"Ich war - glaube ich - der Erste."
Michael Fürst merkt man noch heute den Stolz an, dass er der erste jüdische Soldat in der Bundeswehr war. Der heutige Landesvorsitzende der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen trat am 1. Oktober 1966 seinen Dienst in Oliv-Grün an.
"Ich hätte nicht gehen müssen, und zwar sind Kinder von Verfolgten des Nazi-Regimes freigestellt."
Doch für Michael Fürst stand der Dienst an der Waffe außer Frage:
"Ich hätte nicht einen Moment gezögert, ich bin nicht so erzogen worden. Meine Eltern sind nun einmal Deutsche, mein Stammbaum ist über mehrere Jahrhunderte in Deutschland nachweisbar. Und ich bin hier in Deutschland groß geworden als Kind von deutschen Juden, und ich habe hier Rechte und Pflichten, und zu den Pflichten gehörte damals auch der Bundeswehrdienst."
Michael Fürst machte auch damals in der jüdischen Gemeinde in Hannover keinen Hehl daraus, dass er nun ein deutscher Soldat war:
"Ich bin dann ja auch mit Uniform zum Gottesdienst gegangen, da kamen dann schon so Bemerkungen hoch über den Verrückten in Hannover, der zur Bundeswehr geht."
"Ich habe das so erlebt, dass wir das alle unmöglich fanden, nicht nur die Älteren, das waren ja hauptsächlich Überlebende,"
erinnert sich der 63 Jahre alte Samusch Fränkel an den uniformierten Auftritt in der Synagoge.
"Das war ein Eklat, nicht nur für Alte, sondern auch für uns damals Junge. Niemand von uns wäre freiwillig zur Bundeswehr gegangen als Nachfolgeheer, da hätte keiner im Traum dran gedacht, nur er hat sich freiwillig dahin gemeldet, dafür hatte niemand Verständnis."
Eine deutsche Uniform - das erinnerte viele an die Wehrmacht und deren Verstrickung in den Holocaust:
"Es war noch nicht so lange her, seit dem Zweiten Weltkrieg: Da war das Empfinden sicher so, auch die Überlebenden hatten ja auch zum Teil mit der Wehrmacht zu tun bekommen, sehr negativ - vorsichtig ausgedrückt. Ich bin als Angehöriger der zweiten Generation noch sehr von der Shoah geprägt, von diesen traumatisierten Eltern, mit denen wir aufwuchsen. Von daher war das für mich Jenseits der Vorstellungskraft."
Keine emotionale Trennung zwischen Gegenwart und Vergangenheit
Die großen Vorbehalte gegen die Bundeswehr sind in jüdischen Familien bei der älteren Generation bis heute spürbar, sagt Gideon Römer-Hillebrecht. Er ist Oberst im Generalstab der Bundeswehr und stellvertretender Vorsitzender des Bundes jüdischer Soldaten.
"Das ist in den Familien so, dass man sagt: Das tut man den Holocaust-Überlebenden nicht an, dass man mit Uniform in der Gemeinde erscheint. Da kann rational zwar eine Trennung gezogen werden, aber nicht emotional. Man sieht die deutsche Uniform und assoziiert wieder die Vergangenheit."
Als Kaiser Wilhelm II. die Soldaten der Reichswehr im August 1914 an die Front rief, da war der Jubel auch unter den deutschen Juden groß.
"Das ist der Hintergrund für den Ersten Weltkrieg: die Begeisterung. Jetzt können wir endlich beweisen, dass wir mit den Deutschen zusammen eine Front sind und nachher werden sie uns lieben."
Denn gerade der preußische Staat, in dem das Militär eine herausragende gesellschaftliche Stellung hatte, versuchte im 19. Jahrhundert, Juden aus den höheren militärischen Rängen herauszuhalten. Nur wer zum Christentum übertrat und sich taufen ließ, hatte eine Chance: Von den 30.000 jüdischen Freiwilligen, die zwischen 1880 und 1910 im preußischen Heer dienten, wurde keiner zum Reserveoffizier ernannt; von den 1.500 Soldaten, die zum Christentum konvertiert waren, wurden im gleichen Zeitraum 300 befördert.
"Es gab einen, einzigen Stabsoffizier in der preußischen Armee - und das sagt ja eigentlich alles - über das ganze Jahrhundert hinweg, während es in Österreich-Ungarn sogar jüdische Generäle gab und ganz zu schweigen von den Amerikanern oder Franzosen."
Hoffnung auf Akzeptanz
"Die Hoffnung hat begonnen mit den Befreiungskriegen, 1813 gegen Napoleon, der den Juden eigentlich die Bürgerrechte gebracht hatte, kämpfte man nun nach dem Motto, wir bringen jetzt Blut fürs Vaterland, dann akzeptiert uns doch endlich, auch für den preußischen Staat."
Als Kaiser Wilhelm im August 1914 erklärte, er kenne keinen Parteien mehr und auch keine Konfessionen, sondern nur noch Deutsche, da wähnten sich die meisten Juden vom deutschen Staat akzeptiert. So veröffentlichten mehrere jüdische Organisationen, unter anderem der Reichsverein der Deutschen Juden und die Zionistische Vereinigung für Deutschland, Mitte August 1914 diesen Aufruf:
"Deutsche Juden!
In dieser Stunde gilt es für uns aufs Neue zu zeigen, dass wir stammesstolzen Juden zu den besten des Vaterlandes gehören. Der Adel unserer viertausendjährigen Geschichte verpflichtet. Wir erwarten, dass unsere Jugend freudigen Herzens freiwillig zu den Fahnen eilt."
In dieser Stunde gilt es für uns aufs Neue zu zeigen, dass wir stammesstolzen Juden zu den besten des Vaterlandes gehören. Der Adel unserer viertausendjährigen Geschichte verpflichtet. Wir erwarten, dass unsere Jugend freudigen Herzens freiwillig zu den Fahnen eilt."
Endlich war es jüdischen Soldaten möglich, während der ersten beiden Kriegsjahre auch in die oberen Offiziersränge vorzustoßen.
"Und das in einer Gesellschaft, wo es auf der Visitenkarte wichtiger war, den Reservedienstgrad zu nennen als den eigentlichen Beruf, also in einer durch und durch militarisierten Gesellschaft. Darum waren die Juden auch so interessiert daran, dass sie in das Militär integriert wurden."
Erst ausgezeichnet, dann ermordet
Insgesamt nahmen aus Deutschland rund 100.000 jüdische Soldaten am 1. Weltkrieg teil; der jüngste von ihnen war der Königsberger Eugen Scheyer, der sich mit 14 Jahren an die Front meldete und schon im November 1914 seiner Kriegsverwundung erlag.
Zum ersten Mal zogen auch 30 Feldrabbiner in den Krieg. Sie waren zuständig für Seelsorge und liturgische Feiern. Einer von ihnen war der Rabbiner Martin Salomonski. Er schreibt über die Feier des jüdischen Neujahrsfestes:
Zum ersten Mal zogen auch 30 Feldrabbiner in den Krieg. Sie waren zuständig für Seelsorge und liturgische Feiern. Einer von ihnen war der Rabbiner Martin Salomonski. Er schreibt über die Feier des jüdischen Neujahrsfestes:
"1600 deutsche Soldaten, fern der Heimat, vereint zur Anbetung Gottes. Jedes Schriftwort, viele Gebete gewannen einen neuen tiefen und für uns bestimmten Sinn und rüsteten uns mit unbeugsamer Entschlossenheit, unserem Kaiser und dem deutschen Vaterlande treu zu bleiben, Blut und Leben weiter willig zu opfern und an Gottes gnadenvoller Führung nicht zu zweifeln."
1917 wurde Rabbiner Martin Salomonski mit dem Eisernen Kreuz dekoriert; 1944 in Auschwitz ermordet.
Aus dem Brief des jüdischen Soldaten Joachim Friedrich Beutler:
Aus dem Brief des jüdischen Soldaten Joachim Friedrich Beutler:
"Frankreich, 21. September 1916: Fünf schwere Tage sind glücklich vorüber, vielleicht die schlimmsten Stunden, die ich bis jetzt erlebt habe. (...) Fünf Tage keinen warmen Bissen, ein brennender Durst, dazu Regen, dass man die Stiefel verliert und barfuß in dem alten Schlamm läuft. (...) Dazu unaufhörlich Granaten, Schrapnells, schreckliche Zentnerminen, die den Menschen verschütten oder turmhoch in die Luft werfen, Handgranaten - das ist hier das Schlachten. Tote und Verwundete."
Joachim Friedrich Beutler starb am 18. November 1917 in Flandern. Seinem jüdischen Kameraden Bertold Elsaß erging es nicht viel besser.
"Lieber Freund, ein Splitter schlug mir die Schädeldecke auf, einen Splitter bekam ich in den Arm, einen in die linke Schulter. Ich bin der einzige jüdische Offizier in meinem Regiment. Lieber Freund, das hätten wir uns doch nicht träumen lassen, auch noch solch einen mörderischen Weltkrieg mitmachen zu müssen, aber hoffentlich erreichen wir Juden mit diesem Krieg auch endlich die Gleichberechtigung in jeder Weise."
Bertold Elsaß starb am 24. März 1916. In den zwei Jahren davor schien die Integration der jüdischen Soldaten große Fortschritte zu machen, berichtet Gideon Römer-Hillebrecht vom Bund jüdischer Soldaten:
"Jetzt dachte man: Erster Weltkrieg, jetzt wird endlich alles gut. Und 1916 gab es dann eine Judenzählung, weil man dachte, die Juden sind zu feige, die sind nicht an der Front, die sind zu Hause geblieben. Und das war letztlich der wirkliche Dolchstoß, um das mal so auszudrücken, im 1. Weltkrieg, da hat dann endgültig Deutschland gezeigt, dass man nicht integrationsbereit war. Es ging nicht um die Juden, die waren integrationsfähig, die wollten in Deutschland Part werden, es ging darum, dass die Antisemiten hier schon ihre böse Fratze zeigten."
Antisemitische Grundhaltung
Auf Druck antisemitischer Verbände ordnete der preußische Kriegsminister Adolf Wild von Hohenborn am 11. Oktober 1916 die sogenannte Judenzählung an.
"Man muss sich das mal vorstellen: Da ist ein Soldat, der tagelang im Granatenfeuer liegt, der Sturmangriffe geführt hat, der gehungert hat mit seinen Kameraden, und der wird dann mal kurz nach hinten gerufen, um eine Judenzählung durchzuführen, um nachzuweisen, ob es auch genug tapfere Juden gibt. Das fing in einem Moment an, wo man dachte, man wäre wirklich endlich Teil dieses deutschen Volkes. Das zeigt ja eigentlich, dass Juden gar keine Chance hatten in der Armee überhaupt akzeptiert zu werden. Die Armee schaute zurück auf ein gutes Jahrhundert letztendlich der Unterdrückung jüdischer Gleichberechtigung."
Die Zählung, deren Ergebnisse nicht veröffentlicht wurden, zeigte, dass sogar überdurchschnittlich viele Juden an der Front kämpften. Und jeder sechste von ihnen, insgesamt 12.000 jüdische Soldaten, sollte im Ersten Weltkrieg ums Leben kommen. Immerhin wurden 2.000 Juden zu Offizieren ernannt. Allerdings stärkte das ihre Stellung nur bedingt:
"Bis auf Ausnahmen war die Reichswehr, das Offizierskorps, durch und durch antisemitisch. Man muss dazu aber auch sagen, dass natürlich im Erziehungsprozess über Jahrzehnte hinweg das Königshaus dafür gesorgt hat, dass diese antisemitische Grundhaltung da war. Ein Jude durfte Christen nichts befehlen. Das war offizielle Politik, und er durfte dementsprechend auch nicht Offizier werden."
Schon 17 Jahre vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten scheiterte mit der Judenzählung die Integrationspolitik. So sieht es Gideon Römer-Hillebrecht heute.
"Eine Gesellschaft muss auch integrationsbereit sein, um überhaupt sogenannte Minderheiten aufnehmen zu können, und das ist endgültig mit dem 1. Weltkrieg gescheitert."
Die Dolchstoßlegende
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kolportierten hohe Militärs und Antisemiten die Dolchstoßlegende: demokratische Politiker und das "internationale Judentum" seien dem angeblich "im Felde unbesiegten" deutschen Heer in den Rücken gefallen. Die ehemaligen jüdischen Soldaten, viele für ihre Tapferkeit dekoriert mit dem Eisernen Kreuz, sahen sich - vor allem in militärischen Kreisen - wieder an den Rand gedrängt. Deshalb gründeten sie 1919 den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten. Oberstleutnant Rainer Hoffmann ist heute Mitglied im Bund jüdischer Soldaten.
"Nach dem Kriege bildeten sich ja Kriegervereine oder Veteranenvereine, und diese Vereine haben vielfach keine Juden aufgenommen, und auch das war ein Grund, mit dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten eine Organisation zu schaffen, in der die jüdischen Soldaten sich organisieren konnten."
"Zu Beginn der 20er-Jahre gab es in Berlin antisemitische Krawalle und man baute jüdische Selbstschutzeinheiten auf, sodass man eigene Bereiche, Institutionen schützen konnte, bis die Polizei eingriff."
In einem Werbeflugblatt der jüdischen Veteranenorganisation ist 1920 zu lesen:
"Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten wird alles aufbieten, um zu verhindern, dass ruchlose Gesellen sich an jüdischem Leben vergreifen. Du, jüdischer Kamerad von einst, komm zu uns! Denk an die 12.000 jüdischen Heldengräber auf allen Kriegsschauplätzen der Welt. Du hast die heilige Pflicht dafür einzustehen, dass keiner deiner Kameraden als Drückeberger geschmäht wird."
Während es schon in den 1920er-Jahren im deutschen Judentum eine breite zionistische Bewegung gab, beharrte der Reichsbund auf seiner assimilatorischen Position, die Heimat der hiesigen Juden sei Deutschland:
"Er hat den damals entstehenden Bestrebungen, nach Palästina zu gehen, widersprochen, er wollte in Deutschland bleiben. (...) Es zeigt, wie stark der deutsche Patriotismus war unter deutschen Juden."
Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten entwickelte sich in der Weimarer Republik zu einem Sammelbecken. 1933 hatte er mehr als 50.000 Mitglieder:
"Es war die größte jüdische Massenorganisation, die es gab, das wird oft vergessen, er hatte erheblichen politischen Einfluss und es war ein Verein der wehrhaften Staatsbürger, wenn man so will. Verteidiger dessen, was wir heute eine multikulturelle Gesellschaft nennen. Und daran hat man auch geglaubt."
Holocaust wie ein Schatten über der Familie
Gründer des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten war Leo Löwenstein. Dem studierten Chemiker wurde 1917 das Eiserne Kreuz Erster Klasse verliehen. Im Januar 2014 ist in Aachen eine Kaserne nach ihm benannt worden.
"Wir Enkelkinder fühlen eine große Freude und Ehre darüber, dass die Kaserne den Namen von ihm bekommen hat."
Dan Löwenstein kann sich noch an seinen Großvater Leo Löwenstein erinnern, der 1956 starb. Auch Dans Schwester, Irene Hollander, extra aus Israel angereist, ist einerseits stolz, dass nun eine deutsche Kaserne nach ihrem Opa benannt wurde. Ganz wohl ist ihr dennoch nicht dabei:
"Für mich ist es schon ein Konflikt. Der Holocaust liegt die ganze Zeit wie ein Schatten über der ganzen Familie. Aber es ist ein Prozess, es hat sich viel verändert. Und Deutschland hat die Hand weit ausgestreckt, und ich glaube auch, dass das sehr ernst gemeint ist."
Die deutsche Reichswehr hat Leo Löwenstein viel zu verdanken - vor allem wegen seiner technischen Erfindungen. So hatte er Erfolg mit speziellen Schallmessungen, die die feindlichen Standorte bestimmen und als Ziel orten konnten. Seine mehr als 20 Erfindungen ließ er aber nicht patentrechtlich schützen, sondern übertrug deren Verwertung aus patriotischen Gründen dem deutschen Staat. Löwenstein und der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten setzten wie kaum ein anderer jüdischer Verband auf die Integration der deutschen Juden und lehnten den Zionismus ab.
"Mitte der 30er-Jahre hat auch der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten ein Auswanderungsbüro eingerichtet, irgendwann läuft das Fass über und dann erkennt man, du hattest mit deinem Glauben an Deutschland unrecht, es wird jetzt Zeit zu gehen. Viele haben das viel zu spät erkannt und sind dann von den Vernichtungsmaschinerien der Nazis umgebracht worden."
Auch Leo Löwenstein hat den brutalen Antisemitismus der Nationalsozialisten unterschätzt, berichtet dessen Enkelin Irene Hollander:
"Er war nationalistisch eingestellt. Wir haben zu Hause einen Brief, den er Hitler geschickt hat, und er schreibt ihm, dass er im Ersten Weltkrieg war, dass er seine Erfindungen dem deutschen Staat geschenkt hat. Dann fährt er fort: Ich bitte Sie, mich und meine Familie nicht in ein Konzentrationslager zu deportieren. Er machte sich noch 1942 große Hoffnungen, dass er nicht ins KZ müsse."
Leo Löwenstein und seine Frau überlebten das KZ Theresienstadt, emigrierten später nach Schweden und dann in die Schweiz.
250 jüdische Soldaten in der Bundeswehr
In den ersten Jahrzehnten nach dem Holocaust zog es nur wenige jüdische Männer in die Bundeswehr. Zu groß war das Entsetzen über den Massenmord, an dem auch das deutsche Militär beteiligt war. Doch diese Einstellung habe sich mittlerweile geändert, sagt Gideon Römer-Hillebrecht:
"Innerhalb der letzten Jahre gibt es eine Zunahme an jüdischen Soldaten. Jetzt haben wir eine Generation, die vor allem aus den ehemaligen Sowjetrepubliken kommt, und die kommen oft als Sieger, das heißt, sie sind die Nachfahren der siegreichen Roten Armee, das ist ein ganz anderes Selbstverständnis, und dort sind - natürlich auch aufgrund der Zeit - die Hemmungen gefallen, zur Bundeswehr zu gehen."
Heute gibt es in der deutschen Armee rund 250 jüdische Soldaten. 2006 wurde der Bund jüdischer Soldaten gegründet. Dieser sieht sich in einer Traditionslinie mit dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten - nicht jedoch als dessen Nachfolgeorganisation:
"Ja, wenn es darum geht, Erinnerungen an unsere Großväter, Urgroßväter aufrecht zu erhalten, an die Frontkämpfer, die um die Integration gekämpft haben. Aber nein, wenn es darum geht, einen rein assimilatorisch, antizionistischen Kurs, den man damals hatte, mitzutragen."
20 Prozent der Bevölkerung haben latente antisemitische Einstellungen
Der Bund jüdischer Soldaten bekennt sich eindeutig zum deutschen Staat, aber auch zu Israel. Antisemitismus spürt der stellvertretende Vorsitzende des jüdischen Soldatenbundes, Gideon Römer-Hillebrecht, vor allem außerhalb der Bundeswehr:
"Als bekannt wurde, dass es Juden in der Bundeswehr gibt - Anfang des Jahrhunderts jetzt - hat es gehagelt in rechtsextremen Webpages über uns, als Beweis dafür, dass die Bundeswehr ein Werkzeug des zionistisches Kampfes wäre, dass wir für Israel kämpfen würden."
Im Gegensatz zur jungen Bundeswehr der 60er- und 70er-Jahre sei Antisemitismus innerhalb der deutschen Streitkräfte heute kein gravierendes Problem mehr.
"In der Bevölkerung, wenn man davon ausgeht, dass gut 20 Prozent latente antisemitische Einstellungen haben, wäre es unnatürlich, davon auszugehen, dass man die in der Bundeswehr nicht antrifft. Die Bundeswehr als Parlamentsarmee geht aber wirklich rigoros dagegen vor."