Jahrzehntelang wurde die Tatsache, dass es auch jüdischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten gegeben hat, von Überlebenden des Holocaust, auch von Historikern in Büchern beschrieben, von der Öffentlichkeit aber so gut wie nicht zur Kenntnis genommen. Dazu hatte nicht wenig eine frühe Grundsatzentscheidung des Bundesgerichtshofs beigetragen, wonach Widerstand gegen den Nationalsozialismus als solcher nur dann anerkannt werden sollte, wenn er "aus dem Zentrum der Macht zum totalen Umsturz des Systems beigetragen" habe. So wurde die Konzentration auf die "Männer des 20.Juli" Teil des Gründungsmythos‘ der Bundesrepublik: erst in den 90er Jahren wurde genauer hingesehen und untersucht, auf welche Weise viele Juden auf den nationalsozialistischen Terror reagiert hatten: zunächst und vor allem durch das, was man "kulturellen Widerstand" nennen könnte: durch die ständige Selbstbehauptung als Juden, durch täglich neues Bekräftigen der eigenen Identität, der gelebten Traditionen. Der Gastgeber der Konferenz, Peter Steinbach, von der Gedenkstätte Deutscher Widderstand:
"Wenn es um die Vorbereitung der absoluten Katastrophe geht, dann sind doch diejenigen, die von dieser Bedrohung betroffen sind, schon in dem Moment widerständig, in dem sie den Nationalsozialisten die Bestimmung von Geschichtsbildern, die in die Zukunft weisen, abnehmen. Indem, sie Zeugnisse sammeln vom Schrecken. Indem sie Kultur bewahren, Lieder bewahren - im Moment der allergrößten existenziellen Bedrohung der eigenen Angehörigen."
Konkret zeigte sich der Widerstand etwa in den Gutshöfen: den "Lehrgütern" der zionistischen Chaluz-Bewegung, in denen jüdische Jugendliche auf landwirtschaftliche Arbeit in Palästina vorbereitet wurden; es gab sie in vielen europäischen Ländern, bis 1943 auch in Deutschland. Und für viele wurden sie zur letzten Rettung; rund 2000 junge, Juden etwa verhalfen sie zur Flucht nach Großbritannien, Zahlen aus anderen Ländern gibt es nicht - wie überhaupt die wissenschaftliche Aufarbeitung des jüdischen Widerstands gegen die Nationalsozialisten große Lücken aufweist. Dies als Problem bewusst zu machen, versammelt die Konferenz Wissenschaftler aus elf Ländern. Sie berichten von jüdischen Partisanenkämpfern etwa in Kroatien oder in Italien, dort werden vier Konzentrationslager angegriffen, in drei Fällen gelingt die Befreiung aller Gefangenen. Die Forscher reflektieren die Aufstände in Gettos, in Internierungs- und Vernichtungslagern, die vielen Fluchtversuche aus den Deportationszügen, die Untergrundbewegungen in den von Deutschen besetzten Gebieten: die Verfolgten halfen, so gut es eben ging, die Flugblätter druckten, auch ganze Zeitungen herausgaben. In Nizza zum Beispiel: wohin sich einmal zwei jüdische Flüchtlinge aus polnischen Lagern auf abenteuerliche Weise hatten retten können: ihr Bericht wurde ausführlich dokumentiert, um der Nazi-Propaganda von den "Arbeitslagern" etwas entgegenzusetzen und aufzuklären darüber, was die Deportation nach Auschwitz wirklich bedeutete: den sicheren Tod.
Für den Holocaust-Forscher, Erziehungswissenschaftler und Publizisten Micha Brumlik wird mit der Konferenz:
"Der Mythos, dass die europäischen Juden sich wie Lämmer zur Schlachtbank hätten führen lassen, widerlegt. Diese Konferenz beweist, dass das Warschauer Getto wirklich nicht der einzige Fall von Widerstand gewesen ist; was ich noch bemerkenswert fand, war, dass es auch keineswegs nur einen zionistischen Rettungswiderstand gegeben hat, sondern dass es Jüdinnen und Juden aller Fraktionen waren - von den Assimilitionisten über die Religiösen, den Kommunisten bis hin eben auch zu den Zionisten eine Gruppe unter vielen gewesen ist, die sich an Widerstand und Rettung beteiligt haben."
Das Spektrum jüdischen Widerstands, das die Konferenz aufzeigt, wird von dem in Deutschland üblichen politischen Widerstandsbegriff nicht abgedeckt. Für seinen Vorschlag, wie damit umzugehen sei, erfuhr Peter Steinbach großen Zuspruch:
"Das ist auf lange Sicht die große Aufgabe der Widerstandsgeschichte: dass sie den Überschlag schafft von dem rein antiquarischen, nationalstaatlich aufgeladenen Interesse zu einem menschenrechtlichen Exempel und das in dem Eintreten für die eigenen Traditionen, für die eigene Kultur, für die eigene Religion. Und gleichzeitig dieses Eintreten verbindet mit einem stellvertretenden mitmitmenschlichen Handeln."
"Wenn es um die Vorbereitung der absoluten Katastrophe geht, dann sind doch diejenigen, die von dieser Bedrohung betroffen sind, schon in dem Moment widerständig, in dem sie den Nationalsozialisten die Bestimmung von Geschichtsbildern, die in die Zukunft weisen, abnehmen. Indem, sie Zeugnisse sammeln vom Schrecken. Indem sie Kultur bewahren, Lieder bewahren - im Moment der allergrößten existenziellen Bedrohung der eigenen Angehörigen."
Konkret zeigte sich der Widerstand etwa in den Gutshöfen: den "Lehrgütern" der zionistischen Chaluz-Bewegung, in denen jüdische Jugendliche auf landwirtschaftliche Arbeit in Palästina vorbereitet wurden; es gab sie in vielen europäischen Ländern, bis 1943 auch in Deutschland. Und für viele wurden sie zur letzten Rettung; rund 2000 junge, Juden etwa verhalfen sie zur Flucht nach Großbritannien, Zahlen aus anderen Ländern gibt es nicht - wie überhaupt die wissenschaftliche Aufarbeitung des jüdischen Widerstands gegen die Nationalsozialisten große Lücken aufweist. Dies als Problem bewusst zu machen, versammelt die Konferenz Wissenschaftler aus elf Ländern. Sie berichten von jüdischen Partisanenkämpfern etwa in Kroatien oder in Italien, dort werden vier Konzentrationslager angegriffen, in drei Fällen gelingt die Befreiung aller Gefangenen. Die Forscher reflektieren die Aufstände in Gettos, in Internierungs- und Vernichtungslagern, die vielen Fluchtversuche aus den Deportationszügen, die Untergrundbewegungen in den von Deutschen besetzten Gebieten: die Verfolgten halfen, so gut es eben ging, die Flugblätter druckten, auch ganze Zeitungen herausgaben. In Nizza zum Beispiel: wohin sich einmal zwei jüdische Flüchtlinge aus polnischen Lagern auf abenteuerliche Weise hatten retten können: ihr Bericht wurde ausführlich dokumentiert, um der Nazi-Propaganda von den "Arbeitslagern" etwas entgegenzusetzen und aufzuklären darüber, was die Deportation nach Auschwitz wirklich bedeutete: den sicheren Tod.
Für den Holocaust-Forscher, Erziehungswissenschaftler und Publizisten Micha Brumlik wird mit der Konferenz:
"Der Mythos, dass die europäischen Juden sich wie Lämmer zur Schlachtbank hätten führen lassen, widerlegt. Diese Konferenz beweist, dass das Warschauer Getto wirklich nicht der einzige Fall von Widerstand gewesen ist; was ich noch bemerkenswert fand, war, dass es auch keineswegs nur einen zionistischen Rettungswiderstand gegeben hat, sondern dass es Jüdinnen und Juden aller Fraktionen waren - von den Assimilitionisten über die Religiösen, den Kommunisten bis hin eben auch zu den Zionisten eine Gruppe unter vielen gewesen ist, die sich an Widerstand und Rettung beteiligt haben."
Das Spektrum jüdischen Widerstands, das die Konferenz aufzeigt, wird von dem in Deutschland üblichen politischen Widerstandsbegriff nicht abgedeckt. Für seinen Vorschlag, wie damit umzugehen sei, erfuhr Peter Steinbach großen Zuspruch:
"Das ist auf lange Sicht die große Aufgabe der Widerstandsgeschichte: dass sie den Überschlag schafft von dem rein antiquarischen, nationalstaatlich aufgeladenen Interesse zu einem menschenrechtlichen Exempel und das in dem Eintreten für die eigenen Traditionen, für die eigene Kultur, für die eigene Religion. Und gleichzeitig dieses Eintreten verbindet mit einem stellvertretenden mitmitmenschlichen Handeln."