Die Jüdischen Kulturtage in Halle sind am Sonntagabend wie geplant eröffnet worden. Laut Max Privorozki, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Halle, gibt es keine einzige Veranstaltung, die abgesagt wurde - weder von Seiten der Künstlerinnen und Künstler, noch von Seiten der Veranstalter.
Man habe sich entschieden, so zu arbeiten wie vor dem Anschlag und alles dafür zu tun, dass dieser Anschlag langfristig keine Konsequenzen für die Arbeit der Gemeinde haben wird.
Zu wenig Wissen über jüdische Gemeinden
Die Menschen in Deutschland müssten mehr über das Judentum erfahren - jenseits von Holocaust und dem Konflikt zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten. Privorozki verwies in diesem Zusammenhang auf die 1.700 Jahre alte Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland.
Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger hätten in jeder Stadt und an jedem Ort ihre Spuren hinterlassen. Die Menschen in Deutschland müssten verstehen, dass die jüdischen Gemeinden Teil der Gesellschaft seien, keine Fremden.
Antisemitismus in den eigenen Reihen suchen
Nach den Landtagswahlen in Thüringen sieht Privorozki das Hauptproblem nicht im Erfolg der AfD, sondern im großen Hass in der Gesellschaft, der sich zum Beispiel online in aggressiven Kommentaren äußere. In diesem Zusammenhang forderte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle von allen Parteien, Antisemitismus nicht in anderen Reihen zu suchen, sondern bei sich selbst anzufangen und den Antisemitismus dort zu bekämpfen.
Die Jüdischen Kulturtage Halle könnten ihren Beitrag gegen Antisemitismus leisten. Die beste Medizin im Kampf gegen Antisemitismus sei nämlich, so Privorozki, die Information über jüdische Kultur, jüdische Tradition und jüdische Religion.