Nein, nicht alles sei schlechter in der Corona-Krise:
"Look I've been trying to avoid shaking hands for years and then the rest of the world jumped on the bandwagon."
Als orthodoxer Jude vermeidet Ashley Blaker es schon seit Jahren, Frauen die Hand zu geben. So schreibe es seine Religion vor. Und jetzt - in der Pandemie-– machen auf einmal alle mit.
In seinen Witzen geht es um den Alltag als gläubiger Jude, der versucht, sich an die 613 Gebote der hebräischen Bibel zu halten. Noch im Februar lief Blakers Stand-up-Programm mehrere Wochen lang in New York. Die Rückkehr in seine Heimatstadt London gestaltete sich dann natürlich ganz anders als gedacht:
"Gone from a life where I was on my own. To not only back with the family but obviously we're all together and we never leave the house."
"Sechs Kinder? Vielleicht doch keine gute Idee"
Da ging es nicht nur vom einsamen Tour-Leben zurück zur Familie. Sondern zurück zur Familie, die die gesamte Zeit zu Hause ist. Wie sich das Kontaktverbot auf sein Leben auswirkt, hat der 45-Jährige in einem Programm verarbeitet, das er vor einigen Wochen aus dem jüdischen Kulturzentrum JW3 in London in die Welt streamte – ohne Publikum vor Ort:
"Eines kann ich mit Sicherheit sagen. Wenn plötzlich der landesweite Lockdown kommt, dann wirken sechs Kinder doch auf einmal wie eine schlechte Idee. Und für den Fall, dass Sie denken: Wow, das sind eine Menge Kinder! So ist das im orthodoxen Judentum. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass Familien Kinder im zweistelligen Bereich haben. Das macht aber auch Sinn: Denn was soll man abends sonst machen, wenn man keinen Fernseher hat."
Man hätte über ihn auch zu anderen Zeiten denken können, er unternehme Hamsterkäufe, wenn er sich im Supermarkt mit Lebensmitteln für eine Woche mit der Großfamilie eindecke, witzelt er an anderer Stelle.
"Auch wenn etwas furchtbar ist, kann man Witze machen"
Und als durch die Medien geht, dass trotz Lockdown in Nordlondon eine Hochzeit gefeiert wird und die Polizei einschreiten muss, meldet sich Ashley Blaker via Twitter zu Wort:
"Ich bin total geschockt und wütend über die Hochzeit! Das ist ja skandalös. Ich wurde nur zum Tanz eingeladen! Ein Geschenk kann das Paar vergessen."
Dieser Scherz kam allerdings nicht bei allen gut an:
"Dann hieß es: Das ist nicht lustig, die Sache ist zu furchtbar und zu schrecklich. Und genau: Es ist schlimm! Aber das schließt sich doch nicht aus: Auch wenn etwas furchtbar ist, kann man darüber doch Witze machen."
Soziale Netzwerke verleiten natürlich dazu, einfach mal schnell etwas Unüberlegtes rauszuhauen, was man später vielleicht bereut, sagt Ashley Blaker. Er mache sich jedes Mal Gedanken, wie weit er gehen könne: Jedes Mal überlege er, ob er zu dem Witz auch stehen könne, wenn sich jemand darüber beschwert. Schwer fällt Ashley Blaker derzeit auch, dass sein religiöser Alltag nicht abläuft wie gewohnt:
"Für praktisch alles im Judentum braucht man andere Juden. Für fast alle Rituale. Man braucht zehn Juden für dieses, drei Juden für jenes. Die Religion ist nicht darauf ausgelegt, allein praktiziert zu werden. Das ist sehr, sehr schwierig im Moment."
Rabbis auf Zoom
Es sei hart, auf diese Gemeinschaft verzichten zu müssen – insbesondere in dieser Zeit. Sein Rabbi in seiner Gemeinde in Nordlondon sei allerdings schon recht erfinderisch geworden. Der sei neuerdings auch regelmäßig online:
"Also dieselben Rabbiner, die sonst das Internet verbieten, trifft man jetzt bei Zoom. Ich bin davon überzeugt: Wenn das hier überstanden ist, bekommen alle, die mitgemacht haben, Ärger. Also im Moment ändert sich ja wirklich in vielen Lebensbereichen etwas. Ohne Zweifel auch in der orthodoxen jüdischen Welt: Das Internet ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken."
Für seine Religion ist das Zusammenkommen mit anderen Gläubigen essentiell und auch für seine Arbeit auf der Bühne braucht er das Publikum. Ashley Blaker sehnt sich nach seinem Alltag zurück. Und bis dahin? Ashley Blaker - das ist sicher – wird das Material für Ironie in der Corona-Krise nicht ausgehen!
"Jetzt, da wir das Haus nur noch einmal am Tag verlassen dürfen – mein Top-Tipp für alle jüdisch-orthodoxen Frauen, die zusehen: Man kann die Polizei austricksen: Einen Spaziergang kann man mit Perücke machen, und einen zweiten mit dem Kopftuch!"