Es war eine Nachricht, mit der so nicht zu rechnen war: Jürgen Klopp wird am Januar "Head of Global Soccer" bei Red Bull. In seiner neuen Funktion wird Klopp das Netzwerk der von Red Bull kontrollierten Fußballclubs leiten.
"Gerechnet habe ich damit nicht. Es hatte sich auch nichts wirklich angedeutet", sagte Elmar Neveling, Biograf von Jürgen Klopp im Deutschlandfunk. "Allerdings ist mein Empörungslevel nicht so hoch, wie das sonst allgemein zu beobachten ist, wenn man seinen Werdegang und auch seine Rolle abseits des Fußballfeldes betrachtet. Allein wenn ich an die Präsenz der Werbefigur denke, die er seit Jahren ist, teilweise auch für durchaus kritisierte Firmen. Dann finde ich es nicht so völlig überraschend, dass der diesen Schritt jetzt geht."
Wechsel stößt Fans sauer auf
Red Bull wird vor allem von Fußballfans heftig kritisiert. Der Vorwurf: Der Konzern nutzt ganze Fußballclubs als Werbefläche, ohne Rücksicht auf die traditionellen Werte des Fußballs, für die die Fans immer wieder einstehen. Auch Klopp galt nach seinen langen Engagements beim 1. FSV Mainz 05, Borussia Dortmund und dem FC Liverpool als Fußball-Traditionalist. Der Wechsel zu Red Bull stößt deswegen vielen Fans sauer auf.
Klopp selbst begründete seinen Wechsel zu Red Bull damit, nicht mehr alle drei Tage an der Seitenlinie stehen zu wollen und nun lieber aus der zweiten Reihe heraus entwickeln zu wollen. "Er hat schon als Trainer gerne entwickelt. Und das ist sicherlich eine Aufgabe, wo er seine Expertise einbringen kann", sagte Neveling.
Allerdings hätte Klopp diesen Job auch bei einem anderen Bundesligisten machen können, meinte der Biograf. "Das ist ein Widerspruch, den man nicht ganz aufgelöst bekommt bei ihm, wo er sagt, dass er nicht gewillt war, weiter in dieser Mühle zu arbeiten", sagte er. "Aber offensichtlich reizt es ihn dann doch gleichzeitig für fünf oder sechs Vereine tätig zu sein und dieses übergeordnete Arbeiten machen zu können."
Klopp war "Bundestrainer der Herzen"
Nicht nur nach seinem Abgang vom FC Liverpool wurde Jürgen Klopp bereits nach Nachfolger von Julian Nagelsmann als Trainer der deutschen Nationalmannschaft gehandelt. Gerade bei Traditionalisten galt Klopp häufig als "Bundestrainer der Herzen".
Bei eben diesen Traditionalisten habe dieses Image nun gelitten, sagte Neveling. "Ich glaube aber nicht, dass wenn der DFB jetzt in zwei, drei, vier Jahren einen neuen Bundestrainer sucht, dass man dann nicht Klopp nimmt, weil der ja zuletzt für Red Bull gearbeitet hat. Ich glaube, das wird den Entscheidern beim DFB relativ egal sein."
Rückkehr nach Dortmund wäre "schwierig zu vermitteln"
Anders könne das jedoch bei Borussia Dortmund aussehen. Viele BVB-Fans haben zuletzt immer wieder auf einer Rückkehr Klopps zum BVB gehofft. Jetzt wäre eine Rückkehr "schwierig zu vermitteln", sagte Neveling. "Er war vor wenigen Wochen noch in Dortmund beim Abschiedsspiel von Lukas Piszczek und Jakub Blaszczykowski und hat sich von der Südtribüne feiern lassen. Er wusste mit Sicherheit schon, wohin ihn sein Weg ab Januar führen wird. Ich bin mir sicher, man hätte ihn anders begrüßt, wenn das schon bekannt gewesen wäre. Da irgendwann glaubhaft zu vermitteln, dass er zurück nach Dortmund geht, schließe ich fast aus. Ich glaube aber auch nicht, dass das zu seiner Lebensplanung gehört."
Neveling könne die Enttäuschung der Fans verstehen, sagt aber: "Er hat sich nie distanziert von Konstrukten wie Red Bull." Letztendlich sei Fußball auch nur ein Geschäft. "Die meisten Identifikationspunkte bringen einfach die Fans mit und die sind nicht abhängig von Trainer, Verein und Spielern. Es ist rein bezogen auf die Liebe zum Verein. Das ist bei Trainern eben anders und das ist Klopp auch keine Ausnahme."