Das Festjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" soll Einblicke in jüdisches Leben geben - auch, um Antisemitismus und Vorurteilen zu begegnen. "Wir Jüdinnen und Juden feiern, dass wir leben", so Rebecca Seidler, "trotz der Widrigkeiten und auch der Versuche, jüdisches Leben hier gänzlich auszulöschen."
Seidler ist Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, der größten progressiven jüdischen Gemeinde Deutschlands.
Schulbücher zeigen ein falsches Bild
Seidler beklagt, dass zu wenig bekannt ist über die "innerjüdische Vielfalt". Stattdessen sei das Bild der Juden bestimmt von "Exotisierung und Folklorisierung". In Schulbüchern und Medienberichten würden häufig Bilder genommen von ultra-orthodoxen Menschen, da diese eben vermeintlich jüdisch sichtbar seien.
Dieses Bild präge, sagte Seidler - und müsse durchbrochen werden. Bei der Bildungsarbeit mit Schulklassen erlebe sie oft "platte Erkenntnisse: Ach, so normal sind Juden."
Lob für den Antisemitismusbeauftragen
Seidler lobte die Arbeit des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein. Dadurch werde eine kontinuierliche Auseinandersetzung angestoßen.
Letztlich sei aber die Gesamtgesellschaft gefordert, sich tagtäglich gegen Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Fremdenfeindlichkeit zu stellen. Kein jüdisches Fest finde ohne Polizeischutz statt. Das sei schwierig.