Für Alon Meyer sind die Urheber von judenfeindlichen Anfeindungen im Sport klar ersichtlich: "95 bis 99 Prozent der Anfeindungen in den letzten anderthalb Jahren und auch schon in den Jahren davor eigentlich, kommen aus muslimisch-arabischem Hintergrund - also Gegner mit muslimisch-arabischem Hintergrund – das ist fast ausschließlich so." Den Flüchtlingen will Meyer allerdings nicht die Schuld zuweisen. Vielmehr fühlten sich die Menschen berufen, solchen Gedankengängen freien Lauf zu lassen.
Meyer erklärt auch, wie die Anfeindungen konkret aussehen: "Wir sprechen von einem Fußballspiel einer Amateurmannschaft in Frankfurter in einer guten Gegend, wo drei, vier, fünf, sechs, acht Spieler muslimisch-arabischen Hintergrunds sind, beim Gegner. Dann sehen sie, eine jüdische Mannschaft kommt, mit einem Davidstern auf der Brust. Nehmen uns auch prinzipiell erstmal in die Generalhaftung des einzig jüdischen Staates der Welt, Israels. In dem Moment, wo es im nahen Osten ohnehin eskaliert, dann ist es doppelt so schlimm in den Fußballstadien Frankfurts.
So, und dann gibt’s die ersten Anfeindungen. Wenn die dann vielleicht noch 0:1 oder 0:2 zurückliegen oder eine strittige Entscheidung gefällt wird, vom Schiedsrichter, dann wird das gleich auf die jüdische Herkunft des Schiedsrichters oder der Mannschaft bezogen. Und dann werden wir aufs übelste beleidigt und judenfeindlich attackiert."
"Das Hochgekochte abbauen"
Hinnehmen wolle man solche Anfeindungen auf keine Fall, erklärt Meyer: "In solch einem Fall reagieren wir dann, indem wir versuchen, erst einmal mit dem gegnerischen Verein, den Verantwortlichen, ein bilaterales Gespräch zu führen. Wenn das klappt, ist das schön. Wenn nicht, dann müssen wir natürlich über ein Rechtsausschussverfahren gehen."
Die Erfahrung aus den letzten Jahren ist für Meyer aber, dass es besser ist, vor Spielen zu handeln, als anschließend zu reagieren. Die bessere Option sind für ihn Aktionen vor den Spielen: "Wenn wir vorhersehen, dass es am Wochenende heiß hergehen könnte. Dann besuchen wir schon die gegnerischen Vereine und versuchen, dieses Hochgekochte, auf das Wochenende Wartende ein Stück weit abzubauen."
Ins Gespräch kommen, sich erklären, das funktioniert laut Meyer am besten. Dennoch seien in den letzten anderthalb Jahren die Anfeindungen wieder stark angewachsen.
Nicht-Juden als Botschafter
Meyer sieht besonders die nichtjüdischen Mitglieder der jüdisch-geprägten Vereine als Botschafter. Nach seiner Schätzung sind in seinem Verein TuS Makkabi Frankfurt ungefähr 30 Prozent der Mitglieder Juden. Zehn bis 20 Prozent hätten einen arabisch-muslimischen Hintergrund. "Welche besseren Botschafter könnten wir denn aufbauen, wenn nicht genau diese", findet Meyer.
Er sieht es als Aufgabe, sich dem aktuellen politischen Trend zum Nationalismus in Deutschland entgegenzustellen und appelliert: "Diese Richtung, die Deutschland in den vergangenen Wochen und Monaten nimmt, hat keine Zukunft. Jetzt liegt es an uns, aufzustehen und zu sagen: 'Bis hier und nicht weiter.'"
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