Auch im kleinen Finale um Platz 3 habe er kaum gekämpft, um nicht gemeinsam mit seinem Konkurrenten aus Israel auf dem Siegerpodest stehen zu müssen. Und das geschah übrigens nicht zum ersten, sondern bereits zum vierten Mal. Nun hat Mollaei offenbar genug – und Angst, in seine Heimat zurückzukehren.
Der 27-jährige Judoka gilt als Medaillenhoffnung für die Olympischen Spiele in Tokio 2020. Der Judo-Weltverband will sich beim IOC dafür einsetzen, dass Saeid Mollaei im Flüchtlingsteam starten darf.