Der politische Kosmos hat darauf mit einer seltenen Demonstration von Haltung reagiert: in der Symbolik staatlicher Repräsentation (Fahnen auf Halbmast) wie auch in der kompletten Verlogenheit der Würdigungen durch die Gegner zeigt sich, dass der Mensch das Ungeheuerliche eines solchen Todes fürchtet und durch eine große Künstlichkeit der Reaktion zu bannen sucht. De mortuis nil nisi bene: auch das gehört zu unserer Kultur, dass der Tod die üblichen Spielregeln des Diskurses eine zeitlang außer Kraft setzt.
Wie tief der Schock dieser schockierend gewollten Todesinszenierung geht, lässt sich auch an dem Metaphernschwurbel ablesen, den die Presse entfacht. Da werden die Bilder von Aufstieg und Absturz in unendlichen Varianten durchdekliniert; die Frankfurter Rundschau bemüht sogar den antiken Mythos von Dädalus und Ikarus, um dem tiefen Fall gewissermaßen mehr Momentum zu verleihen, und auch der Begriff 'Absprung' ist im Hinblick auf Möllemann mehrdeutig. Rührend wirkt die Überforderung der Kommentatoren, sprachlich mit einem Phänomen zurecht zu kommen, das zu den großen Themen der Literatur gehört und eines Shakespeare würdig wäre: die Radikalität des Bösen, der Selbstvernichtung.
Schon vor dem grässlichen Aufprall gestern Mittag auf einem Feld neben dem Flugplatz Loemühle bei Marl ist Jürgen W. Möllemann aus dem Universum der Festkörperphysik in jenes der Metaphysik gesprungen - vielleicht zum ersten Mal.
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