"Wo wir hier stehen, unter der Kuppel, unter dem Sternenhimmel, dieser Teil, bis hierher, das war der erste Teil. Und dann war die Synagoge zu klein und da hat man sie 1892 zum Längsbau erweitert."
Der Baseler Edouard Selig ist stolz auf die prächtige Synagoge seiner Heimatstadt im byzantinischen Stil. Edouard Selig ist Mitglied der Geschäftsleitung beim Schweizerisch-Israelitischen Gemeindebund, der Dachorganisation für die jüdischen Interessen in dem Alpenland und schreibt als Buchautor über die Geschichte und Religion der Juden in der Schweiz.
"Jetzt gehen wir da nach vorne. Dieser Thoravorhang ist aus dem Jahr der Einweihung der Synagoge. Sie sehen die Krone, also einen Priesterhut für die Thora, dann sehen Sie die Symbole für die drei Pilgerfeste, Ostern, Pessach, das ist die Gerste, Schawuot, Wochenfest Pfingsten, das sind die Blumen auf dem Berg Sinai bei der Thora-Gebung, zehn Gebote und dort rechts ein Palmwedel, Zitrone für das Laubhüttenfest, das Sukkotfest."
Hinter einem prächtigen Vorhang befindet sich das Heiligste der Synagoge. Etwa ein Dutzend reich verzierter Thorarollen in verschiedenen Größen und von unterschiedlichem Alter.
"Da sehen Sie jetzt diese Rollen mit den fünf Moses-Büchern. Das ist eine alte Rolle, also fünfzig Jahre. Sie sehen auch, damals hat man die Rollen so groß gemacht. Und das sind jetzt neuere Rollen. Heute macht man sie kleiner."
Wenn man die große Synagoge verlässt, gelangt an einem Brunnen vorbei zur Bibliothek der jüdischen Gemeinde, die von Edouard Selig geleitet wird.
"Die Juden sind in Basel gut integriert. Wir haben ein gutes Verhältnis zur Baseler Regierung. Es war auch einmal ein Mitglied unserer Gemeinde, Ralf Levin, Regierungsrat, wir haben immer mal wieder jüdische Parlamentarier. Einer der Regierungsräte war früher Trainer bei einem jüdischen Sportklub. So entstehen Freundschaften. Aber wenn jetzt keine Juden mehr in Basel leben würden, was vielleicht mal möglich ist, dann würde ein Farbtupfer fehlen hier."
Heute leben rund 1200 Juden in Basel. Sie schicken ihre Kinder in jüdische Kindergärten und auf jüdische Schulen. Es gibt auch ein jüdisches Altersheim, einen jüdischen Friedhof, zwei koschere Restaurants und einige Läden mit koscheren Lebensmitteln. Aber die jüdische Gemeinde schrumpft. Viele ziehen weg von Basel, nach Zürich oder in die USA, andere gehen nach Israel. Mit einem besonderen Bildungs- und Arbeitsangebot versucht die kleine jüdische Gemeinde in Basel junge Menschen in die Wirtschaftsmetropole am Rhein zu holen.
Ein paar Straßen von der Synagoge entfernt, liegt das jüdische Museum der Schweiz. Im Hof sind zahlreiche Grabsteine aufgestellt. Gaby Koch-Mund, die Direktorin des jüdischen Museums, erklärt warum:
"Es sind die ältesten erhaltenen Grabsteine jüdischer Herkunft, die es in der Schweiz gibt. Wir haben Grabsteine von Frauen, wir haben Grabsteine von Männern. Und man hat die hier ganz in der Nähe vom Museum gefunden, auf dem Gebiet der heutigen Universität, die keine hundert Meter vom Museum weg ist. 1222 ist der älteste dieser Grabsteine. Da beginnt die Siedlungsgeschichte in der Schweiz. Das war die erste jüdische Gemeinde."
Die Juden wurden damals mit offenen Armen empfangen. Man brauchte sie als Kapitalgeber. Im Gegensatz zur christlichen Bevölkerung durften die Juden Geld verleihen. Und Geld brauchte der damalige Baseler Bischof für ein kostspieliges Projekt. Er ließ eine Brücke über den Rhein bauen, mit jüdischem Geld. Die jüdische Gemeinde erlebte rund hundert friedliche Jahre in Basel. Es gab eine Synagoge und ein rituelles Tauchbad. Als im Jahr 1348 die Pest in Basel wütete, gab man den Juden dafür die Schuld. Bei einem Pogrom kamen fast alle Juden in Basel um. Auf Weise diese hatte man sich auch gleichzeitig seiner Gläubiger entledigt und musste das geliehene Geld nicht zurückzahlen. Erst 1805 zogen dann wieder Juden in so großer Zahl nach Basel, dass man von einer dauerhaften neuen jüdischen Besiedlung sprechen kann. Einem historischen Höhepunkt für das Judentum insgesamt erlebte Basel dann Ende des 19. Jahrhunderts. Diesem Ereignis widmet das Museum eine eigene Ausstellung.
"Der erste Zionistenkongress, also die Versammlung vieler am Zionismus interessierter Personen hat 1897 in Basel stattgefunden. Und wir haben diverse Objekte hier. Wir haben hier ein Plakat, da sieht man, wann der Kongress war, und man sieht die Teilnehmer, die aus ganz Europa gekommen sind mit Herzl in der Mitte. Und wir hier dann auch diese programmatische Schrift von Herzl über den Judenstaat. Und man hat dann auch diese Aussage, in Basel habe ich den Judenstaat gegründet."
Sakrale Kunst, Thorarollen, zeithistorische Dokumente, Gegenstände des Alltags und ständig wechselnde Sonderausstellungen geben einen Einblick in die lange Geschichte jüdischen Lebens in Basel. Für die jüdischen Besucher sind die Objekte des Museum eine Reise in die eigene Religionsgeschichte, für Nichtjuden ist es eine Begegnung mit einer bis dahin oftmals unbekannten Welt.
"Einfach einmal etwas von einer anderen Kultur oder Religion zu vermitteln. Und das ist eine wichtige Aufgabe. Viele Schulklassen bestehen heutzutage ja auch verschiedenen Religionen und Kulturkreisen und für die Schüler ist es wichtig zu erfahren, wie eine andere Minderheit lebt und wie diese Minderheit eigentlich sehr gut in die Gesellschaft integriert ist. Zu sehen, wie die Integration geht, ohne seine eigene Kultur aufzugeben."
Der Baseler Edouard Selig ist stolz auf die prächtige Synagoge seiner Heimatstadt im byzantinischen Stil. Edouard Selig ist Mitglied der Geschäftsleitung beim Schweizerisch-Israelitischen Gemeindebund, der Dachorganisation für die jüdischen Interessen in dem Alpenland und schreibt als Buchautor über die Geschichte und Religion der Juden in der Schweiz.
"Jetzt gehen wir da nach vorne. Dieser Thoravorhang ist aus dem Jahr der Einweihung der Synagoge. Sie sehen die Krone, also einen Priesterhut für die Thora, dann sehen Sie die Symbole für die drei Pilgerfeste, Ostern, Pessach, das ist die Gerste, Schawuot, Wochenfest Pfingsten, das sind die Blumen auf dem Berg Sinai bei der Thora-Gebung, zehn Gebote und dort rechts ein Palmwedel, Zitrone für das Laubhüttenfest, das Sukkotfest."
Hinter einem prächtigen Vorhang befindet sich das Heiligste der Synagoge. Etwa ein Dutzend reich verzierter Thorarollen in verschiedenen Größen und von unterschiedlichem Alter.
"Da sehen Sie jetzt diese Rollen mit den fünf Moses-Büchern. Das ist eine alte Rolle, also fünfzig Jahre. Sie sehen auch, damals hat man die Rollen so groß gemacht. Und das sind jetzt neuere Rollen. Heute macht man sie kleiner."
Wenn man die große Synagoge verlässt, gelangt an einem Brunnen vorbei zur Bibliothek der jüdischen Gemeinde, die von Edouard Selig geleitet wird.
"Die Juden sind in Basel gut integriert. Wir haben ein gutes Verhältnis zur Baseler Regierung. Es war auch einmal ein Mitglied unserer Gemeinde, Ralf Levin, Regierungsrat, wir haben immer mal wieder jüdische Parlamentarier. Einer der Regierungsräte war früher Trainer bei einem jüdischen Sportklub. So entstehen Freundschaften. Aber wenn jetzt keine Juden mehr in Basel leben würden, was vielleicht mal möglich ist, dann würde ein Farbtupfer fehlen hier."
Heute leben rund 1200 Juden in Basel. Sie schicken ihre Kinder in jüdische Kindergärten und auf jüdische Schulen. Es gibt auch ein jüdisches Altersheim, einen jüdischen Friedhof, zwei koschere Restaurants und einige Läden mit koscheren Lebensmitteln. Aber die jüdische Gemeinde schrumpft. Viele ziehen weg von Basel, nach Zürich oder in die USA, andere gehen nach Israel. Mit einem besonderen Bildungs- und Arbeitsangebot versucht die kleine jüdische Gemeinde in Basel junge Menschen in die Wirtschaftsmetropole am Rhein zu holen.
Ein paar Straßen von der Synagoge entfernt, liegt das jüdische Museum der Schweiz. Im Hof sind zahlreiche Grabsteine aufgestellt. Gaby Koch-Mund, die Direktorin des jüdischen Museums, erklärt warum:
"Es sind die ältesten erhaltenen Grabsteine jüdischer Herkunft, die es in der Schweiz gibt. Wir haben Grabsteine von Frauen, wir haben Grabsteine von Männern. Und man hat die hier ganz in der Nähe vom Museum gefunden, auf dem Gebiet der heutigen Universität, die keine hundert Meter vom Museum weg ist. 1222 ist der älteste dieser Grabsteine. Da beginnt die Siedlungsgeschichte in der Schweiz. Das war die erste jüdische Gemeinde."
Die Juden wurden damals mit offenen Armen empfangen. Man brauchte sie als Kapitalgeber. Im Gegensatz zur christlichen Bevölkerung durften die Juden Geld verleihen. Und Geld brauchte der damalige Baseler Bischof für ein kostspieliges Projekt. Er ließ eine Brücke über den Rhein bauen, mit jüdischem Geld. Die jüdische Gemeinde erlebte rund hundert friedliche Jahre in Basel. Es gab eine Synagoge und ein rituelles Tauchbad. Als im Jahr 1348 die Pest in Basel wütete, gab man den Juden dafür die Schuld. Bei einem Pogrom kamen fast alle Juden in Basel um. Auf Weise diese hatte man sich auch gleichzeitig seiner Gläubiger entledigt und musste das geliehene Geld nicht zurückzahlen. Erst 1805 zogen dann wieder Juden in so großer Zahl nach Basel, dass man von einer dauerhaften neuen jüdischen Besiedlung sprechen kann. Einem historischen Höhepunkt für das Judentum insgesamt erlebte Basel dann Ende des 19. Jahrhunderts. Diesem Ereignis widmet das Museum eine eigene Ausstellung.
"Der erste Zionistenkongress, also die Versammlung vieler am Zionismus interessierter Personen hat 1897 in Basel stattgefunden. Und wir haben diverse Objekte hier. Wir haben hier ein Plakat, da sieht man, wann der Kongress war, und man sieht die Teilnehmer, die aus ganz Europa gekommen sind mit Herzl in der Mitte. Und wir hier dann auch diese programmatische Schrift von Herzl über den Judenstaat. Und man hat dann auch diese Aussage, in Basel habe ich den Judenstaat gegründet."
Sakrale Kunst, Thorarollen, zeithistorische Dokumente, Gegenstände des Alltags und ständig wechselnde Sonderausstellungen geben einen Einblick in die lange Geschichte jüdischen Lebens in Basel. Für die jüdischen Besucher sind die Objekte des Museum eine Reise in die eigene Religionsgeschichte, für Nichtjuden ist es eine Begegnung mit einer bis dahin oftmals unbekannten Welt.
"Einfach einmal etwas von einer anderen Kultur oder Religion zu vermitteln. Und das ist eine wichtige Aufgabe. Viele Schulklassen bestehen heutzutage ja auch verschiedenen Religionen und Kulturkreisen und für die Schüler ist es wichtig zu erfahren, wie eine andere Minderheit lebt und wie diese Minderheit eigentlich sehr gut in die Gesellschaft integriert ist. Zu sehen, wie die Integration geht, ohne seine eigene Kultur aufzugeben."