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Jüdische Musiker in Argentinien
Melodien der Entwurzelung

Während der NS-Zeit flüchteten viele jüdische Musiker aus Europa. Buenos Aires war einer der Anziehungspunkte und bot eine blühende Musikszene. Doch nicht alle Argentinier waren von den Ankömmlingen begeistert.

Von Victoria Eglau |
    Victor Schlichter im weissen Anzug mit seinem Quartett BOHEMIOS VIENESES oder Wiener Böhmer Orchester bei der Schiffsüberfahrt nach Buenos Aires -Foto von Sohn A. Schlichter zur Verfügung gestellt
    Flucht nach Argentinien: Victor Schlichter im weißen Anzug mit seinem Quartett "Wiener Böhmer Orchester" bei der Schiffsüberfahrt nach Buenos Aires 1936 (Andrés Schlichter)
    Die Metropole Buenos Aires genoss den Ruf einer lebendigen Kulturmetropole. Die meisten der mehr als hundert eingewanderten Musiker aus Europa fanden hier rasch Arbeit: in Konzerthäusern, Operettentheatern, Rundfunkorchestern oder als Lehrer. Sie gründeten Klassik-Ensembles und Musikschulen oder spielten Jazz und Tango. In manchen Kreisen des Kulturmilieus stießen die Exilanten anfangs auf Ablehnung, doch nahm dieser Widerstand im Laufe der Jahre ab.
    Die Wiener Pianistin Sofía Knoll, die 1935 nach Argentinien emigrierte, posiert vor einem Gemälde mit Blumenstrauß
    Die Wiener Pianistin Sofía Knoll, die 1935 nach Argentinien emigrierte (Lyn Knoll)
    Von den Künstlern, die sich ins argentinische Exil retten konnten, kehrte nur ein kleiner Teil nach Europa zurück. Die anderen wurden mit der Zeit zu Argentiniern, die sich die Melodien ihrer neuen Heimat zu eigen machten und neue Generationen von Musikern prägten.
    Denkmal für die Geflüchteten
    2016 veröffentlichte die Historikerin und Musikwissenschaftlerin Silvia Glocer "Melodías del Destierro": Ein Buch über 120 jüdische Musiker, die zwischen 1933 und 1945 in Argentinien eine neue Heimat fanden. Melodías del Destierro kann mit Melodien des Exils übersetzt werden, aber auch mit Melodien der Entwurzelung oder Melodien der Verbannung. In ihrem umfassenden Werk, in dem nur wenige nach Argentinien emigrierte Musiker fehlen dürften, hat Silvia Glocer den Vertriebenen ein Denkmal gesetzt, ihre Lebensläufe beschrieben und ihren künstlerischen Neuanfang geschildert.
    Die argentinische Musikwissenschaftlerin und Historikerin Silvia Glocer
    Die argentinische Musikwissenschaftlerin und Historikerin Silvia Glocer (Victoria Eglau)