Jérémie Navarro wirft einen Euro in den Geld-Schlitz einer hohen silbernen Metallsäule. Dann legt er direkt darüber seinen Zeigefinger auf eine kleine leuchtende Scheibe, die seinen Fingerabdruck scannt. In einem kleinen Fach daneben schließt er sein Smartphone an eines der Kabel an. Das Fach schließt sich. Hier bleibt das Handy bis es aufgeladen ist. Um es herauszuholen, scannt man erneut seinen Fingerabdruck: Automatisch öffnet sich das dazugehörige Fach und gibt das Telefon frei, erklärt Jérémie die Geschäftsidee von "The Charging Place" - einer Aufladesäule für Handys.
Einen Schlüssel könne man verlieren, erklärt Anne Mouchet, Jérémies Business-Partnerin, einen Code könnte jemand anderes beobachten. "Wir wollten also die sicherste Variante haben – und das war für uns der digitale Fingerabdruck."
Start-up entwickelt Handy-Ladestationen für Festivalbesucher
Diese Lademaschinen verleihen Jéremie und Anne gegen Geld bei Festivals, in Kneipen oder Klubs. Im Frühjahr 2014 setzten die beiden ihre Idee zum ersten Mal um – basierend auf eigenen Erfahrungen, erzählt Anne.
"Wir sind beide selbst typische Kunden für uns. Wir sind immer unterwegs, kaum zu Hause, und haben viel zu organisieren. Es passiert also oft, dass unserem Smartphone die Batterie ausgeht. Und das kann einen Abend ruinieren, wenn man eine wichtige Adresse, Telefonnummern oder Wegbeschreibungen im Handy hat. Dann kann man nur noch nach Hause gehen."
In Zusammenarbeit mit Ingenieuren wurden die Ladetürme entworfen. Eine Firma stellte einen Prototyp her, und Anne und Jérémie gingen mit fünf Maschinen in eine Testphase. Es hat nicht gleich alles perfekt geklappt, aber die beiden haben die Funktionen immer weiter verfeinert. Dazu haben die zwei Studenten einen Kredit bei einer Bank aufgenommen.
"Eine Zeit lang hatte wir starke Zweifel. Vor allem, als wir das erste Geld investiert hatten. Wir hatten Angst und fragten uns: Wird das funktionieren? Wir investieren hier 10.000 Euro. Wenn das schief geht, müssen wir die zurückzahlen. Wir haben es trotzdem gemacht. Wir haben ja Unternehmertum studiert. Da haben wir gelernt, dass der beste Weg ist, nach vorne zu schauen und zu probieren, ob unsere Ideen funktionieren."
Heute leben die beiden davon. Ihr kleines Unternehmen wächst, sie haben mittlerweile ihre Ladetürme an mehreren Orten in Frankreich installiert. Man müsse selbst der Motor seiner Projekte sein, um die wirtschaftliche Lage in Frankreich zu verbessern, so das Credo der beiden. Es gebe davon noch zu wenige im Land. Aber es werden immer mehr. Ihr unverzichtbarer Unterstützer: das Internet.
Über das Internet zum Job
Gerade junge Künstler wie der Rapper Aladin verdanken ihre Popularität Plattformen wie Youtube. Yvick Letexier alias Mister V. hat es über selbst gemachte Clips im Netz mittlerweile als Showgröße ins Fernsehen und die französische Komikerszene geschafft.
Hugo Travers - dunkelblonde Haare, jungenhaftes Gesicht - scrollt mit der Maus über die Website mit dem Namen "Radio London".
"Radio London, die Internetseite, hat eine Mannschaft aus jungen Leuten zusammengestellt, die - wie ich - ein Interesse am Journalismus und Aktualität haben. Daraus ist ein Bürgermedium geworden, das von jungen Leuten gemacht wird."
Hugo war 15, als er das Projekt startete. Als Hashtag bei Twitter zu den Präsidentschaftswahlen 2012. Dort wurde verschlüsselt über Witze verkündet, wer Frankreichs neuer Präsident ist - und zwar vor 20 Uhr, der Sperrfrist, an die sich französische Medien halten mussten - obwohl belgische oder Schweizer Journalisten erste Hochrechnungen bereits vermeldeten.
Junge Journalisten machen etablierten Medien Konkurrenz
Die vielen Interessenten, die der Hashtag an dem Abend zog, schafften die Basis für "Radio London" sich weiterzuentwickeln.
"Viele unserer Redakteure wollen später Journalisten werden. Für sie ist das ganz klar eine riesige Chance, Reportagen zu machen und damit auch noch so gut sichtbar zu sein. Auf Twitter haben wir mittlerweile 27.000 Follower und Tausende von Abonnenten auf Facebook. Wer hier schreibt, wird also stark wahrgenommen, obwohl es Schüler oder Studenten sind - einfach nur weil sie gut schreiben."
Die Seite ist nicht kommerziell. Hugo Travers hat es abgelehnt, dort Werbung zu platzieren. Dennoch hofft er, sich mit finanzieller Unterstützung demnächst weiter professionalisieren zu können. Deshalb haben die Macher von "Radio London" einen Verein gegründet - mit dem Ziel, staatliche Subventionen zu bekommen. Auch über Crowdfunding - also finanzielle Unterstützung von Internetnutzern - wird in der jungen Initiative nachgedacht, bei der heute etwa 40 Freiwillige mitmachen.
"Alle, die schreiben können, können hier umsonst Erfahrung sammeln. Auf einem Arbeitsmarkt, bei dem es im Moment sehr schwierig ist, sein Profil zu schärfen, zu zeigen, dass man motiviert ist. Das ist nicht nur gut für uns selbst, sondern auch für unser Berufsleben."