Die Metropole Buenos Aires genoss den Ruf einer lebendigen Kulturmetropole. Die meisten der mehr als hundert eingewanderten Musiker aus Europa fanden hier rasch Arbeit: in Konzerthäusern, Operettentheatern, Rundfunkorchestern oder als Lehrer. Sie gründeten Klassik-Ensembles und Musikschulen oder spielten Jazz und Tango. In manchen Kreisen des Kulturmilieus stießen die Exilanten anfangs auf Ablehnung, doch nahm dieser Widerstand im Laufe der Jahre ab.
Von den Künstlern, die sich ins argentinische Exil retten konnten, kehrte nur ein kleiner Teil nach Europa zurück. Die anderen wurden mit der Zeit zu Argentiniern, die sich die Melodien ihrer neuen Heimat zu eigen machten und neue Generationen von Musikern prägten.
Denkmal für die Geflüchteten
2016 veröffentlichte die Historikerin und Musikwissenschaftlerin Silvia Glocer "Melodías del Destierro": Ein Buch über 120 jüdische Musiker, die zwischen 1933 und 1945 in Argentinien eine neue Heimat fanden. Melodías del Destierro kann mit Melodien des Exils übersetzt werden, aber auch mit Melodien der Entwurzelung oder Melodien der Verbannung. In ihrem umfassenden Werk, in dem nur wenige nach Argentinien emigrierte Musiker fehlen dürften, hat Silvia Glocer den Vertriebenen ein Denkmal gesetzt, ihre Lebensläufe beschrieben und ihren künstlerischen Neuanfang geschildert.